Agenda-21-Gruppen in Freising:"Wir wollen die breite Bevölkerung mobilisieren"

Lesezeit: 3 min

Beeindruckende Aktion der Agenda-Gruppe Energie und Klima: Im Oktober 2019 versank der Marienplatz in einem Meer aus Gelben Säcken. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Agenda-21-Gruppe Energie und Klima hat schon viel erreicht. So ist ihr die Solarpflicht auf den Dächern der Stadt Freising zu verdanken. Das große Ziel aber ist, die Energiewende zu schaffen.

Von Gudrun Regelein, Freising

Die Agenda 21 wurde 1992 bei der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro verabschiedet. Sie ist ein entwicklungs- und umweltpolitisches Aktionsprogramm mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit für das 21. Jahrhundert. In Freising fiel der Stadtratsbeschluss, auf lokaler Ebene die Agenda 21 umzusetzen, im Juli 1997 einstimmig. Danach gründeten sich nach und nach verschiedene Agenda-Gruppen - mittlerweile sind es neun. Die SZ Freising stellt diese in einer losen Serie vor. Heute: die Agenda-21-Gruppe Energie und Klima.

Diese Agenda-Gruppe wurde schon sehr früh, kurz nach dem Stadtratsbeschluss, ins Leben gerufen. Von Anfang an dabei war Sepp Beck, der noch heute neben Marita Hanold und Christel Orthen-Schmuker das Sprecherteam bildet.

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Etwa achtmal im Jahr treffen sich die drei zu Besprechungen, daneben gibt es sechs Mitgliederversammlungen. Themen gebe es viele, wie Energie, Photovoltaik, Wärme, E-Mobilität, Umwelt, Abfall oder Mehrweg-Müllverwertung, zählt Hanold auf. 60 Mitglieder zählt die Gruppe derzeit, darunter etwa 20 aktive. "Es dürfen gerne noch mehr werden", sagt Hanold, die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Vor allem junge Menschen könnte man gut gebrauchen.

Ziel der Gruppe sei nicht, in der Klima- und Energieblase zu bleiben, betont Hanold. Im Gegenteil: "Wir wollen die breite Bevölkerung mobilisieren." Deshalb organisiere man auch keine Veranstaltungen für Insider, die bereits gut informiert sind. "Wir wollen die vielen anderen mobilisieren. Denn wir brauchen viele, um das notwendige Ziel zu erreichen." Und das lautet im Landkreis, bis 2035 die Energiewende zu schaffen.

Sepp Beck, Christel Orthen-Schmuker und Marita Hanold. (Foto: Rainer Teschner (privat))

"Unser Ansatz ist, zu schauen, was es vor Ort für Partner gibt, was passiert, um uns dann daran zu beteiligen", erklärt Hanold. So habe man an Fridays-for-Future-Demos teilgenommen. Für den Freisinger Zukunftsdialog, bei dem es am Mittwoch, 13. März, um das Thema Photovoltaik geht, kooperiere man mit der Freisinger Bank. Natürlich arbeite die Gruppe auch eng mit der Stadt zusammen. "Wir brauchen alle Akteure und eine breite Information. Dazu wollen wir einen Beitrag leisten."

Mehr als 300 Photovoltaik-Beratungen

So gab und gibt es beispielsweise eine Photovoltaik-Beratung am Wochenmarkt und bei den Uferlos-Festivals - mehr als 300 Beratungen haben mittlerweile schon stattgefunden. Auch die Idee für die Nachhaltigkeitsausstellung im vergangenen Herbst mit mehr als 30 teilnehmenden Organisationen kam von der Agenda-Gruppe Energie und Klima.

"Eine andere wichtige Initiative, die bereits umgesetzt wurde, ist das Wärmenetz in der Innenstadt", sagt Hanold. Derzeit werde in Kooperation mit dem Kommunalverbund Ile Kulturraum Ampertal eine große Plakataktion unter dem Titel "Unbeliebte Naturbewohner" vorbereitet. Im Frühsommer werden die Plakate, die darauf aufmerksam machen, welche Folgen ein fallen gelassenes Taschentuch oder Bonbonpapier für die Umwelt haben, dann aufgestellt.

"Walk & Talks" zu verschiedenen Zielen

Ein anderes, beliebtes Angebot, das gemeinsam mit der Dombergakademie realisiert wird, sind die "Walk & Talks". Bei diesen werden mit Experten thematische Spaziergänge gemacht, ein Mal ging es beispielsweise um die "Bäume der Zukunft", ein anderes Mal um den "Weg des Wassers nach der Klospülung". Im Mai ist dann eine Wärmepumpen-Expedition geplant. "Wir werden Leute besuchen, die bereits eine Wärmepumpe haben und uns von ihren Erfahrungen berichten werden."

Derzeit hat die rege Agenda-Gruppe zwei Anträge an die Stadt gestellt: Der eine, die Einführung eines Ratsinformationssystems, wurde abgelehnt. Der andere, die Einführung einer Solarpflicht auf den Dächern der Stadt Freising, wurde zum Großteil bereits umgesetzt. Als langfristiges Projekt sei nun die Einführung einer Verpackungssteuer geplant, berichtet Hanold. Die ÖDP habe bereits einen entsprechenden Antrag gestellt, "auch wir wollen darauf hinarbeiten".

Hanold engagiert sich seit etwa acht Jahren ehrenamtlich in der Agenda-Gruppe, das Thema liege ihr wegen ihrer Kinder und Enkelkinder sehr am Herzen, sagt sie. "Das Klima und die Energiewende sind entscheidend für unsere Zukunft." Manchmal sei das Engagement auch frustrierend, die Gruppe stoße immer wieder auf Hindernisse und Mauern. Entscheidungsprozesse dauerten teilweise sehr lange, Anträge werden nicht nachvollziehbar abgelehnt. "Aufgeben ist aber keine Option für uns", sagt Marita Hanold.

Weitere Informationen und Termine unter www.freising.de/leben-wohnen/agenda-21/energie-klima.

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