Kindertagespflege:Aus der Rumpelkammer wird eine Kindertagesstätte

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Ein Platz für Kinder: Der Verhau im Medienzentrum des Landratsamts soll einer Kindertagesstätte weichen. (Foto: Landratsamt Freising)

Ein Medienzentrum ist im Zeitalter der Digitalisierung nicht mehr zeitgemäß. Stattdessen sollen in einen kaum genutzten Raum in der Klosterbibliothek Kinder der Beschäftigten des Landratsamtes einziehen.

In der alten Klosterbibliothek neben dem Landratsamt wird bald eine Einrichtung für die Kindertagespflege einziehen. Allerdings nur für die Beschäftigten der Behörde. Der Landkreis betrachtet dies als Angebot, Mitarbeitende zu halten oder durch einen attraktiven Arbeitsplatz neue für sich zu gewinnen. Die Kindertagesstätte soll nach den Sommerferien an den Start gehen. Für den Umbau des derzeit als Medienzentrum genutzten Raums sowie die entsprechende Ausstattung fallen Kosten von 165 000 Euro an. Der Kreisausschuss des Kreistags nahm das Vorhaben mehrheitlich zustimmend zur Kenntnis. Die Verwaltung hat den Auftrag, die nötigen Baumaßnahmen umzusetzen.

Ihre Wurzeln hat die neue Kindertagesstätte in einem Antrag der Linken im Kreistag. Die hatten den Wunsch geäußert, der Landkreis möge die Kosten seiner Beschäftigten für die Kinderbetreuung übernehmen. Antragsteller Albert Schindlbeck war überrascht vom schnellen Vorgehen der Verwaltung. Es sei immerhin erst ein halbes Jahr her, seit die Linken den Antrag gestellt hatten.

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Personalratsvorsitzende Carolin Hofer berichtete von einer Umfrage im Landratsamt vor etwa zwei Jahren. Schon damals war der Wunsch nach einer Kinderbetreuung laut geworden. Carolin Hofer verdeutlichte, dass so ein Angebot die Attraktivität des Landratsamts als Arbeitsplatz steigere. Es sei eine Möglichkeit, Beschäftigte zu binden und vielleicht ein Anreiz, eher aus der Elternzeit zurückzukehren. Eltern seien nämlich auch Fachkräfte. "Wir glauben, dass das Angebot gut angenommen wird." Obendrein könne so eine Kindertagesstätte an einer Behörde ein gutes Vorbild für Gemeinden und laut Sabina Brosch (Grüne) auch für Betriebe sein.

Die Verwaltung hatte zwei Varianten für die Baumaßnahme vorgeschlagen. Eine nachhaltigere Version, die mit 165 000 Euro veranschlagt ist. Die günstigere Version kostet 83 000 Euro. Der Kreisausschuss gab mit 9:6 Stimmen der teureren Variante den Zuschlag.

Herbert Bengler (SPD) hält das Angebot einer Kindertagesstätte für überfällig. Marianne Heigl (FW) im Prinzip zwar auch, denn Frauen seien wichtige Fachkräfte, auf die man nicht verzichten könne. Allerdings hält sie zusammen mit Karl Ecker (FW) die günstigere Variante für ausreichend. Schließlich sei dies eine freiwillige Leistung des Landkreises, der zum Sparen gezwungen sei.

Die Kinder haben im Klostergarten genügend Platz zum Austoben

Der Landkreis schreitet von April an selbst zur Tat. Statt den Beschäftigten die Kosten zu erstatten, lässt er einen etwa 145 Quadratmeter großen Raum in der Klosterbibliothek zu einer Tagesstätte umbauen. Dort befindet sich derzeit ein Medienzentrum für die Schulen sowie ein Lager. "Ein rechter Verhau", schilderte Landrat Helmut Petz (FW) den aktuellen Zustand. Uwe Gerlsbeck (CSU) gab zu, einmal einen Blick durch ein Fenster in den Raum geworfen zu haben. Er sei "entsetzt" gewesen, sagte er. So einen Raum ungenutzt zu lassen, das widerstrebt ihm.

Der Standort erscheint der Verwaltung deshalb als ideal, weil die Kinder im Klostergarten selbst genügend Platz zum Austoben haben. Ein Spielplatz befindet sich ebenfalls dort. Was fehlt, ist eine Abgrenzung zur Moosach hin, um diese Gefahrenquelle auszuschließen.

Den Raum selbst sollen Möbel in die notwendigen Bereiche Windfang, Garderobe, Gruppenraum und Schlafraum unterteilen. Eine Küche ist bereits vorhanden. Was fehlt, sind kindgerechte Toiletten. Um den Zugang zur Kindertagesstätte barrierefrei zu gestalten, wird eine Rampe auf der Südseite der Klosterbibliothek, die der Moosach zugewandt ist, eingerichtet. Gleichzeitig trennt dies den "Nutzerbereich" des Gebäudes. Wer in den ersten Stock in den ehemaligen Saal der Bibliothek will, der als Ort für Veranstaltungen dient, muss den Haupteingang benutzen. Sämtliche Wände sollen gestrichen werden. Für die Tagesstätte will der Landkreis geeignete Spielgeräte kaufen. Die Obhut über die vorerst zehn zu betreuenden Kinder haben laut Landrat Petz zwei selbständige Tagesmütter, mit denen ein Mietvertrag geschlossen wird.

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