Die Freude ist Rosi Hofbauer auch einen Tag später noch anzuhören. "Platz eins ist einfach riesig", sagt sie am Telefon. Hofbauer ist nicht nur seit vielen Jahren eine begeisterte Schwimmerin, sie ist auch Organisatorin der Schwimmabteilung Freibad des SC Tegernbach. Deren Projekt "Rettungsschwimmer - im Einsatz fürs Freibad" gewann bei der Aktion "Gutes Beispiel 2023" des Bayerischen Rundfunks (BR) den ersten Platz. Ausgezeichnet wurden bei dieser Höreraktion des BR 2 Projekte, die sich auf vorbildliche Weise für eine bessere Gesellschaft einsetzen. Gleich zwei Bewerber aus dem Landkreis Freising schafften von den insgesamt etwa 260 den Sprung in die Endrunde: Neben den Rettungsschwimmern zählte das Café Übrig, das sich für die Rettung von Lebensmitteln einsetzt, zu den insgesamt fünf Finalisten - und belegte schließlich den zweiten Platz.
Die Hörerinnen und Hörer bestimmten die Platzierung, an der Abstimmung konnte sich jeder beteiligen. Die Preisverleihung fand an diesem Mittwochabend im Nürnberger Studio des Bayerischen Rundfunks statt, schon dort feierte eine kleine Delegation der Schwimmabteilung den ersten Platz, der mit 4000 Euro dotiert war. Später ging die Feier dann noch Zuhause mit einigen Rettungsschwimmern weiter, erzählt Hofbauer lachend. "Wir freuen uns natürlich sehr, dass wir gewonnen haben und über das Preisgeld", sagt sie. "Aber genauso freuen wir uns, dass unser Engagement für die Rettung des Freibades so gewürdigt wurde."
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Das Freibad in Tegernbach, einem Ortsteil von Rudelzhausen, war - wie in vielen anderen Kommunen auch - aus Kostengründen von der Schließung bedroht. Zudem fehlte es dort an Rettungsschwimmern. "Wir wollten das nicht so einfach hinnehmen", erzählt Hofbauer. Zum einen, da das Schwimmbad ein Treffpunkt für alle in Tegernbach sei. Zum anderen, da es dann die äußerst nachgefragten Schwimmkurse für Kinder nicht mehr gegeben hätte. Das Schwimmen zu lernen, sei aber wichtig, betont Hofbauer.
Tatsächlich hat sich laut einer neuen Forsa-Umfrage der Anteil der Nichtschwimmer unter den Grundschülerinnen und Grundschülern in Deutschland binnen fünf Jahren verdoppelt. 2022 konnten bereits 20 Prozent der Kinder zwischen sechs und zehn Jahren nicht schwimmen - fünf Jahre zuvor seien es noch zehn Prozent gewesen, heißt es von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Der Grund: Weniger Schwimmbäder bedeuten weniger Unterricht.
Das Freibad ist ein zweites Zuhause
In Tegernbach zumindest konnte die Schließung verhindert werden. Schon vor fünf Jahren übernahmen Mitglieder des SC Tegernbach ehrenamtlich die Renovierung des Schwimmbad-Kiosk. Finanziert wurde das aus Spendengeldern, berichtet Hofbauer. Auch die Ausbildung von insgesamt 39 neuen Rettungsschwimmern, die in dieser Saison natürlich Unterricht geben oder die Beckenaufsicht übernehmen werden, wurde durch die Spenden erst möglich. Geholfen bei allen möglichen Arbeiten - egal ob es sich ums Weißeln oder ums Heckenschneiden handelt - werde von den Mitgliedern aber noch heute. "Irgendjemand von uns ist immer aktiv", sagt Hofbauer. "Das Freibad ist so eine Art zweites Zuhause für uns."
Das Schwimmbad war im weiten Umkreis auch während der Corona-Jahre das einzige, das noch offen hatte - sogar in dieser Zeit wurden noch Schwimmkurse angeboten, erzählt Hofbauer. 2022 blieb es dann geschlossen, im Herbst wurden von der Gemeinde die dringend notwendigen Beckenarbeiten erledigt und eine moderne Technik installiert. In diesem Jahr geht es nun wieder weiter, noch für Mai ist die Wiedereröffnung geplant.
Für 2023 sind bereits alle Schwimmkurse ausgebucht
Für 2023 seien bereits alle Schwimmkurse ausgebucht, nun werde versucht, noch zusätzliche zu organisieren, berichtet Hofbauer. Viele Familien kämen sogar extra wegen des Unterrichts aus anderen Gemeinden nach Tegernbach, "wir haben einen Einzugsbereich von etwa 20 Kilometern". Zusätzlich veranstalten fünf Grundschulen ihren Schwimmunterricht im Tegernbacher Freibad. "2021 waren es alleine 880 Kinder aus Schulklassen, die bei uns das Schwimmen lernten. Das ist schon eine Leistung", sagt Hofbauer. Manchmal sei sie von der Entwicklung selber überrascht: "Unsere Begeisterung scheint ansteckend zu sein." Für die neue Rettungsschwimmer-Ausbildung zumindest gebe es bereits eine Warteliste.
In diesem Jahr habe der Verein sogar das Freibad von der Gemeinde gepachtet. So könne man der Schwimmabteilung, die erst im August 2022 gegründet wurde und mittlerweile schon 70 Mitglieder zählt, eine flexiblere Nutzung anbieten. "Ich würde mir wünschen, dass wir auch für andere Gemeinden ein Vorbild sind", sagt Rosi Hofbauer.