Flughafenausbau:Neue Hoffnung

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Die Bürgerinitiative Attaching baut darauf, dass die Prognosen der Flughafenbetreiber für eine dritte Startbahn vor dem Bundesverfassungsgericht endlich eine Rolle spielen. Die Spendenbereitschaft der Bürger ist groß

Von Kerstin Vogel, Freising

Fast 5700 Euro hat die Freisinger Mitte bis jetzt mit ihrem Spendenaufruf für die nächsten Schritte der Bürgerinitiative Attaching im Kampf gegen die dritte Startbahn am Münchner Flughafen zusammenbekommen. 1712 Euro wurden allein an dem Infostand der Wählervereinigung am vergangenen Samstag in bar gespendet, der Rest summierte sich online so nach und nach, wie FSM-Sprecherin Kathrin Stockheimer am Montag bei der Mitgliederversammlung der BI berichtete.

Das Geld kann man in Attaching gerade gut gebrauchen, schließlich ziehen die vier Musterkläger aus dem von der geplanten Flughafenerweiterung massiv betroffenen Freisinger Stadtteil nun auch noch vor das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Hierfür rechnet man mit Anwaltskosten von mindestens 70 000 Euro - und auch wenn die Schutzgemeinschaft bereits zugesichert hat, 50 000 Euro beizusteuern, so bliebe der Rest doch an der BI Attaching hängen.

Auch den Tennisplätzen in Attaching droht mit einer dritten Startbahn am Münchner Flughafen das Aus. (Foto: Marco Einfeldt)

Mit den Spenden und den Beiträgen der etwa 300 Mitglieder hofft man, das nun stemmen zu können, wie Michael Buchberger, der Vorsitzende der BI sagte. In seinem Rechenschaftsbericht hatte er zuvor 2014 als ein Jahr bezeichnet, "das sehr, sehr viel Kraft gekostet hat". Buchberger erinnerte an die letzten Verhandlungstage vor dem Urteil des Verwaltungsgerichts am 19. Februar, mit dem die Startbahngegner bekanntlich eine herbe Niederlage kassiert haben. "Wir haben Zeit gebraucht, um das zu verarbeiten." Deshalb sei die Zahl der Veranstaltungen, die von der BI im vergangenen Jahr organisiert wurden, auch beschränkt auf eine Informationsveranstaltung mit dem Freisinger Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher, die Jahreshauptversammlung und das Drachenfest in Attaching.

Neue Hoffnungen setzt die Bürgerinitiative jetzt in den Gang vor das Verfassungsgericht. Hier solle es im Wesentlichen um drei Punkte gehen, fasste Buchberger am Montag noch einmal zusammen: So sei der Rechtsschutz der Attachinger Kläger bislang nicht ausreichend gewahrt, weil kein einziges Gericht im Verlauf der Auseinandersetzungen die Prognosen der Flughafenbetreiber geprüft habe. Außerdem solle es um die gesundheitliche Vorsorge gehen, so Buchberger weiter. Hier sei bislang nur das Todesfallrisiko betrachtet worden, nicht aber das Risiko für die Attachinger, bei einem Flugzeugabsturz eventuell verletzt zu werden. Als dritten Punkt führten die Kläger dann noch das Grundrecht auf Eigentum an. Mit der geplanten Startbahn sollten für eine Einrichtung, "die nicht notwendig ist, private Grundstücke beansprucht werden", so Buchberger. Auch hier sehe man verfassungsmäßig garantierte Rechte verletzt. Mit einem Urteil aus Karlsruhe rechnet der BI-Vorsitzende "nicht vor Ende 2016".

Argumentationshilfen bekam die BI Attaching anschließend von Michael Kopatz vom Institut für Klima, Umwelt und Energie in Wuppertal. Der Wissenschaftler nannte die "Fliegerei eine ökologische Katastrophe" und erklärte in einem ebenso unterhaltsamen wie nachdenklich stimmenden Vortrag, "warum wir ein Moratorium für Flughäfen brauchen". Wenn man den Klimaschutz ernst nehmen wolle, müsse der Status quo im Luftverkehr jetzt eingefroren werden, so Kopatz.

Die für die Zukunft "unserer Enkel und folgender Generationen" notwendigen Konsequenzen zu ziehen, sei unter anderem deshalb so schwer, weil das gesamte Wirtschaftssystem ausschließlich auf Wachstum ausgerichtet sei. Zudem herrsche ein enormer Wettbewerbsdruck unter den Unternehmen, der sich einzig durch entsprechende politische Rahmenbedingungen lindern ließe, sagte der Wissenschaftler weiter: "Das geben in einer Befragung zu dem Thema sogar acht von zehn Managern zu."

© SZ vom 02.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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