Flughafen München:Aufschwung ohne Schubkraft

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Mit den Verkehrszahlen am Münchner Flughafen geht es offenbar wieder aufwärts. Doch wie ist dieser Aufschwung zu bewerten? Daran scheiden sich die Geister.

Kerstin Vogel

Mit den Verkehrszahlen am Münchner Flughafen geht es offenbar wieder aufwärts - allein, wie dieser Aufschwung zu bewerten ist, daran scheiden sich die Geister. "Das dynamische Verkehrswachstum am Münchner Flughafen wird sich auch im vierten Quartal des Jahres weiter fortsetzen", jubeln etwa die Flughafenbetreiber mit Blick auf den neuen Winterflugplan.

Mit den Verkehrszahlen am Münchner Flughafen geht es offenbar wieder aufwärts. Doch kann man darauf schon einen Aufschwung ablesen?  (Foto: Marco Einfeldt)

Gleichzeitig zitiert der Grünen-Landtagsabgeordnete Christian Magerl nüchtern aus der Statistik der FMG: Dieser zufolge liegt der Münchner Flughafen bei den Flugbewegungen in den ersten neun Monaten 2010 immer noch um 2,8 Prozent hinter dem Vorjahr - und das war nach Magerls Einschätzung "katastrophal".

Unbestritten ist, dass 2010 wieder deutlich mehr Passagiere den Münchner Flughafen nutzen. So wurden im dritten Quartal des Jahres, in den reiseintensiven Sommermonaten also, erstmals mehr als zehn Millionen Fluggäste gezählt. Doch für die Gegner der geplanten dritten Startbahn am Flughafen sind weniger die Passagierzahlen relevant, die mit 5,4 Prozent Zuwachs in den ersten neun Monaten 2010 insgesamt deutlich im Plus liegen - sie verweisen einzig auf die Zahl der Starts und Landungen. Denn nur für diese müsste schließlich eine dritte Startbahn betoniert werden.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Ewald Schurer hat sich zur Einordnung der aktuellen Zahlen deshalb noch ältere Verkehrsergebnisse angeschaut und meldet, dass die aktuelle Zahl der Starts und Landungen im Erdinger Moos "unter dem Niveau von 2005" liege. Der Blick in die entsprechenden Dateien auf der Homepage der FMG bestätigt das.

Wie auch Magerl zielt Schurer natürlich darauf ab, dass der von der Flughafengesellschaft vorangetriebene Bau einer dritten Startbahn nicht erforderlich sei - und er hat dafür noch ein weiteres Indiz aufgetan: Bis heute sei - für Flughafenbesucher jederzeit ersichtlich - nur eines der Terminals tatsächlich ausgelastet, so der SPD-Politiker; gemeint ist das zweite, von Lufthansa und ihren Partnern genutzte Abfertigungsgebäude. Schurer: "Auch wenn im Vergleich zum Krisenjahr 2009 die Passagierzahlen in 2010 leicht gestiegen sind, zeigt gerade der Flughafen München, dass Wachstum natürliche Grenzen hat."

Die Verlautbarungen der Betreiber zum Winterflugplan, der am 31. Oktober in Kraft tritt, lassen das so zunächst nicht vermuten. So haben die Fluggesellschaften bis zum 26. März 2011 rund drei Prozent mehr Flüge als im Vorjahr angemeldet. Die Anzahl der Starts und Landungen steigt laut FMG damit von durchschnittlich knapp 7000 auf über 7200 Flüge pro Woche.

Allerdings: 2007 waren das schon einmal rund 8000 wöchentliche Flüge, 2005 etwas mehr als 7400 - auch hier ist also das Niveau vor der Krise längst nicht wieder erreicht.

Als Wachstumstreiber führen die Flughafenbetreiber stets den Fernreiseverkehr ins Feld - da bildet der neue Flugplan keine Ausnahme. Erstmals bietet Hauptkunde Lufthansa beispielsweise ihre bislang auf den Sommer beschränkten Langstreckenflüge nach Montreal und Washington auch im Winter an. Zudem geht es künftig fünf- statt dreimal wöchentlich nach Miami.

Lufthansa meldet für ihren gesamten Flugbetrieb allerdings auch, dass sich die Sitzplatzkapazität gegenüber dem Winterflugplan des Vorjahres um 9,1 Prozent erhöhen wird - und führt dies "auf die sukzessive Flottenerneuerung und den damit verbundenen Tausch hin zu größeren und treibstoffeffizienteren Flugzeugtypen" zurück. Übersetzt heißt das aber ganz im Sinne der Startbahngegner, dass künftig mehr Passagiere nicht zwingend in mehr Fliegern transportiert werden müssen.

© SZ vom 23.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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