Flüchtlinge im Landkreis Freising:Weitere Turnhalle wird zur Notunterkunft

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Das Landratsamt will im Herbst etwa 200 Asylbewerber vorübergehend in der Sporthalle der Echinger Realschule unterbringen. Mittelfristig sollen sie in Traglufthallen im südlichen Landkreis umziehen.

Von Peter Becker, Freising

Das Landratsamt muss die nächste Turnhalle zur Unterbringung von Flüchtlingen beanspruchen. Mitte September, spätestens aber Anfang Oktober, sollen vorübergehend etwa 200 Asylbewerber in der Sporthalle der Echinger Realschule unterkommen. Dies kündigte Landrat Josef Hauner während eines Pressegesprächs zur Flüchtlingsunterbringung im Landkreis Freising an. Um die Turnhalle so schnell wie möglich wieder für den Sportunterricht freizugeben, sollen in Neufahrn und Eching Traglufthallen auf entsprechenden gemeindeeigenen Grundstücken aufgestellt werden.

"Wir stoßen immer mehr an unsere Grenzen", fasste Hauner die dramatische Lage zusammen. Analog zur ständig steigenden Zahl von Flüchtlingen, die in Deutschland um Asyl bitten, hebt die Regierung von Oberbayern die Zuweisungsquote an den Landkreis. Im Mai waren es noch 1506 Menschen, die untergebracht werden mussten. Aktuell beträgt die Quote 2302 Flüchtlinge. 1249 Asylbewerber leben derzeit im Landkreis, demzufolge muss er bis zum Jahresende 1053 weitere aufnehmen. Sollte die Zahl der Menschen, die in Deutschland einen Asylantrag stellen, auch im nächsten Jahr so drastisch ansteigen, rechnet das Landratsamt damit, insgesamt 3897 Personen unterbringen zu müssen. Hauner ist sich sicher, dass die 4000er-Marke geknackt wird.

All diese Menschen unterzubringen, sei nur noch durch große Unterkünfte möglich, stellte Hauner fest. Bislang geschah dies in Turnhallen. Doch die erste große Sammelunterkunft entsteht derzeit am Camerloher-Sportplatz an der Wippenhauser Straße. 400 Flüchtlinge sollen dort spätestens von Mitte November an unterkommen. Viele von ihnen, die derzeit in der Turnhalle der Wirtschaftsschule untergebracht sind, wechseln dann einfach nur die Straßenseite. Die Sporthalle werde dann gereinigt, eventuelle Schäden würden beseitigt, kündigte Hauner an. Danach stehe sie wieder für den Unterricht zur Verfügung.

Alle Flüchtlinge, die derzeit im Notfall-Quartier in der Moosburger Realschulturnhalle untergebracht sind, sollen diese rechtzeitig zum Schulbeginn wieder verlassen haben. "Wir gehen jedenfalls davon aus", sagte Hauner, "aber keiner weiß es." Weil diese Turnhalle für den Notfall bereit steht, kann sie schnell wieder belegt werden, wenn die Regierung den Notplan in Kraft setzt. Eine Unterkunft für weitere 150 Flüchtlinge soll an der Katharina-Mair-Straße in Lerchenfeld entstehen. Sie ist auf zehn Jahre befristet. Laut Landrat Hauner ist die Eingabeplanung bald fertig. Wie dort gebaut wird, stimmt der Landkreis letztlich mit der Stadt Freising ab. Sobald das Ergebnis feststeht, findet ein Informationsgespräch mit den Anwohnern statt. Schwierig gestaltet sich indes aufgrund juristischer Probleme der Bau einer Flüchtlingsunterkunft an der Gartenstraße. Das entsprechende Grundstück gehöre dem Staat. Deshalb müsse erst geklärt werden, wer dort wie bauen dürfe, erläuterte Hauner. Schwierig gestaltet sich offenbar auch der Bau einer Unterkunft am Park-and-Ride-Parkplatz am Bahnhof.

Mit einigen Gemeinden verhandelt der Landkreis derzeit, ob sie weitere Grundstücke zum Aufstellen von Traglufthallen zur Verfügung stellen. "Und die kleineren Gemeinden sind ebenfalls aktiv", lobte Hauner. So weisen Hohenkammer, Kirchdorf und Langenbach ebenfalls Unterkünfte für Asylbewerber aus.

Gleichzeitig bemüht sich das Landratsamt um die Aufstockung des Personals zur Betreuung der Flüchtlinge. Bei der Besetzung der Stellen für Hausmeister gibt es keine Probleme. Anders sieht dies bei der Anstellung von Sozialpädagogen aus: Der Arbeitsmarkt ist praktisch leer gefegt.

Ernst Neuner, Chef der Freisinger Polizeiinspektion, versucht Ängste und Sorgen in der Bevölkerung, die aufgrund der wachsenden Zahl von Flüchtlingen im Landkreis entstehen, zu zerstreuen. "Wir verzeichnen keinen Anstieg von Straftaten aufgrund der Zuwanderung von Asylbewerbern", versichert er. Schon gar nicht trifft das auf sexuelle Belästigungen von Frauen zu. Trotz steigender Zahl insbesondere junger männlicher Flüchtlinge verzeichnen die Freisinger Polizei sowie deren Kollegen in Neufahrn und Moosburg keinen Anstieg bei dieser Kategorie von Straftaten. Wenn die Beamten wegen Asylbewerbern im Einsatz sind, dann handelt es sich meist um Auseinandersetzungen zwischen den Flüchtlingen in großen Unterkünften. "Das ist nichts Ungewöhnliches", stellte Neuner angesichts der Enge in den Turnhallen fest. Was den Polizeichef freut: Im Landkreis gibt es keine ausländerfeindlichen Aktionen, die Flüchtlinge zum Ziel haben.

© SZ vom 02.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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