Fischbestand in der Isar:Sorge um Nasen und Huchen

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Fressfeinde, Kläranlagen und Hochwasser: Der Fischbestand in der Isar zwischen München und Moosburg geht dramatisch zurück.

Sabina Dannoura

Der Fischbestand in der Isar geht dramatisch zurück. Der Freisinger Fischereiverein gibt vor allem dem Kormoran die Schuld, beklagt aber auch die naturfernen Lebensräume und Hochwasserereignisse. Das Wasserwirtschaftsamt München verweist indes auf seine Aktivitäten für die Renaturierung der Isar, wobei Amtsleiter Klaus Arzet einräumt: "Bis Maßnahmen wie die Wiederbelebung von Nebenarmen greifen, dauert es Generationen."

"Die Isar ist heute zwar nicht fischleer, aber fischärmer als früher": Missstände im Fluss.  (Foto: FRS)

In Freising fand kürzlich für Fachleute und Praktiker ein Gewässernachbarschaftstag statt. "Gewässer in der Stadt" lautete das Thema. Florian Notter vom Verein für Stadtbildpflege stellte dabei auch den Freizeitwert der Isar heraus. Die biologische Bedeutung der Gewässer erläuterte Johannes Schnell, Referent für Gewässer- und Artenschutz im Landesfischereiverband. Speziell der Isar bei Freising stellte Schnell eine unerfreuliche Diagnose: Aufgrund fehlender Flussdynamik und Lebensräume sei der Fischbestand zu gering.

"Hochwasser fegen Brut und Jungfische aus dem schmalen, strukturarmen Flussbett", zusätzlich dezimierten Vögel wie der Kormoran den Bestand. "Ich kann das unterschreiben", kommentierte der Chef des Kreisfischereivereins Freising, Günter Wolter, die Analyse: "Seit Jahren stellen wir fest, dass Jungfische nicht mehr hochkommen."

Noch bis in die 1950er Jahre waren Nasen, Äschen, Barben, Huchen oder verschiedene Aale vertreten. "Die Isar ist heute zwar nicht fischleer, aber fischärmer als früher", sagte Klaus Arzet. Als Ursache dafür sieht der Behördenchef das Zusammenspiel verschiedener Missstände: die fischfressenden Wasservögel, die Begradigung des Flusses, Hochwasserereignisse und Abwasser aus Kläranlagen. Wolter: "Von Achering aus fließt die Isar gerade wie in einem Kanal. Bei Hochwasser werden Kleintiere und Fische weggespült."

Schnell schlägt an Isar und Moosach Kiesbänke und Faschinen - das sind mehrere Meter lange Reisigbündel - vor: So könnte das Strömungsbild verändert und ein Wegschwemmen der jungen Fische verhindert werden. Für besonders wichtig erachtet es Schnell, Fischwanderhilfen am Freisinger Parkcafé und am Mühlangergraben anzubieten. "Damit wäre ein Wandern der Fische vom Freisinger Moos bis zur Isar ermöglicht."

In Freising engagiert sich der Kreisfischereiverein für die Wiederansiedlung der Nase und schont den einst isartypischen Fisch ganzjährig. Doch Jungfische benötigen Rückzugsgebiete, wie sie früher die Nebenarme der Isar geboten haben. Wolter forderte deshalb, diese Seitengewässer zu reaktivieren. "Durch die Begradigung der Flüsse wurden Nebenarme abgehängt, das fein verästelte Netz ist verloren gegangen", ergänzte Behördenleiter Arzet. Dies wolle sein Amt rückgängig machen, auch wenn der Prozess langwierig sei - Arzet sprach von 70 bis 80 Jahren. Gleichzeitig verwies er auf die naturnahe Umgestaltung der Isar im Stadtgebiet München, die den Huchen wieder zurückgebracht habe.

"Wir sind alle gefordert", sagte Wolter und zählt dazu die Fischer, das WWA und die Politik: Letztere müsste Fischfressern wie dem Kormoran Einhalt gebieten. Der Vogel darf in Vogelschutzgebieten wie am Speichersee Ismaning nicht geschossen werden. Dort hat Wolter 120 Nistpaare gezählt - ein Kormoran vertilgt am Tag 500 Gramm Fisch.

© SZ vom 04.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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