Fehlende Gymnasiallehrer:Studenten und Pensionisten helfen

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Personal-Engpässe sind Alltag: Der Unterricht an den fünf Gymnasien im Landkreis Freising ist nur noch mit Aushilfskräften zu bewerkstelligen.

Eva-Maria Glück

Der Schulbeginn rückt näher, die Sorgen der Schulleiter werden größer. Auch im kommenden Schuljahr fehlen Gymnasiallehrer. Insbesondere in den naturwissenschaftlichen Fächern ist die Situation gravierend. Laut Kultusministerium konnten in Bayern nur 180 der 460 angeforderten Mathematik-Lehrer zugeteilt werden. Im Landkreis ist die Situation noch akzeptabel, doch auch wenn der Unterricht stattfinden kann, ist der Ärger bei den Schulleitern groß.

Wenn das Kultusministerium nicht alle Stellen besetzen kann, müssen sich die Schuldirektoren selbst auf die Suche nach Lehrkräften machen und erhalten vom Ministerium die Mittel, die diese Lehrer kosten. "Wir haben auch für das kommende Schuljahr wieder viel Such-Aufwand betreiben müssen", sagt Peter Spanrad, stellvertretender Schulleiter des Camerloher-Gymnasiums. Seit einigen Jahren sei die Situation schlimm, besonders in Mathe und Physik seien Personal-Engpässe Alltag.

Gute Vernetzung

Gesucht wird nach Aushilfslehrern vor allem an den Universitäten, in der freien Wirtschaft oder unter den Pensionisten. "Wir haben auch dieses Jahr wieder einen Studenten mit vier Stunden angestellt. Auf Dauer ist es aber nicht tragbar, wenn man sich so behelfen muss", sagt Spanrad. Trotzdem sei im Raum Freising die Situation nicht so gravierend wie anderswo, "aufgrund der nahen Uni ist die Vernetzung gut". Etwa zwei Drittel der angeforderten Lehrer seien vom Ministerium nicht besetzt worden, schätzt Spanrad. Durch glückliche Umstände sei das Camerloher aber an der Katastrophe "vorbeigeschrammt".

Am Moosburger Karl-Ritter-von- Frisch-Gymnasium kann der Unterricht aufgrund der selbst gefundenen Lehrer abgedeckt werden. Schulleiterin Karolina Hellgartner muss sich zwar nicht mit Studenten behelfen, kämpft aber trotzdem mit dem Mangel in den traditionellen Problem-Fächern Mathematik, Biologie und Chemie. Auch in Deutsch, Französisch und Kunst mussten Aushilfen gefunden werden. "Viele helfen aber schon seit Jahren aus, deshalb können wir ganz gut arbeiten", sagt Hellgartner.

Zu "90 Prozent unter Dach und Fach" ist der Unterricht am Hofmiller-Gymnasium in Freising. Margarete Probst- Biendl, stellvertretende Schulleiterin, ist wie jedes Jahr selbst auf die Suche gegangen. "Einen notorischen Mangel gibt es in Biologie, Chemie, Deutsch und auch Latein", berichtet sie. Zwar sei der Unterricht im Moment gesichert, aber "zufriedenstellend ist die Situation nicht". Man behelfe sich im neuen Schuljahr mit Studenten im zweiten Studienabschnitt, Freischaffenden und Pensionisten.

Bewährte Aushilfen

Im Neufahrner Oskar-Maria- Graf-Gymnasium war Schulleiter Franz Vogl ziemlich "von den Socken", als Mitte August zwei Lehrkräfte eine Stelle im letzten Moment ausgeschlagen hatten. Erst vergangenen Mittwoch konnten die letzten offenen Stellen besetzt werden. "Ohne Aushilfen würden wir im Regen stehen", sagt Vogl. Auch er selbst muss mehr unterrichten und alle Sozialkunde-Stunden übernehmen, da keine Lehrkraft gefunden werden konnte. Nun bleibt nur noch zu hoffen, "dass am Montag auch wirklich alle kommen".

Schulleiter Manfred Röder vom Dom-Gymnasium in Freising hat Glück gehabt und konnte relativ problemlos alle Lehrer "an Bord" bringen. Die Verträge der bewährten Aushilfen wurden verlängert und so kann der Unterricht auch in Mathematik, Physik und Biologie weitergehen. "Die Situation ist aber leider bei 95 Prozent aller bayerischen Gymnasien gleich, das ist der Alltag."

© SZ vom 11.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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