FDP im Landkreis Freising:Kleine Zeitenwende

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Liberale ziehen positive Bundestagswahlbilanz und blicken einer möglichen Ampel-Koalition optimistisch entgegen

Von Petra Schnirch, Freising

Mit dem Ausgang der Bundestagswahl ist der FDP-Kreisverband sehr zufrieden - sowohl mit dem Abschneiden auf Bundesebene als auch im Landkreis. Die gesteckten Ziel habe man erreicht, bilanzierte Kreisvorsitzender Timo Ecker am Donnerstag in einem Pressegespräch. Auch die Ergebnisse der Sondierungsgespräche bewerten die Freisinger Liberalen positiv - obwohl sie "keine großen Freunde einer Ampel-Koalition" gewesen seien, sagte Tobias Weiskopf, Kreisrat und stellvertretender Kreisvorsitzender. Inzwischen aber spricht er sogar von einem "neuen Aufbruch, einer kleinen Zeitenwende und einem neuen Politikstil".

Der Aufschwung der Liberalen spiegelt sich in den Mitgliedszahlen im Landkreis: In fünfeinhalb Jahren haben sie sich verdoppelt. Im Februar 2016 waren es 46, kurz vor der Bundestagswahl 2021 bereits 100, aktuell sind es 108, wie Ecker auflistete. "Das ist die höchste Zahl, die wir je hatten." Etwa die Hälfte sei unter 30 Jahre alt.

Auch im Wahlkampf habe sich gezeigt, dass das Interesse der jungen Leute an Politik groß sei, sagte Eva-Maria Schmidt, Direktkandidatin der Freisinger FDP bei der Bundestagswahl. Mit dem neuen, unkonventionellen Format "Pizza, Beer and Politics" am Vöttinger Weiher seien gezielt Erstwähler angesprochen worden, 30 seien gekommen und hätten mitdiskutiert. Über die Jodel-App suchte sie Kontakt zu Studierenden. Zwei Stunden lang habe sie deren Fragen beantwortet.

Ihre Ziele, bei den Erststimmen zuzulegen und außerdem bei den Zweitstimmen im Landkreis über dem bundes- und landesweiten Ergebnis zu landen, hat die Freisinger FDP mit 11,6 Prozent knapp geschafft. Auch Eva-Maria Schmidt erzielte mit 7,9 Prozent einen besseren Wert als ihr Vorgänger 2017 (plus 0,9 Prozent). Im gesamten Wahlkreis Freising konnte die FDP den viertgrößten Zugewinn in Oberbayern verzeichnen.

Was Weiskopf sehr positiv sieht: Laut einer Umfrage war für 72 Prozent der Wählerinnen und Wähler bundesweit das Programm für ihre Entscheidung ausschlaggebend. "Das finde ich bemerkenswert." Bei den 18- bis 24-Jährigen legten die Liberalen demnach sogar um neun Prozent zu, bei den Erstwählern hatten sie gemeinsam mit den Grünen die Nase vorn.

Klimaschutz sei den jungen Leuten sehr wichtig, so Ecker. Sie hätten von vielen gehört, dass sie das Klimaschutzkonzept der FDP überzeugt habe. "Klimaschutz und Ökonomie, das lässt sich sehr gut verbinden", ergänzte Weiskopf. In den Sondierungsgesprächen seien Grüne und FDP hier "auf einem guten Weg". Bei der Solardachpflicht seien die Liberalen auf die Grünen zugegangen. Diese wiederum hätten ihre Forderung nach einem generellen Tempolimit auf Autobahnen fallen lassen, weil das für den Klimaschutz ohnehin nicht viel bringe.

Auch bei Hartz IV soll es Änderungen geben. Dass Kinder von Hartz-IV-Empfängern 80 Prozent des selbst verdienten Geldes abgeben müssten, wenn sie jobben, lehnten beide Parteien ab. "Das ist nicht in Ordnung, das ist der höchste Steuersatz in Deutschland," kritisierte Tobias Weiskopf. Das Parteiensystem in Deutschland hat sich nach seinen Worten nach dem Abgang von Angela Merkel verändert. Dreier-Bündnisse würden künftig immer wahrscheinlicher.

© SZ vom 22.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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