Fasching in Freising:Dornröschen schläft weiter

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Beim Ehemaligentreffen im Hofbrauhauskeller erinnern frühere Mitglieder der Freisinger Narhalla sich an die gute alte Zeit. Dass der Fasching in der Stadt wiederbelebt werden könnte, will jedoch keiner so recht glauben.

Von Franz Vogl, Freising

Es ist Sonntag, 10. November. Punkt 11.11 Uhr erklingt in einem kleinen Saal des Freisinger Hofbrauhauskellers, genau einen Tag vor dem offiziellen Faschingsbeginn, der Narrhalla-Marsch. Doch damit wird nicht die Wiedergeburt der Narrhalla Freising eingeläutet, sondern das Narrentreffen der ehemaligen Narrhalla beginnt. 65 Jahre nach der Gründung des Faschingsvereins und fünf Jahre nach seinem stillen Verschwinden haben sich ehemalige Mitglieder erneut zusammengefunden, um ein bisschen an alte Zeiten zu erinnern.

Mit einer Wiederbelebung des organisierten Faschings in der Domstadt ist damit freilich nicht zu rechnen. Martin Sauer, langjähriger Narrhalla-Hofnarr und 1988 auch Faschingsprinz, hatte bereits im Vorjahr dieses Treffen erstmals zusammen mit Werner "Buddy" Kinner, dem gewichtigen Hofmarschall, ins Leben gerufen. Rudi Müller, Ex-Präsident, war Ideengeber und Initiator und wollte, dass sich die alten Recken des Freisinger Faschings mal wieder treffen: "Wir alle werden älter, haben aber nette Erinnerungen an diese Zeiten und sollten wenigstens einmal im Jahr daran zurückdenken", meinte er. 60 frühere Senatoren, Elferräte, Gardemädchen, Prinzenpaare und Mitwirkende hatten sich eingefunden, diesmal waren es nur etwa 40 von ihnen, die sich zum Weißwurstfrühstück und Faschingskrapfenessen trafen. Neben den Gesprächen und Schwelgen in alten Erinnerungen wurden auch kurze Filme von alten Faschingsbällen und Narrhalla-Veranstaltungen gezeigt. Bei den Gästen kam eine Stimmung auf, die man so beschreiben könnte: "Schön war's, aber so etwas kommt nicht mehr wieder."

"Keine Chance auf Wiederauferstehung des organisierten Faschingstreibens"

Ex-Präsident Günter Wolter, der zehn Jahre die Narrhalla geleitet hatte, formulierte die Realität: "In Freising besteht keine Chance auf die Wiederauferstehung des organisierten Faschingstreibens. Dazu fehlen die Alten als Organisatoren, die Jungen zur Umsetzung, und auch notwendige Sponsoren für die immer teuerer werdenden Bälle sind in der Domstadt nicht ausreichend zu finden." Ähnlich sehen es die Organisatoren des Ehemaligentreffens. Schon diesmal haben sie zu viele Weißwürste geordert, weil von den angekündigten Besuchern viele doch den Weg zum Lankesberg nicht gefunden hatten.

Der Dornröschenschlaf der Narrhalla geht also weiter, und so bleibt es nur beim Tanztee für die ganz treuen Fans der Narrhalla nach 13 Uhr. "Wir haben uns trotzdem nicht verändert, nur waren wir früher ein bisschen jünger", meinte verschmitzt Buddy Kinner. Es wurden noch viele Erinnerungsfotos geschossen, alter Zeiten gedacht und für kommendes Jahr schon einmal das nächste Treffen vereinbart. Am Sonntag, 8. November 2020, soll um 11.11 Uhr wieder der lange vergangenen Freisinger Faschingstradition gedacht werden. Und bis dahin könne man sich ja auf den wenigen Bällen im Landkreis in der kommenden Faschingssaison fit halten, meinte eine Besucherin schmunzelnd.

© SZ vom 12.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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