Familienschicksale:Die Erinnerung wach halten

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Der Krieger- und Soldatenverein Großnöbach feiert sein 100-jähriges Bestehen

Von alexandra Vettori, Fahrenzhausen

Im Partykeller von Hans Wastian junior stapeln sich derzeit die Papiere. Dazwischen liegen alte Chroniken, kopierte Sterbebilder und die frisch renovierte Ehrentafel steht mittendrin. Auch zwei Orden von 1874 sind dabei, "die sind vom Bayerischen Kriegerbund, aber wer damit ausgezeichnet worden ist und für was, das weiß man nicht mehr", sagt Hans Wastian. Dabei hat sich der 43-jährige Vorsitzende des Krieger- und Soldatenvereins Großnöbach tief in die Geschichte eingearbeitet, schließlich steht das Fest zum 100-jährigen Bestehen des Vereins an. Am Wochenende wird im Wenger Feuerwehrhaus groß gefeiert, mit einer Filmvorführung über den Zweiten Weltkrieg in Freising am Samstag und einem Fest samt Kirchenzug der Vereine am Sonntag.

Es waren über 40 Bürger, viele Heimkehrer aus dem Ersten Weltkrieg, die sich am 6. Juli 1919 im Gasthaus Andreas Weber, heute Fischer, in Großeisenbach trafen, um den Krieger- und Soldatenverein zu gründen. Ziel war es, das Gedenken an die gefallenen Soldaten wach zu halten. Immerhin 17 Kriegsopfer hatte man zu beklagen, angesichts der damals noch wenigen Einwohner waren viele Familien betroffen. Zu der Zeit war Großnöbach noch eigenständige Gemeinde und nicht zu Fahrenzhausen eingemeindet, das geschah erst 1972. Davor gehörten noch Kleinnöbach, Groß- und Kleineisenbach, Gesseltshausen, Weng und Unterbruck dazu.

Noch schlimmer war die Bilanz für die Ortschaften nach dem Zweiten Weltkrieg: 67 Männer aus Großnöbach und seinen Ortsteilen blieben auf den Schlachtfeldern. "Da gibt es echte Familienschicksale. In einer Familie sind alle vier Brüder gefallen. Eine andere hatte sechs Söhne, davon waren fünf im Krieg und alle sind wieder zurück gekommen", berichtet Wastian.

Bis heute ist der Krieger- und Soldatenverein Großnöbach einer der größten Vereine der Gemeinde mit aktuell 150 Mitgliedern. "Weil es Tradition war, Mitglied zu werden. So war es auch bei mir. Nach dem Wehrdienst ist man halt zum Kriegerverein gegangen", erzählt Wastian. Mittlerweile sei das nicht mehr so, räumt er ein, auch wenn man noch einige junge Mitglieder habe, "aber es gibt ja keine Wehrpflicht mehr". Nun kommen die Leute, weil der Verein sehr aktiv ist. Viele sind auch in mehreren Vereinen, beim Fest am Wochenende etwa helfen die Wenger Feuerwehr und die Schützen mit. Hans Wastian wehrt sich gegen das Image der Kriegervereine als Ewiggestrige: "Das ist keine Heldenverehrung, was wir machen. Wir gedenken nur derer, die für andere den Kopf hinhalten mussten." Beim Fest am Wochenende wird eine Ausstellung mit Sterbebildern und historischen Fotos zu sehen sein, die Wastian und die anderen Vorstandsmitglieder zusammengetragen haben. "Die Namen kennt man, zu 85 Prozent gibt es die Familien heute noch im Ort", so Wastian.

Die Feier beginnt am Freitag, 5. Juli, um 19.30 Uhr mit einem Film in der Feuerwehrhalle in Weng. Dann zeigt der Fürholzer Heimatforscher Ernst Keller "Als der Luftkrieg in unsere Heimat kam" Am Sonntag, 7. Juli, stellen sich um 9.45 Uhr die Vereine für den Kirchenzug auf, um 10.15 Uhr findet in der Kirche St. Georg in Weng der Festgottesdienst statt, um 11.30 Uhr gibt es Mittagessen in der Feuerwehrhalle, von 12.30 Uhr an folgen die Ansprachen.

© SZ vom 04.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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