"Fahrplan" für Mesnerhaus:Heimat- und Geschichtsverein will Dorfkern erhalten

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Das alte Mesnerhaus in Neufahrn wird nicht abgerissen. Nun wird ein Nutzungskonzept für das Gebäude erarbeitet

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Nachdem der Abriss des alten Mesnerhauses kein Thema mehr ist und mehrere Experten die Bedeutung des denkmalgeschützten Gebäudes betonten, will der Heimat- und Geschichtsverein nun einen "realistischen Fahrplan" für das weitere Vorgehen erstellen. Man arbeite dabei eng mit der Gemeinde zusammen und werde sich in den nächsten Monaten mit Vertretern des Bauamts und der Gemeinderatsfraktionen zusammensetzen, kündigte der Vorsitzende Ernest Lang bei der Jahreshauptversammlung an.

Dabei soll es um mögliche Nutzungskonzepte gehen. In der Vergangenheit waren zum Beispiel schon eine Nutzung als "Haus für Ortsgeschichte und Vereine", als Depot für die Heimatpflege oder Atelier für örtliche Künstler im Gespräch. Letztlich entscheiden müsse aber der Gemeinderat, so Lang, der vor zu hohen Erwartungen an den Verein warnte: "Wir können nicht ein Kaninchen aus dem Zylinder zaubern und die Ideallösung auf den Tisch legen." Die Mitglieder könnten aber ihr Knowhow einbringen und "die Ärmel hochkrempeln", wie der Vorsitzende versicherte. Schließlich steht vor einer weiteren Nutzung zunächst eine Generalsanierung des Hauses. Lang hofft dabei auf Zuschüsse des Bezirks und des Freistaats sowie auf Mittel aus dem Leader-Programm der EU.

Dabei geht es dem Verein nicht nur um das alte Mesnerhaus selbst, sondern um die Erhaltung des gesamten Gebäude-Ensembles im alten Dorfkern. Dazu gehören die Alte Kirche, das frühere Schulhaus, in dem mittlerweile das JUZ untergebracht ist, und das Gebäude gegenüber dem Mesnerhaus: Dort, wo sich heute ein Tätowierer eingerichtet hat, war früher ein Kolonialwarengeschäft. Daran erinnert nach wie vor ein Schild an der Hausfassade. Zuletzt gab es Befürchtungen, dass das Gebäude abgerissen werden könnte. Die Eigentümer hätten der Gemeinde aber inzwischen versichert, dass zumindest das Frontgebäude in jedem Fall erhalten werde, berichtete Gemeinderätin Beate Frommhold-Buhl in der Versammlung des Heimat- und Geschichtsvereins.

Der Verein hat aktuell 120 Mitglieder. Er bietet regelmäßig Veranstaltungen wie Vorträge und Führungen durch Kirchen oder Ausstellungen an. Als nächstes steht Mitte Juni eine Besichtigung der Kirchen in Gesseltshausen und Hetzenhausen auf dem Programm. Eine Anregung für die Vorweihnachtszeit kam von Beate Frommhold-Buhl: ein Krippenweg nach Moosburger Vorbild.

Wieder aufgegriffen wird vom Verein womöglich auch ein Vorschlag, mit dem vor Jahren die damalige Bürgermeisterin Barbara Auinger noch gescheitert war: Sie hatte vergeblich beantragt, die Straßenschilder durch Hinweise auf die Namensgeber zu ergänzen. Dass dadurch die Ortsgeschichte in Vergessenheit geraten könnte, wurde in der Versammlung des Vereins deutlich.

Ernest Lang erinnerte im Gespräch mit Martha Eschlwech an deren Vater Josef Zauser, nach dem eine Seitenstraße der Bahnhofstraße benannt ist. Zauser war als Pächter einer Schmiedewerkstatt von München nach Neufahrn gezogen, war Gemeinderat bis 1933 und 1946 Mitgründer des örtlichen Raiffeisenvereins. Er starb 1962. Zauser sei eine der markantesten Persönlichkeiten in Neufahrn gewesen, befand Lang. Nicht klären ließ sich im Zeitzeugengespräch, warum Zauser seinerzeit einen Säbel besaß. Was aus diesem geworden ist, wusste seine Tochter allerdings: "Den hat der Enkel geerbt."

© SZ vom 28.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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