Fahrenzhausen:"Riesengroße Enttäuschung"

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In Jarzt müssen die Bürger wohl weiter damit leben, dass die nach ihrer Meinung viel befahrene Durchgangsstraße, die Kreisstraße FS6, durch ihren Ort führt. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Landkreis legt die Pläne für eine Ortsumfahrung von Leonhardsbuch, Jarzt und Appercha wegen zu geringer Durchfahrtszahlen zu den Akten. Die Bürger fordern vom Fahrenzhausener Gemeinderat, dies "nicht zu akzeptieren"

Von Klaus Bachhuber, Fahrenzhausen

In Leonhardsbuch, Jarzt und Appercha werden die Bürger weiter mit der viel befahrenen Durchgangsstraße der FS6 leben müssen. Das Landratsamt hat nach langen Debatten und einer über Jahre offenen Situation nun die Pläne für mögliche Ortsumfahrungen zu den Akten gelegt. Eine Verlegung der Kreisstraße außerhalb der Ortschaften sei "nicht zielführend", teilte Landrat Josef Hauner den Rathäusern von Allershausen und Fahrenzhausen mit.

Die Verkehrszahlen gäben eine aufwendige neue Trassenführung der Kreisstraße von der Autobahnanschlussstelle Allershausen bis zum Verkehrskreisel der Bundesstraße B13 am Nordrand von Fahrenzhausen einfach nicht her, argumentiert der Landrat. 2005 waren auf der FS6 rund 4500 Autos und 340 Lastwägen gezählt worden, 2010 nur mehr 3800 Auto und 285 Lastwägen. Bei der aktuellsten Zählung 2015 wurden dann nur mehr 3600 beziehungsweise 125 registriert, bei einer außertourigen Sonderzählung 2015 durch das Landratsamt auf Wunsch der Gemeinden gar nur 3300 Autos und 100 Lastwägen.

Da gebe es auf anderen Kreisstraßen im Landkreis "erheblich höhere Belastungen", betont Hauner. Zwar seien bei Umleitungssituationen von der Autobahn A9 her die Belastung angespannter, aber an diesen Spitzen könne der Landkreis nicht seine Verkehrsplanung ausrichten. Würde die Straße mit den neuen Umgehungen ausgestattet, würde sich der Verkehr zudem verlagern, so dass andere Orte belastet würden, was auch nicht sinnvoll sei. Und die Bauqualität der Trasse sei ohnehin tadellos, hier stehe erst 2020 wieder eine Fahrbahnsanierung im Bereich von Leonhardsbuch an.

"Bei uns ist die Enttäuschung riesengroß", klagte Anton Rottenfußer, der Ortssprecher von Jarzt und Appercha. Er appellierte an den Fahrenzhausener Gemeinderat, unbedingt dranzubleiben und "den Druck im Kessel hochzuhalten". Der Rückgang der Verkehrsbelastung, den die Zahlen aufzeigten, sei durchaus realistisch, räumte Rottenfußer ein, begründet im besseren Verkehrsfluss auf der A9 durch die Standspurfreigabe. Allerdings sei auch dieser Entlastungseffekt endlich, prophezeite er, "in zehn Jahren ist das wieder wie vorher". Vordringliche Zielrichtung müsse sein, "die Attraktivität unserer Straße für Mautflüchtlinge zu verringern".

Im Gemeinderat appellierte Andreas Karl, die Absage aus dem Landratsamt "nicht zu akzeptieren". Dass anderswo im Landkreis Ortsumgehungen ebenfalls nötig seien, könne kein Argument gegen den Bedarf an der FS6 sein, konterte er. Astrid Wildgruber-Bolesczuk wunderte sich über die geringen Zahlen. Gemeindezählungen hätten schon drastischere Werte erbracht, erinnerte sie sich, notfalls solle das Rathaus erneut zählen lassen.

Bürgermeister Heinrich Stadlbauer skizzierte als Fahrplan, zunächst neue Argumente zu sammeln und das Thema im Laufe des Jahres neu zu diskutieren. Zuletzt war die Umfahrung zwischen Landkreis und den beiden Gemeinden stets in der Schwebe gewesen, weil niemand konkret die Planung und Finanzierung angehen wollte, allerdings bislang auch niemand den Bedarf so klar ausgeschlossen hat wie jetzt das Landratsamt.

© SZ vom 20.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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