Neues Gutachten:Initiative fordert Baustopp für Windrad

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Die neue Wiindkraftzone soll zusammen mit der Nachbargemeinde Attenkirchen ausgewiesen werden. (Foto: Marco Einfeldt)

"Gegenwind" sieht schwere Fehler bei der Genehmigung des Projekts bei Kammerberg. Kritisiert wird ein "signifikant erhöhtes Tötungsrisiko" für den Wespenbussard.

Von Petra Schnirch, Fahrenzhausen

Die Bürgerinitiative Gegenwind lässt nicht locker. Sie will den Bau des genehmigten Windrads bei Kammerberg nach wie vor verhindern und hat beim Landratsamt einen Antrag auf Baustopp eingereicht. Außerdem will sie die Rücknahme der Genehmigung erwirken. Sie begründet dies mit einem neuen Gutachten zum Artenschutz, Fachleute hätten "schwere Fehler" entdeckt. "Dieses Windrad hätte niemals genehmigt werden dürfen", heißt es in einer Pressemitteilung.

Die Untere Naturschutzbehörde hat sich die Unterlagen nach Auskunft des Landratsamtes nun noch einmal vorgenommen. Vitus Hinterseher, Initiator des Windrad-Projekts, weist die Vorwürfe der Bürgerinitiative allerdings zurück. "Besser und intensiver" könne man die Belange des Naturschutzes nicht überprüfen.

Auf der Baustelle bei Kammerberg sind die Stellflächen für den Kran inzwischen fertig. Im Laufe des Monats sollen die Fundamente für das Windrad erstellt werden, im Sommer soll die Anlage dann errichtet werden. Im Herbst soll sie nach den Vorstellungen des Betreibers, der Bürgerenergiegenossenschaft Freising, ans Netz gehen. Die Bürgerinitiative aber will dies vereiteln.

Bis 13. Mai kann sie Berufung gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts einlegen, das die Klage der Windrad-Gegner Ende Februar abgewiesen hat. "Zu 90 Prozent werden wir das tun", sagte BI-Vorsitzende Elfriede Eisenhofer am Dienstag. Außerdem läuft eine Fachaufsichtsbeschwerde gegen das Landratsamt bei der Regierung von Oberbayern.

Die Genehmigungsbehörde in Freising ist nach Meinung der Bürgerinitiative von Anfang an "zu blauäugig und zu unkritisch" mit den eingereichten Unterlagen umgegangen. Nach der Niederlage vor Gericht beauftragten die Gegner der Anlage das "Planungsbüro für angewandten Naturschutz" mit einer neuerlichen Prüfung.

Die Fachleute sehen laut BI beispielsweise "gravierende Fehler" bei der Bewertung der Auswirkungen des Windrads auf den Wespenbussard. Der Brutplatz sei weniger als einen Kilometer entfernt, deshalb müsse man von einem "signifikant erhöhten Tötungsrisiko" ausgehen, da der Vogel das Umfeld der geplanten Anlage offenbar nicht meide. Dass die Planer zu einem anderen Ergebnis kommen, sei "eine grobe Fehleinschätzung, die vom Landratsamt nicht kritisiert oder nicht beachtet wird".

Die Auflagen im Genehmigungsbescheid seien nach Analyse des beauftragten Fachbüros nicht ausreichend, um relevante Beeinträchtigungen geschützter Tierarten zu verhindern, heißt es in der Pressemitteilung der BI weiter. So dürften während der Balz- und Brutzeit des Baumfalken zwischen Mitte Mai und Mitte August eigentlich keinerlei Bauarbeiten in und über Baumwipfelhöhe stattfinden.

Eine solche Auflage gebe es aber nicht. Weiterer Vorwurf: Die Gesamtbeobachtungsdauer bei den von den Windrad-Planern in Auftrag gegebenen Untersuchungen sei zu gering. Auch die Nachkartierungen enthalten laut Bürgerinitiative Defizite bei der Erfassung der Flugbewegungen "kollisionsgefährdeter Vogelarten" und entsprächen nicht den im Bayerischen Windenergieerlass geforderten Standards.

Im Landratsamt will man auf die einzelnen Punkte wegen der Fachaufsichtsbeschwerde nicht im Detail eingehen. Die Belange von Baumfalke und Wespenbussard seien aber sehr wohl berücksichtigt worden, sagte Sprecherin Eva Dörpinghaus. Dies zeige schon die Tatsache, dass Hinterseher die Anträge für zwei weitere Windräder wegen des Wespenbussards zurückgezogen habe. Hinterseher sagte, er habe, was den Naturschutz angeht, "ein gutes Gewissen". Insgesamt 1200 Stunden habe man für diesen Bereich aufgewendet, normal seien etwa 120 Stunden.

© SZ vom 06.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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