Evangelische Gemeinde:Schlicht, viel Licht und nicht zu teuer

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Das neue evangelische Gemeindehaus kann man an diesem Samstag von zehn bis 13 Uhr besichtigen. (Foto: lukasbarth.com)

Das alte evangelische Gemeindehaus war nach dem Hochwasser von 2013 marode und nicht mehr zu retten. Jetzt ist das neue Gebäude fertig und kann an diesem Samstag von 10 bis 13 Uhr erstmals von der Öffentlichkeit besucht werden.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Man muss es einfach so sagen: Für die evangelische Gemeinde in Freising und das gesamte Dekanat war das verheerende Hochwasser von 2013 ein ganz großes Glück. 1,80 Meter hoch stand das Wasser damals über Tage im alten Gemeindehaus in den Jugendräumen im Keller, der Garten war überschwemmt, das Pfarrhaus konnte man zeitweise nur per Schlauchboot verlassen. Weil schnell klar war, dass hier nichts mehr zu retten ist, wurde größer gedacht und nach fünf Jahren Planungs- und Bauzeit ist nun das neue "Evangelische Gemeindehaus Christi Himmelfahrt" mit Pfarramt und Dekanat so gut wie fertig. An diesem Samstag, 27. Oktober, können Interessierte erstmals die Räume von 10 bis 13 Uhr selbst begutachten.

Die Neugierde scheint groß zu sein. Pfarrerin Dorothee Löser berichtete am Freitag bei einer Presseführung von Anrufern, die nach einem privaten Besichtigungstermin fragen, weil sie an diesem Samstag keine Zeit haben. Kosten in Höhe von 4,7 Millionen Euro waren für das Gesamtprojekt angesetzt, kein Cent mehr. Die große Herausforderung bestand darin, diesen Kostenrahmen einzuhalten, was auch gelungen ist. "Wir wollten was Gutes schaffen und das so bescheiden wie möglich", schilderte Dorothee Löser die Aufgabenstellung für die evangelische Kirchengemeinde, die in diesem Fall als Bauherrin auftrat. Weil dort aber keine Architekten und Bauingenieure sitzen, sondern Theologen, hat man einen Projektsteuerer hinzugezogen, in diesem Fall Ulrich Falckenberg. Der hat bei den vielen Planungen, die angestellt und wieder umgeworfen wurden, auch immer wieder darauf hingewiesen, was das für den Kostenrahmen bedeuten würde.

Das Ergebnis kann sich auf jeden Fall sehen lassen. Entstanden ist ein schlichter Bau, mit hohen, lichtdurchfluteten Räumen und großen Fensterflächen. Vom ersten Stock aus hat man einen schönen Blick auf die Rückseite der Christi-Himmelfahrtskirche, den man früher so gar nicht wahrgenommen hat. Der große Saal ist mit modernster Technik für verschiedene Veranstaltungen ausgestattet. Das gesamte Erdgeschoss ist so gestaltet, dass auch größere Fest stattfinden können, wenn man alle Türen öffnet. Einen Keller hat das Gemeindehaus wegen der Hochwassergefahr jetzt nicht mehr, dafür viele Einbauschränke und sonstige Stauräume. Natürlich ist das Haus barrierefrei gestaltet. Besonders freut sich Dorothee Löser über die neuen Jugendräume mit einer eigenen Küche und einem gemütlichen Innenhof im Außenbereich. Auch Partys können die Jugendlichen hier feiern, wenn sie die Fenster schließen, damit die Nachbarn nicht gestört werden. Dafür wurde eigens eine Belüftungsanlage eingebaut. In den anderen Räumen lüftet man einfach ganz klassisch, indem man die Fenster öffnet. Auch das hat wieder Geld gespart. Nach Aussagen von Architekt Arwed Sander sei zwar darauf geachtet worden, dass das neue Gemeindehaus am südlichen Eingang zur Innenstadt selbstbewusst da steht, aber dennoch mit angemessenen Respekt vor dem Kirchenbau.

Bei den Materialien sei viel Wert auf Langlebigkeit und Nachhaltigkeit gelegt worden. Türen, Fenster und die neue Wandelhalle mit der Verbindung zur Kirche seien aus Holz gefertigt. Auf dem Flachdach sei eine Grünfläche angelegt worden, so Sander. Das gesamte Regenwasser versickere vollständig auf dem Grundstück und fließe so zurück ins Grundwasser. Auch der Energiebedarf für die Heizung werde regenerativ erzeugt mit Hilfe einer Grundwasser-Wärmepumpe.

Offiziell eingeweiht wird das neue Gemeindehaus am 8. Dezember um 15 Uhr. Dann kommt auch die evangelische Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler. Jetzt, im November, werde zunächst die Verwaltung alle Räume beziehen, sagte Pfarrerin Dorothee Löser. "Im Januar geht dann der Betrieb auch für die Gemeinde so richtig los."

© SZ vom 27.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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