Es gibt viel zu tun in Freising:Was noch zu erledigen wäre

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2021 war in Freising auch das Jahr der noch nicht ganz fertigen Großprojekte. Dazu zählt auch die Westtangente

Von Kerstin Vogel, Freising

Um gerade einmal zehn Tage hat es das Jahr 2021 verpasst, als verkehrspolitischer Meilenstein der Freisinger in die Annalen einzugehen: Anders als geplant, wird mit der Westtangente nicht mehr in diesem, sondern erst im nächsten Jahr, 2022, am 10. Januar, das größte Infrastrukturprojekt der Stadt - und eines der umstrittensten Straßenbauprojekte überhaupt - dem Verkehr übergeben.

Die Idee zum Bau dieser Umfahrung im Westen der verkehrsgeplagten Stadt Freising stammt bekanntlich schon aus den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Die vor allem von Umweltschützern und Anwohnern des mittlerweile untertunnelten Stadtteils Vötting befeuerte Auseinandersetzung wurde mehr als 40 Jahre lang mit teils harten Bandagen geführt - ein Bürgerentscheid im Jahr 2013 brachte schließlich die Wende.

Erst war der Tunnel der Freisinger Westtangente wegen eines Unfalls gesperrt, in dieser Woche folgen Wartungsarbeiten. (Foto: Birgit Gleixner)

Er endete mit 56,6 Prozent pro Tangente - und mittlerweile haben sich auch die härtesten Gegner des Projekts mit dessen asphaltierter Unverrückbarkeit abgefunden. Ob die 3560 Meter lange Trasse, die künftig die Thalhauser Straße und den Weihenstephaner Ring direkt mit der Staatsstraße 2350 und der Kreisstraße FS 44 verbinden wird, tatsächlich im erwarteten Ausmaß helfen wird, den Durchgangsverkehr um die Stadt herumzuführen, wird sich zeigen müssen. Teuer genug war die neue Straße: Die Projektkosten belaufen sich mittlerweile auf etwa 139 Millionen Euro. Der Freistaat Bayern trägt allerdings 70 Prozent der förderfähigen Kosten, der Rest wird zwischen Stadt und Landkreis Freising aufgeteilt.

Die städtische Wohnanlage an der Katharina-Mair-Straße in Lerchenfeld. (Foto: Birgit Gleixner)

Sollte das Jahr 2021 dereinst dennoch in irgendwelchen Chroniken Erwähnung finden, dann vielleicht als das Jahr der noch nicht ganz fertigen Großprojekte, das Jahr, in dem auf den zahlreichen Großbaustellen der Stadt im Großen und Ganzen alles gut lief, aber eben nichts zum Abschluss kam. Die Schulen im Steinpark? Mittlerweile ein stolzes Bauwerk, erkennbar eine künftige Dominante des neuen Freisinger Wohnviertels im Norden - die Fertigstellung aber ist erst für 2022 avisiert. Noch einmal hat der Freisinger Stadtrat heuer deshalb fast 24 Millionen Euro in den Haushalt für das kommende Jahr eingestellt. Insgesamt wird der Bau der Grund- und Mittelschule im Steinpark dann an die 70 Millionen Euro gekostet haben.

Die neuen Schulen im Steinpark. (Foto: Marco Einfeldt)

Ebenfalls erst 2022 soll die städtische Wohnanlage an der Katharina-Mair-Straße in Lerchenfeld fertig werden, immerhin ein als beispielhaft bewertetes Wohnbauprojekt für mehr als 28 Millionen Euro - und auch in der Baustellen-geplagten Freisinger Innenstadt wird erst im kommenden Jahr wieder ein sichtbarer Fortschritt gefeiert werden können. Der Zeitplan der laufenden Sanierungsarbeiten sieht tatsächlich zumindest die Fertigstellung der ebenfalls millionenschweren Moosachöffnung an der Oberen Hauptstraße für Mitte, wahrscheinlich eher Ende 2022 vor - ein riesiger Schritt zurück zu einer wirklich lebenswerten Altstadt, für den 2021 die Weichen gestellt wurden.

Für fast überhaupt kein Geld hätte 2021 indes als das Jahr in die Chroniken Eingang finden können, in dem für die Innenstadt endlich eine Fußgängerzone eingeführt worden wäre. Weil ihrer Ansicht nach die in einigen Bereichen der Altstadt bereits umgesetzte Idee von der Begegnungszone nicht funktioniert, hatten die Fraktionen von ÖDP, Linken und Grünen Ende März einmal mehr beantragt, die Autos endgültig und vollständig aus der Innenstadt zu verbannen. Im Unterschied zu früheren Abstimmungen wurde die in der Stadt ähnlich lang wie die Westtangente umstrittene Maßnahme dieses Mal nicht einmal rundweg abgelehnt. Die Stadträtinnen und Stadträte votierten mit 21 zu 16 Stimmen lediglich für eine Vertagung der Entscheidung. Sollte diese dann tatsächlich zugunsten der Fußgängerzone ausfallen, wird sie allerdings nicht den Chronikeintrag für 2022 um einen weiteren Punkt verlängern: Man will erst 2023 wieder darüber reden.

© SZ vom 28.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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