Engpass in Neufahrn:Familien ohne Wohnung in Not

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Die gerade erst eröffnete Obdachlosenunterkunft muss schon wieder erweitert werden

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Die gerade erst eröffnete Obdachlosenunterkunft auf dem alten Sportplatz im Neufahrner Süden wird weiter wachsen: Der Neufahrner Gemeinderat hat beschlossen, sie "entsprechend dem zu erwartenden künftigen Bedarf" um zusätzliche Wohncontainer zu erweitern. Denn niemand zweifelt daran, dass künftig noch deutlich mehr Menschen ihre Wohnungen verlieren und von Obdachlosigkeit bedroht sein werden.

Bei den Betroffenen handele es sich längst nicht mehr um Menschen, die dem Klischee der Obdachlosen entsprechen, betonte Hauptamtsleiter Wilfried Gast erneut. Was das konkret bedeutet, machte Sozialreferentin Beate Frommhold-Buhl (SPD) deutlich: Gerade sei ein Ehepaar in eine Notunterkunft eingezogen, das unverschuldet Arbeit und Wohnung verloren habe und noch immer auf die ihm zustehende Zahlungen warte. Vor kurzem habe das Paar ein Baby bekommen, mit dem es nun in einem zwölf-Quadratmeter-Container lebt: "Das ist dramatisch." Zugespitzt hatte sich die Situation zuletzt auch für eine achtköpfige Familie, die zwar über ausreichend Einkommen verfügt, aber nach der Eigenbedarfskündigung ihres Vermieters einfach keine andere Wohnung gefunden hatte. Für sie hatte Bürgermeister Franz Heilmeier per Eilentscheidung angeordnet, für rund 75 000 Euro Wohncontainer am ehemaligen Sportplatz aufzustellen. Fast die gleiche Summe soll nun in die Erweiterung investiert werden.

Das Grundstück gehört der Gemeinde, befindet sich neben der Kinderkrippe und ist eigentlich für eine weitere Kindertagesstätte vorgesehen. Sozialreferentin Frommhold- Buhl hatte deshalb zunächst auch noch einen "kleinen Plan B" ins Gespräch gebracht: eine Aufstockung der Containeranlage am Park-and-Ride-Platz um einen ersten Stock. In dem Bereich sei die Baugenehmigung aber aus Lärmschutzgründen auf das Wohnen im Erdgeschoss beschränkt, erklärte Bauamtsleiter Michael Schöfer. Die Fläche am ehemaligen Sportplatz hatte der Gemeinderat in der Vergangenheit bereits auf die Liste möglicher Standorte für zusätzliche Obdachlosenunterkünfte gesetzt - allerdings erst an dritter Stelle. Ganz oben auf der Prioritätenliste stand das Grundstück gegenüber dem Kindergarten "Villa Kunterbunt" an der Ganghoferstraße, gefolgt vom "Brandmeier-Grundstück" gegenüber dem Ärztehaus an der Bahnhofstraße. Für die Ganghoferstraße hätte das Landratsamt aber keine Genehmigung erteilt, und an der Bahnhofstraße wäre das Vorhaben an den vorgeschriebenen Abstandsflächen gescheitert, so Schöfer.

Burghard Rübenthal (CSU) erkundigte sich nach der Möglichkeit, nach Lösungen außerhalb des "eigenen Territoriums" zu suchen, etwa in ländlicheren Gemeinden. "Das will ich gar nicht gehört haben", schimpfte Josef Eschlwech (Freie Wähler), und Bürgermeister Heilmeier warnte, dass da doch schnell von "St.-Florians-Prinzip" die Rede wäre.

Gegen die Erweiterung der Notunterkünfte im Neufahrner Süden votierte am Ende nur Markus Funke (FDP). Beschlossen wurde auch, die Anlage nur befristet - also bis zur Fertigstellung der geplanten Einfachstwohnungen - zu nutzen. Sichtlich erleichtert reagierten darauf die Anwohner, die zur Sitzung gekommen waren. Sie erkundigten sich besorgt, ob nun auf dem restlichen Areal auch eine Asylbewerberunterkunft geplant sei. Dieses Grundstück sei nicht im Eigentum der Gemeinde, erklärte daraufhin der Bürgermeister. Grundsätzlich würden aber alle Möglichkeiten geprüft, um geeignete Grundstücke für Flüchtlingsunterkünfte zur Verfügung zu stellen, da man laut Prognose bis Ende 2016 etwa 400 Flüchtlinge aufnehmen sollte. Momentan sind es 75 Menschen.

Ozan Iyibas (CSU) mahnte ein "Gesamtkonzept" an. Für ihn wären im Gewerbegebiet auch Traglufthallen denkbar, wie sie momentan im Landkreis München für Asylbewerber aufgestellt werden.

© SZ vom 29.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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