Eine Straßenkreuzung im Wandel der Zeit:Von der Feldweggabelung zum "Stachus"

Lesezeit: 3 min

Der Verkehrsknotenpunkt der Gegenwart lag einst am westlichen Ortsrand der Gemeinde Eching. 1987 wurde er umgestaltet. Das damals verwendete Kopfsteinpflaster wird beim aktuellen Umbau wieder entfernt

Von Klaus Bachhuber, Eching

Der Verkehrsknotenpunkt in Eching lag einst um die Alte Kirche. Hier trafen sich die staubigen Wege des bäuerlichen Dorfes, das eingangs des 20. Jahrhunderts gut 500 Einwohner zählte. Was heute der "Stachus" ist, gerade durch eine Umbaumaßnahme als Verkehrsscharnier lahmgelegt, lag vor 120 Jahren unbebaut am äußersten Ortsrand, wo sich die Feldwege in die Flur verteilten.

Die Hauptstraße durch Eching führte nach dem Ortsende, auf Höhe des heutigen Huberwirts, in scharfem Knick nach Süden weiter in Richtung Kreuzhof und Schleißheim. Am Ortsende zweigten nördlich von ihr die Straße nach Günzenhausen, auf der man später auch zum Bahnhof gelangen sollte, der Weg nach Deutenhausen, ein Weg nach Hollern und weiter nach Lohhof und nach Süden schließlich ein reiner Weg zur Erschließung der Felder, auf dessen Spur heute die Heidestraße verläuft, ab.

Erst mit der ungezügelten Motorisierung nach dem Zweiten Weltkrieg wurde diese zufällige Feldweggabelung so viel befahren, dass sie analog zum seinerzeitigen Münchner Verkehrsknotenpunkt vor der Einführung der Fußgängerzone im Volksmund "Stachus" benannt wurde. Vor fast exakt 30 Jahren, 1987, griff das Rathaus in die oft chaotische Verkehrssituation ein und gestaltete den "Stachus" so um, wie er heute aussieht, mit der extremen Verschwenkung der Bahnhofstraße und der Platzsituation mit Brunnen vor dem Huberwirt. Die damals vorgenommene Pflasterung wird jetzt wieder entfernt.

Bei der derzeitigen Umgestaltung des zentralen Platzes in der Gemeinde muss das 1987 verlegte Kopfsteinpflaster wieder weichen (Foto: Marco Einfeldt)

Nach der immer weiter nach Westen ausgreifenden Bebauung, der Erschließung der Felder um die Heidestraße als Wohngegend für Heimatvertriebene und der fortschreitenden Bebauung entlang Bahnhof- und Hollerner Straße war in den Fünfzigerjahren an der Zusammenführung von Bahnhof-, Daitenhauser und Hollerner Straße ein Kreisverkehr errichtet worden. Kurioserweise war die Hauptstraße in den Kreisel nicht einbezogen, sie blieb durch eine Verkehrsinsel von dessen Trasse separiert. Zwei Ausfahrten führten an der Verkehrsinsel vorbei auf die Hauptstraße.

"Besonders zweckmäßig ist diese Zwei-Insel-Lösung nie gewesen." Mit diesen Worten leitete Bürgermeister Joachim Enßlin 1987 im Ortsmitteilungsblatt "Echinger Forum" die Umgestaltungspläne ein. "Im Gegenteil, sie hat oft zur Verwirrung besonders der nicht ortskundigen Autofahrer beigetragen." Der Gemeinderat habe es daher angepackt, "diesen Echinger Knoten aufzulösen und den Platz verkehrlich und gestalterisch neu zu formen".

Die Hollerner Straße wurde vom "Stachus" abgehängt und mündete fortan einige Meter westwärts separat in die Hauptstraße. Die Bahnhofstraße wurde zur Verkehrsberuhigung verschwenkt und bildete an ihrer neuen Mündung in die Hauptstraße eine klassische Kreuzungssituation mit der Heidestraße. Die Daitenhauser Straße mündete nur noch in die Bahnhofstraße. Durch die Verschwenkung der Bahnhofstraße entstand vor dem Huberwirt eine Platzsituation. Von der neuen Einmündung der Hollerner Straße bis zur Danziger Straße wurde die Hauptstraße mit beidseitigen Gehwegen ausgestattet. Diese Umgestaltung solle "den Verkehr, vor allem auch für Fußgänger und Radfahrer, sicherer machen", erwartete der Bürgermeister seinerzeit, "den Verkehr auf der Hauptstraße verlangsamen". Und schließlich soll sie dazu beitragen, "der Echinger Ortsmitte durch eine einfache, ruhige und ästhetisch klare Lösung zu einem ansprechenden Schwerpunkt zu verhelfen".

Der frühere Echinger Bürgermeister Joachim Enßlin hat 1987 den Umbau des "Stachus" initiiert. (Foto: Marco Einfeldt)

Die 1987 in monatelangen Bauarbeiten hergestellte Neuerung hat bis heute Bestand. Herumgebastelt wird aber konstant an der neu entstanden Kurve durch die Verschwenkung der Bahnhofstraße. Von der Freigabe der Fahrbahn Ende 1987 weg war diese Situation heftig kritisiert worden. "Wahnsinnig unglücklich" sei die Polizei, wurde Hauptmeister Eugen Lutz zitiert, das Busunternehmen meldete Beschwerden an. Das Rathaus verteidigte die Engstelle als Ansatz zur Verkehrsberuhigung.

Noch mehr in der Kritik stand seit jeher die Kopfsteinpflasterung, die 1987 das gesamte "Stachus"-Ensemble optisch neu gestaltete. Dabei musste das Pflaster in weiten Teilen zweimal verlegt werden, denn das ursprünglich vorgesehene Material, das als Aushub in einem belgischen Dorf gekauft und dann per Schiff über den Rhein und die Bahn nach Eching gekommen war, erwies sich wegen zu breiter Fugen als untauglich. Das ersatzweise eingebaute Material soll vom Umbau einer Autobahnzufahrt der A 9 in Franken stammen.

Die in den 87er Umgestaltungsplänen noch vorgesehene Aufpflasterung der Hauptstraße wurde später rückgebaut, da diese Art der Verkehrsberuhigung auf einer Staatsstraße nicht toleriert wurde. Als Gehwegbelag und in den Einmündungen der Gemeindestraßen verblieb es aber fast 30 Jahre, ehe es jetzt mit aus den Fahrbahnen entfernt und auf den Gehwegen teilweise ersetzt wird. Der Verkehrsknotenpunkt in Eching liegt heute längst am östlichen Ende des damaligen Dorfes. Die Kreuzung von Hauptstraße, Paul-Käsmaier- und Dietersheimer Straße, unmittelbar an der Autobahnanschlussstelle ist die mit Abstand meistbefahrene Stelle im Ort.

© SZ vom 01.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: