Ein Kino für Freising:Cineasten im Schafhof

Lesezeit: 2 min

Weil es in Freising kein Kino mehr gibt: Drei engagierte Filmfreunde präsentieren alle zwei Wochen ein ganz spezielles Programm im Schafhof. Dafür sind sie für den Tassilo-Preis nominiert.

Von Katharina Aurich

Als ein Glücksfall für alle Freunde guter Filme hat sich seit vergangenem Dezember das Kino im Schafhof der "Filmfreunde Freising" etabliert. Drei Kino-begeisterte Freisinger, Thomas Schmölz, Manuel Leutner und Gerhard Schebler wollten es nicht tatenlos hinnehmen, dass es in Freising kein Kino mehr gibt und schritten zur Selbsthilfe. Den passenden Partner fanden sie im Europäischen Künstlerhaus Schafhof, wo ihre Idee auf offene Ohren stieß. Was im vergangenen Dezember als Experiment begonnen hatte, hat sich in nur sechs Monaten zu einem festen Programmpunkt in der Freisinger Kulturszene entwickelt. Durchschnittlich 70 "Kinobesucher" kommen alle zwei Wochen in das Café im Schafhof, um jedes Mal wieder einen besonderen, bemerkenswerten und qualitativ hochwertigen Film zu sehen. Tatkräftige Helfer verwandeln das Schafhof-Café in einen verdunkelten Kinosaal - zum Filmbeginn ist es mittlerweile draußen noch hell - mit Stuhlreihen und natürlich einer Leinwand. Die Café-Mitarbeiter sorgen mit Getränken und jeweils einer kleinen Mahlzeit für das Wohl der Gäste.

Beginn der Vorführungen ist um 19.30 Uhr, aber bereits eine Stunde früher füllt sich der Raum und die Besucher reservieren sich mit Schals, Jacken und Mützen die besten Plätze. Besonders begehrt sind die weichen Sessel, die sonst im Café stehen und für die Kinoabende zum Zuschauerraum mit über 100 Plätzen umfunktioniert werden. Wer erst kurz vor Filmstart kommt, muss in den hinteren Reihen Platz nehmen. Auch für das Problem mit der Verdunkelung gibt es eine praktische Lösung: Die großen Fenster sind mit schwarzen Vorhängen zu gehängt. Nicht nur die guten Filme, sondern auch die improvisierte Atmosphäre machen den besonderen Reiz dieses Kinos aus. "Wir wollen uns mit unserem Programm ganz bewusst von den großen Cineplex-Kinos abheben und die Filme zeigen, die sonst eher nur Insidern bekannt sind", beschreibt Thomas Schmolz den Anspruch der drei Cineasten. Ihr besonderes Augenmerk liege auf internationalen Filmen in Originalton mit Untertiteln, denn so bleibe die Atmosphäre erhalten. Die Filme erzählten gute oder besondere Geschichten und seien handwerklich sehr gut gemacht.

Schebler, Schmölz und Leutner sind Kino-Enthusiasten und beschäftigen sich seit Jahren mit dem Medium Film, lesen Rezensionen und gehen oft in Münchner Programmkinos. Dort finden sie die cineastischen Perlen, für die sie dann die Vorführrechte erwerben. Jeder der drei habe seine Vorlieben und schlage seine "Favoriten" vor, dadurch ist das Programm im Schafhof sehr vielfältig. Manche Filme sind etwas sperrig ("Alle anderen"), nicht leicht zu verdauen, atmosphärisch dicht und schauspielerisch herausragend ("Ein Mann von Welt") oder berührend und leise (Monsieur Lazar). Auch der bemerkenswerte Film "The Master" lief in Freising kurz bevor Hauptdarsteller Philipp Seymour Hoffman an einer Überdosis starb.

"Wir zeigen Filme, die in den vergangene drei Jahren entstanden sind und die wir für besonders sehenswert halten", beschreibt Schmölz. Finanziell gehe die Rechnung genau auf, die Ausgaben sind durch die fünf Euro Eintritt gedeckt. Die Technik, bestehend aus Beamer und Laptop, stellt der Schafhof. Die Filme laufen nicht auf Spulen, sondern auf DVDs. Der letzte Film in diesem Zyklus läuft vor der Sommerpause im Juli im Freien. Im Herbst geht es dann mit neuen filmischen Überraschungen weiter.

"Wir haben uns nicht vorgestellt, dass unser Angebot so gut angenommen wird, der Zuspruch hat alle unsere Erwartungen übertroffen" freuen sich die drei Programmkino-Pioniere. "Es zeigt sich deutlich, dass Freising solche Filme braucht". Die nächste Aufführung im Schafhof beginnt am Freitag, 9. Mai, um 19.30 Uhr.

© SZ vom 08.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: