Ein Kapitel Ortsgeschichte:Erinnerung an KZ-Außenlager

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Neufahrner Heimatverein will Gedenkstein oder Tafel aufstellen

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Mit einem Gedenkstein oder einer Tafel will der Heimat- und Geschichtsverein an das KZ-Außenlager in Neufahrn erinnern - und damit an ein Kapitel Ortsgeschichte, das viele gar nicht kennen: Das Lager befand sich im Neufahrner Süden etwa dort, wo nun der Wasserzweckverband seinen Sitz hat. 500 Häftlinge sollen in den rund 20 Baracken untergebracht gewesen sein. Als der Zweite Weltkrieg für Deutschland längst verloren war, sollten sie in der Garchinger Heide noch einen Flugplatz errichten. Sie hatten den Boden für die Piste bereits abgetragen, auf Luftaufnahmen ist das nach wie vor deutlich zu erkennen. Die Fertigstellung des wahnwitzigen Nazi-Projektes hat dann aber der Einzug der Amerikaner in Neufahrn verhindert.

Ernest Lang, dem Vorsitzenden des Heimatvereins, ist klar, dass der Verein mit dem Erinnerungsmal ein schwieriges Thema angeht. Doch "es ist ein Teil der Ortsgeschichte, der auch für die deutsche Geschichte steht", betonte er in der Jahreshauptversammlung. Man wolle niemandem auf die Füße treten, doch es sei wichtig, sich zu erinnern, betonte auch der zweite Vorsitzende, Pfarrer Otto Steinberger, der die Zeit selbst als Bub miterlebt hat. "Ich wüsste auch nicht, dass sich irgendjemand in Neufahrn im Zusammenhang mit dem KZ schuldig gemacht hat", stellte er fest. Die Häftlinge wurden von den Amerikanern befreit, die meisten versuchten, möglichst schnell in ihre Heimat zurückzukehren. Die Polen seien aber von den Amerikanern an die Russen ausgeliefert worden, erinnert sich Steinberger, "das war eine ganz bittere Sache". Häftlingssprecher Josef "Jupp" von der Bank ist in Neufahrn geblieben. Die Baracken wurden irgendwann von der Gemeinde versteigert.

Auch auf dem Hof der Neufahrner Landwirtsfamilie Pleßl an der Echinger Straße wurde so eine Baracke aufgestellt. Sie hätten das Dach, das nur aus dünner Teerpappe bestand, ausgebessert und dort Maschinen untergestellt, erzählte der heute 89-jährige Johann Pleßl senior einmal im Gespräch mit der SZ. Nach sieben oder acht Jahren sei das Holz aber kaputt gegangen, es wurde Brennholz daraus gemacht und der Unterstand schließlich beseitigt: "Da hab ich ein Stück Giebel auf die Seite gestellt und mir gedacht, das kann man ja mal aufheben." Lange lag das Teil auf dem Heuboden. Doch dann unterhielt sich Heimatforscher Ernst Keller mit Pleßl, das Gespräch kam auf das Barackenteil und inzwischen ist es sogar in einem Film zu sehen: Johann Pleßl senior erzählt davon in der Dokumentation "Als der Luftkrieg in unsere Heimat kam".

© SZ vom 22.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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