Ein Jahr vor den Neuwahlen:Pschorr wirft das Handtuch

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Altmann und Troffer leiten SPD in Moosburg kommissarisch

Von Alexander Kappen, Moosburg

Um die SPD ist es derzeit nicht allzu gut bestellt. Aber ihren Humor haben die Genossen nicht verloren. So zitierte Versammlungsleiter Anton Neumaier bei der Jahreshauptversammlung des Moosburger Ortsvereins eine Umfrage, wonach die Sozialdemokraten in Bayern nicht mehr bei 17, sondern bei 18 Prozent liegen. Gemessen an der Gesamtzahl sei das "ein massiver Zuwachs", scherzte er. Kaum Anlass zum Scherzen gibt den Genossen dagegen die Situation in Moosburg: Vorsitzender Martin Pschorr legte am Donnerstag sein Amt nieder, bis zur nächsten regulären Wahl in einem Jahr leiten die Stellvertretenden Vorsitzenden Eleanore Altmann und Ernst Troffer den Ortsverein kommissarisch.

Über die genauen Gründe seines Rücktritts ließ sich Pschorr, der für die SPD in Stadtrat und Kreistag sitzt, nicht aus. Er sei vor einem Jahr, als der Vorsitz vakant war, noch einmal kurzfristig in die Bresche gesprungen, "weil es eine gewisse Unsicherheit gab, ob das jemand machen soll, der mit den örtlichen Verhältnissen nicht so vertraut ist", sagte er mit Blick auf seine Stellvertreterin, die in Mauern wohnt. Also hätten er und die Beisitzer Margaretha und Reinhard Kappen, die am Donnerstag ebenfalls zurücktraten, sich noch einmal "als Übergangslösung zur Verfügung gestellt, dass das kein Modell für die Zukunft ist, war klar". In elf Vorstandssitzungen und neun weiteren Veranstaltungen habe das Vorstandsteam unter seiner Führung zuletzt eine solide Basis geschaffen - obwohl "die SPD im örtlichen Bereich mit besonderen Schwierigkeiten zu kämpfen hat", sagte Pschorr, ohne diese genauer zu benennen. Vor geraumer Zeit habe er den Vorstand über seinen Rücktritt informiert. Er wünschte dem Vorstandsteam künftig "viel Erfolg und eine glückliche Hand bei seinen Entscheidungen".

Pschorrs Rücktrittsankündigung sei vor drei Monaten "wie eine Bombe eingeschlagen", sagte Eleanore Altmann: "Aber wir hatten jetzt Zeit, das zu verdauen." Es sei "keiner böse oder gekränkt". Sie dankte den scheidenden Vorstandsmitgliedern und kündigte an, "die Fährte, die Martin Pschorr gelegt hat, weiterzuverfolgen". Zwar bedauere sie Pschorrs vorzeitigen Abschied, "aber ein Jahr kann ja auch fruchtbar sein". Den bestehenden Jahresplan werde man abarbeiten, "sonst wäre die Arbeit vom Martin ja in den Wind geschossen". Für 2017 werde man eine neue Planung "mit Veranstaltungen zu den Themen, die uns unter den Nägeln brennen, aufstellen". Als Vorsitzende werde sie kommendes Jahr wegen ihres Berufs, in dem sie Schicht arbeite, nicht kandidieren. "Aber ich werde den Ortsverein immer unterstützen."

Pschorr blickte auf ein Jahr zurück, in dem die SPD sich mit Themen wie dem Wohnungsbau, sozialen Herausforderungen, der städtischen Finanzplanung oder der Umgestaltung des "Plan" befasst habe. Über die Finanzen der klammen Stadt habe man leider nur "einen ganz, ganz schwachen Überblick", die Rechenschaftsberichte im Stadtrat seien "etwas schwierig, um es vorsichtig zu formulieren". Zudem kritisierte er die 110 000 Euro, die der Realisierungswettbewerb für den Plan koste, "ohne dass ein einziger Stein bewegt wird". In anderen Gemeinden "wird um so einen Betrag massiv gestritten, bei uns läuft das einfach so mit". Neumaier kritisierte, "dass die Stadt 100 000 Euro für die Vernichtung von Parkplätzen am Plan locker macht, aber keine 80 000 Euro für einen neuen Aufzug in einem historisch wertvollen Haus wie dem Elisabethenheim hat".

Da nur elf von 53 Mitgliedern zur Versammlung gekommen waren, wurden die sieben anwesenden Vorstandsmitglieder von den vier anderen einstimmig entlastet. "Die Minderheit entlastet die Mehrheit", sagte Neumaier mit einem Augenzwinkern. Als Delegierte für die Aufstellungskonferenz des SPD-Bundestagskandidaten wählten sie zusammen Erdogan Aydeniz, Reinhard Kappen und Josefine Schreck. Ersatzdelegierte sind Margaretha Kappen, Eleonore Altmann und Hermann Kolb.

© SZ vom 23.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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