Ein besonderes Jubiläum:Immer gerne draußen

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Seit 60 Jahren ist Margit Thumann nun schon Mitglied bei den Naturfreunden Freising. (Foto: Marco Einfeldt)

Margit Thumann ist seit 60 Jahren bei den Naturfreunden und hat die Zeit miterlebt, als sich fast jedes Wochenende in der Hütte in Hangenham was rührte. Heute fehle der Nachwuchs, die Jungen hätten andere Interessen, sagt sie

Interview Von Gudrun Regelein, Freising

60 Jahre: So lange ist Margit Thumann nun schon bei den Naturfreunden Freising Mitglied. Vor kurzem wurde sie für dieses Jubiläum geehrt - stattgefunden hat das natürlich auf der Terrasse des Naturfreundehauses in Hangenham. "Die Naturfreunde haben in meinem Leben eine große Rolle gespielt - und tun es noch immer", sagt die 80-Jährige jetzt im Gespräch mit der SZ Freising.

SZ: Frau Thumann, sind Sie denn ein besonders naturverbundener Mensch?

Margit Thumann: Ja, schon. Ich war als Kind immer draußen unterwegs, wir haben im Wald und in den Isarauen gespielt. Also meine Kindheit habe ich eigentlich im Freien verbracht, was anderes gab es damals aber ja auch noch nicht.

Und wie sind Sie dann zu den Naturfreunden gekommen?

Durch meinen Mann. Den habe ich kennengelernt, als ich 17 Jahre alt war. Der war immer bei den Naturfreunden,er hat mich oft in die Hütte mitgenommen. Mir waren seine Freunde sofort sympathisch, das war damals eine tolle Gruppe. Und kurz nach unserer Heirat bin ich dann auch Mitglied geworden.

Wie war das damals vor 60 Jahren? Wie hat sich das Vereinsleben gestaltet?

Wir waren vor allem viel wandern. Am Neujahrstag beispielsweise gab es immer eine große Wanderung, die war sehr exakt durchgeplant. Wenn es hieß, um zwölf Uhr gibts Mittagessen, dann waren wir auch um zwölf Uhr beim Gasthaus. Bis zu 30 Mitglieder waren damals immer dabei, das war eine sehr gesellige Runde - die Einkehr durfte natürlich nicht fehlen. Heute schaut es leider ganz anders aus: Uns fehlt einfach total der Nachwuchs, die jungen Leute haben andere Interessen. Das ist sehr schade. Aber wir sind noch da: Heute gibt es beispielsweise eine Bergsteigergruppe, die Kanuten, die Skifahrer und die Kindergruppe.

Wer kümmert sich dann um das Naturfreundehaus in Hangenham? Das bildet ja den Mittelpunkt für das Vereinsleben.

Das Problem ist, dass niemand mehr bereit ist, Hüttendienst zu machen, so wie es früher normal war. Früher wurden die Mitglieder eingeteilt, ihnen wurde gesagt, zu welcher Zeit sie Einsatz haben - und das wurde dann auch so gemacht. Damals hatten wir auch noch mehr jüngere Mitglieder, inzwischen sind es vor allem ältere bei uns.

Und Sie waren früher auch immer dabei?

Ja, bei den Hütten- und bei den Putzdiensten. Mein Mann war Installateurmeister, er hat beim Neubau des Hauses in den 90er-Jahren mit seinem Bruder und unserem Sohn die ganzen Installationsarbeiten erledigt - ehrenamtlich natürlich. Die Hangenhamer Hütte war immer ein beliebtes Ausflugsziel für die Freisinger. Von dort hat man einen wunderschönen Ausblick und kann schön spaziergehen. Wir haben früher auch viel Zeit dort verbracht, eigentlich waren wir immer die Wochenenden, wenn offen war, in Hangenham. Abends wurde oft Gitarre gespielt und gesungen - es war immer sehr lustig.

Die Naturfreunde haben eine politische Ausrichtung, sie kommen aus der Arbeiterbewegung. Hat sich auch die Freisinger Gruppe politisch engagiert?

Wir haben gegen den Flughafen-Bau protestiert und später gegen die dritte Startbahn, wir sind dafür sogar extra nach München gefahren. Wir hatten damals große Angst, dass uns der Flughafen bedrohen wird, also dass es dann die Hütte nicht mehr geben wird. Aber das ist zum Glück nicht so gekommen.

Was war für Sie in den vergangenen 60 Jahren der Höhepunkt?

Das war, als unser neues Naturfreundehaus eingeweiht wurde. Das war ein besonders schöner Moment für mich. Zuvor hatten wir nur eine sehr einfache Hütte, die sanitären Anlagen waren da noch außerhalb, das war alles nicht mehr tragbar.

Wie haben die vergangenen Corona-Monate die Naturfreunde betroffen?

Arg, alles war dicht. Die Hygienevorschriften waren einfach zu hoch. Und wir haben immer noch nicht wieder geöffnet. Das liegt aber daran, dass sich nicht genügend Leute für den Hüttendienst melden. Der ist auch aufwendig, man muss einkaufen, Kuchen backen und sich um die Gäste kümmern. Ich habe früher fünf- bis sechsmal Hüttendienst gemacht und würde es sofort wieder machen.

Frau Thumann, letzte Frage: Sie werden bald 81 Jahre alt - aber wahrscheinlich sind Sie noch immer draußen unterwegs?

Ja, natürlich. Ich mache noch immer mit meiner Schwägerin kleine Spaziergänge und werkle viel im Garten.

© SZ vom 19.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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