Wer im August seinen Urlaub antritt, der verpasst meist nicht viel. Der partielle Stillstand des öffentlichen Lebens ist absehbar, Fixpunkte wie die bayerischen Schulferien erleichtern eine langfristige Planung. So hat auch die Familie Thaler vor Jahresfrist ihre große USA-Reise für diesen August terminiert - Marlen Thaler arbeitet als Gymnasiallehrerin und hat eben nur in den Ferien Zeit. Nun verpasst ihr Mann Sebastian Thaler damit aber eine ganze Menge.
Am 1. September, wenn er vielleicht irgendwo um San Francisco unterwegs sein wird, ist sein offizieller Dienstantritt als neu gewählter Echinger Bürgermeister. Und am 3. September, möglicherweise nähert er sich da Los Angeles, wird bereits mit einem großen Festakt sein Vorgänger im Amt, Josef Riemensberger (CSU), verabschiedet.
Dem neuen Echinger Bürgermeister Sebastian Thaler (SPD) ist es erkennbar peinlich, dass die neue Ära im Echinger Rathaus mit einer Urlaubswoche des Chefs startet. "Mir ist es wirklich sehr unangenehm, dass ich nicht am 1. September im Rathaus sein kann." Die vor Jahresfrist gebuchte Reise sei jedoch realistisch nicht verschiebbar gewesen, versichert er: "Die Reise zu stornieren, hätte viel Geld gekostet - und eine Ehe . . .". Und im Herbst 2015 habe er schließlich "noch nicht einmal mit dem Gedanken gespielt, dass ich als Bürgermeister kandidieren würde".
Faktisch verpasst er in der Tat nicht viel. Bis zum 11. September, dem Tag des Rückflugs, ist in bayerischen Rathäusern immer noch Ferienruhe, die Gemeinderatssitzung mit der förmlichen Vereidigung ist für 13. September terminiert. In den vergangenen Wochen sei er "immer wieder im Rathaus unterwegs gewesen, um mich bereits in verschiedene Themen einzuarbeiten", berichtet Thaler, dazu sei er auch schon "einmal durch alle Abteilungen gegangen, um mich allen Mitarbeitern zumindest einmal kurz vorzustellen".
Die ungewöhnlich rasche Verabschiedung von Vorgänger Riemensberger bereits zwei Tage nach Dienstende habe dieser ohne Abstimmung terminiert, so dass der bisherige Bürgermeister ohne einen Händedruck des Nachfolgers scheiden muss. Chef im Rathaus ist nach dem Ende der Ära Riemensberger vom 1. September an nun zunächst Zweiter Bürgermeister Otmar Dallinger (FW).
Die Besetzung der Stellvertreterposten im Echinger Gemeinderat ist von der Bürgermeisterwahl unabhängig; die Stellvertreter hatte der Echinger Gemeinderat bei seiner konstituierenden Sitzung im Mai 2014 bestimmt und sie sind bis zum Ende der Gemeinderatswahlperiode 2020 im Amt. Das bedeutet auch, dass mit Drittem Bürgermeister Thomas Kellerbauer (CSU) der unterlegene Gegenkandidat von Thaler bei der Bürgermeisterwahl nun für die nächsten vier Jahre dessen zweiter Stellvertreter bleibt.