Echinger Patchwork-Familien:Vater, Mutter, Kind, Leihoma

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Im Echinger ASZ wird eine neue Idee umgesetzt: Ein Pool für Leih-Großeltern wird eingerichtet. (Foto: Katharina Jaksch)

Das Alten-Service-Zentrum richtet einen Pool mit Leih-Großeltern ein. Von dem Pflegeverhältnis profitieren Kinder, Eltern und auch die Senioren

Von Klaus Bachhuber, Eching

Ein Großteil familienpolitischer Maßnahmen besteht darin, die Vorteile der kaum noch intakten Großfamilien zu ersetzen, ohne deren Nachteile zu übernehmen. Wie wäre es etwa, wenn Oma und Opa regelmäßig auf die Kinder aufpassen könnten, wenn es durch kurzfristige Arbeitstermine oder Krankheitsfälle nötig ist, aber ansonsten keinerlei Verpflichtungen einfordern würden?

Wie hilfreich wäre eine individuelle Kinderbetreuung von vertrauten, fast familiären Bezugspersonen? Und wie befriedigend könnte es für ältere Menschen sein, die selbst keine Enkel haben oder mit der eigenen Familie nicht "ausgelastet" sind, ihre Zeit, ihre Fürsorge und ihr Wissen an Kinder weiterzugeben?

Diese Konstellation, bei der alle Beteiligten auf ihre Weise profitieren, will nun ein "Oma-Opa-Service" leisten, den das Echinger Mehrgenerationenhaus/Alten-Service-Zentrum (ASZ) aufbauen will.

Am Mittwoch fand die Auftaktveranstaltung für das ungewöhnliche Betreuungsprojekt statt. "Nicht alle Familien haben Großeltern vor Ort, die in Notsituationen bei der Kinderbetreuung einspringen können", sagte Gisela Rode-Schemel vom Alten-Service-Zentrum.

Vier Leih-Omas gibt es schon

Über Jahre hatte das Mehrgenerationenhaus immer wieder derartige Anfragen aus der Echinger Bevölkerung erhalten. Doch der erste Versuch, ein diesbezügliches Projekt zu starten, scheiterte an der fehlenden Beteiligung der Senioren. Beim zweiten Anlauf hat das ASZ nun gezielt Senioren angesprochen. Nun soll nach und nach ein "Leih-Großeltern-Pool" aufgebaut werden. Vier ältere Frauen haben sich bereits bereit erklärt, nach einer Anfrage die Leih-Oma zu spielen.

Insbesondere junge Familien hatten in der Vergangenheit wiederholt Leih-Großeltern gesucht, die einmal in der Woche für wenige Stunden auf die Kinder aufpassen, damit die Eltern dringende Einkäufe und Erledigungen machen könnten. Sei der generationenübergreifende Kontakt erst einmal etabliert, könnten die Leihgroßeltern auch kurzfristig bei einer Krankheit der Kinder einspringen oder Leerstellen in der außerhäuslichen Betreuung überbrücken, hofft man beim ASZ.

"Ziel ist es, eine Beziehung zwischen den Kindern, den Eltern und den Leih-Großeltern aufzubauen", sagt Gisela Rode-Schemel, "so wollen wir familiäre Kontakte ermöglichen." Die Großeltern könnten mit den Kindern etwas unternehmen und würden dadurch auch im höheren Alter Selbstbestätigung erfahren, glaubt Rode-Schemel: "Sie werden gebraucht, können andere Menschen unterstützen und erfahren möglicherweise auch selbst eine Hilfestellung, wenn es einmal nötig ist."

Echinger Familien, die Bedarf an einer derartiger Unterstützungsleistung haben, sowie Senioren, die sich für das Ehrenamt als Leihgroßeltern interessieren, können sich unter Telefon 0 89/3 27 14 22 9 oder per Mail unter info@asz-eching.de an das Alten-Service-Zentrum wenden.

© SZ vom 10.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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