Eching und Trezzano:Beziehungskrise beenden

Lesezeit: 2 min

Nach dem Besuch in der Partnergemeinde Trezzano möchte Echings Bürgermeister Thaler die Kontakte wieder intensivieren, er setzt dabei auf die Vereine. Die Italiener wollen zum nächsten Kartoffelfest kommen

Von Klaus Bachhuber, Eching

Die kleine Vorhut der Echinger Delegation hatte bei der Ankunft nachts um elf in Trezzano eine vage Adresse, den Pfarrhof, und eine ausgeklügelte Ansprache in Landeszunge vorbereitet: "Siamo da Eching - wir sind aus Eching". Das genügte, dass eine Signora in Schlappen und Bademantel den halben Ort zusammentrommelte, um die drei Gäste gebührend willkommen zu heißen, zu verköstigen und dann irgendwo schlafen zu legen. Der Reisebus aus Eching unter Führung vom Kuffner Gust kam tags darauf nach und ein Wochenende lang wurde gemeinsam musiziert, es gab Sportturniere - und ein festa della birra, das an Lautstärke und Bierkonsum jedes Münchner Wiesnzelt in den Schatten stellte.

So war das noch in den 1990er Jahren mit der Partnerschaft zwischen Eching, Oberbayern, und Trezzano sul Naviglio in der Lombardei. Unter den diversen Krisen dieser Beziehung währt jetzt aber gerade eine der lang anhaltendsten; Seit 2007 gab es keinen offiziellen Besuch der Bayern mehr in Italien. Als Trezzano der Tristesse zum Trotz am Wochenende das 45. Jubiläum der Verbrüderung feierte, bestand die Echinger Delegation gerade aus vier Leuten: Bürgermeister Sebastian Thaler und Patenschaftsbeauftragter Peter Kriglowitsch, jeweils mit Ehegattinnen. Zumindest der Bürgermeister aber kam beseelt aus der Lombardei zurück. "Ich habe durchaus den Eindruck, dass die Partnerschaft noch lebt", sagte Thaler, "zumindest von Trezzano ist das sehr gewünscht". Die Aufnahme am Wochenende sei "wirklich herzlich" gewesen, freute er sich, die Trezzaner "unheimlich gastfreundlich".

1972 war die Partnerschaft besiegelt worden. Die Initiative kam von einem damaligen Patenschaftsprogramm zur Intensivierung der europäischen Kontakte, die konkrete Partnerwahl traf sich gut: Zwei boomende Industriedörfer im Schlagschatten einer wuchernden Metropole - München hier, Mailand da - hatten sich gefunden und sogar ein Detail stimmte: Ikea Mailand liegt am Ortsrand von Trezzano. Die Gemeinde westlich des Autobahnrings um Mailand zählt heute bereits über 30 000 Einwohner. Die Partnerschaft lebte zunächst über den Austausch von Vereinen, Sporttturnieren, Musikfesten oder wechselseitigen Kunstausstellungen. Don Peppino, der katholische Pfarrer von Trezzano, und Gemeinderat August Kuffner waren über Jahrzehnte die Triebfedern. In den Anfangsjahren stellten Echinger Unternehmen bei Handwerksmessen in Trezzano aus, die Italiener kamen immer wieder zur Echinger Frühjahrsschau.

Der 35. Geburtstag 2007 war dann schon nur noch ein Zucken der entschlummernden Beziehung, danach versandete sie vollends. In Trezzano wechselte mehrmals die Rathausspitze, teils durch Wahlen, teils veranlasst durch die Staatsanwaltschaft. Im offiziellen Eching rückte die Beziehung zum ungarischen Majs stärker in den Fokus des Interesses. Aufgrund der Historie der Majser Kriegsflüchtlinge, die in Eching sesshaft geworden waren, war hier die Verbindung emotionaler.

Bürgermeister Thaler will den Kontakt in die Lombardei wieder intensivieren. "Wir haben vereinbart, wieder aktiver zu werden", sagte er. Dazu will er Vereine kontaktieren, ob die alten Aktionen aufgefrischt werden könnten. Die Trezzaner haben einen Besuch beim nächsten Kartoffelfest versprochen. Der aktuelle Bürgermeister, Fabio Bottero, ist Thalers Generation, auch das eine Basis der Verständigung. Trezzano hat zum Jubiläum auch schon ein neues Patenschaftskommitte ins Leben gerufen.

© SZ vom 09.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: