Eching:Derby international

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In der Dreifachturnhalle hat das internationalste Fußballturnier stattgefunden, das die Echinger je erlebt haben. (Foto: Marco Einfeldt)

Beim Fußballturnier mit Flüchtlingsteams in Eching landen die Reallschullehrer nur auf Platz drei. Aber das ist gar nicht wichtig

Von Alexandra Vettori, Eching

Die Senegalesen haben die Nase weit vorne, als das internationalste Fußballturnier, das die Echinger Dreifachturnhalle je erlebt hat, am Dienstagnachmittag zu Ende geht. Auch Nigeria auf Platz Zwei hat keine Chance gehabt gegen die läuferisch und technisch herausragenden Westafrikaner, und Deutschland, vertreten von einer wackeren Lehrerriege der Imma-Mack-Realschule, schon gar nicht.

Wie genau die Einzelergebnisse ausgefallen sind, weiß am Ende nur der Schiedsrichter, Sport- und Biolehrer, Jürgen Reichensperger, der das Fußballderby zwischen Realschullehrern und den Flüchtlingen, die in der Echinger Schulturnhalle leben, organisiert hat. Das Ergebnis war auch nicht das Wichtigste bei diesem heiteren, aber durchaus leidenschaftlich ausgefochtenen Fußballturnier.

Eine stattliche Zuschauerzahl feuert die Sechserteams lautstark an und jubelt als der Schlusspfiff ertönt. "Ich bin froh, dass sich niemand verletzt hat", gesteht Lehrerin Gabriele Bader, während sie die Siegerurkunden ausfüllt. Dass die seit Jahren in den Lehrer-Schüler-Turnieren ungeschlagenen Pädagogen jetzt auf Rang Drei gelandet sind, erklärt sie mitfühlend damit, "dass sie nicht trainieren konnten, der Lehrersport findet ja derzeit nicht statt - weil die Turnhalle belegt ist." Ein Zuschauer daneben vermutete, dass es auch am Alter liegen könnte, oder, fügt er grinsend hinzu, am Gewicht. Einer der maßgeblich am Sieg für den Senegal beigetragen hatte, war Bouba. Er habe, erzählt der junge, hoch gewachsene Mann, in seiner Heimat sogar in der zweiten Nationalmannschaft gespielt.

Jetzt aber, fügt die 18-jährige Alessandra vom Helferkreis hinzu, "ist er 60er-Fan, wegen meines Bruders." Bouba, erzählt die junge Frau, sei inzwischen ein guter Freund ihrer Familie geworden, kennen gelernt habe man sich beim ersten Picknick des Helferkreises. Wem die ehemalige Realschülerin die Daumen gedrückt hat, die Frage erübrigt sich. Oben auf den Zuschauerrängen sitzt auch Stefan Holzer vom Helferkreis. Er habe sich für ein Kindergartenfest den Nachmittag frei genommen und "da habe ich die Gelegenheit genutzt und bin auch gleich hierher gekommen."

Trotz seines Berufes hilft er Flüchtlingen, wie, das habe sich verändert: Am Anfang sei eher Begleitung wichtig gewesen, "mittlerweile sind es Alltagshilfen. Zuletzt habe er jemanden ausfindig gemacht, der einem die Hose kürzen konnte, damit er in die Kirche gehen kann."

Künftig wird die Flüchtlingsmannschaft aus der Echinger Realschulturnhalle sogar in einheitlichen Trikots einlaufen und nicht mehr in dem bunten Sammelsurium aus Spenden umliegender Fußballvereine. Zum Schluss nämlich überreichte Jochen Köhn vom Sportclub Eching zwölf Spielertrikots, gespendet von der Turn- und Fitness-Abteilung. Gut möglich, dass auch Fußballkollegen des TSV Eching auf den Rängen saßen, wenn ja, dürften die spielerischen Talente, die in der Realschulturnhalle schlummern, nicht unbemerkt geblieben sein.

© SZ vom 09.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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