Eching:Beutezug beim Gebrauchtwarenhändler

Lesezeit: 2 min

Profis am Werk: Unbekannte Täter brechen in Eching 39 Wagen auf - und bauen Airbags im Wert von 80.000 Euro aus.

Peter Becker

Profis waren in der Nacht zum Dienstag auf dem Gelände eines Autohändlers an der Heisenbergstraße im Echinger Gewerbegebiet am Werk: Die Autoknacker brachen 39 neuere Gebrauchtwagen auf und bauten 78 Airbags aus.

Fachgerecht haben die Autoknacker auf dem Gelände eines Echinger Autohauses 39 neuere Gebrauchtwagen aufgebrochen und insgesamt 78 Fahrer- und Beifahrerairbags ausgebaut. (Foto: Katharina Jaksch)

Die Neufahrner Polizei geht davon aus, dass es sich bei den Autoknackern um eine Bande aus Osteuropa handelt, die mindestens aus drei Mitgliedern besteht. Eines davon stand wohl Schmiere, während seine Komplizen die Airbags ausbauten. Der Wert der Beute beträgt etwa 80.000 Euro. Der Schaden an den aufgebrochenen Wagen wird auf etwa 20.000 Euro geschätzt.

Ort und Zeitpunkt hat die Bande gut ausgewählt, um ihren Coup zu landen. Die Nacht war regnerisch, das Gelände liegt im Gewerbegebiet und die Autobahn als Fluchtweg in der Nähe. "Da muss man natürlich erst mal hinkommen", sagt der Dienststellenleiter der Neufahrner Polizei Hans-Peter Vogtleitner. Er geht deshalb davon aus, dass die Bande sich gut abgesichert hatte. Bundesweit hat es schon viele solcher Vorfälle gegeben. Der dabei entstandene Schaden beträgt etliche Million Euro.

Vogtleitner kann sich auch an einzelne Vorfälle im Zuständigkeitsgebiet der Neufahrner Polizei erinnern. "Aber in so großem Stil war das in der Region noch nicht der Fall." Mit "brachialer Gewalt", schildert der Neufahrner Dienststellenleiter, hätten die Airbag-Diebe die Seitenscheiben der Fahrzeuge eingeschlagen. Nachdem sie sich auf diese Weise Zutritt ins Wageninnere verschafft hatten, bauten sie aus allen Autos fachgerecht die Fahrer- und Beifahrer-Airbags aus und verschwanden.

"Die haben das geeignete Werkzeug"

"Ein Mechaniker hat den Vorfall entdeckt, als wir am Morgen den Laden aufgesperrt haben", erzählt Filialleiter Michael Zanzinger. Die Polizei vermutet in den Tätern Angehörige einer osteuropäischen Bande. Diesen Verdacht hegt auch Zanzinger. Der Filialleiter des Autohauses vermutet sogar, dass die Autoknacker polnischen Hintergrund haben könnten. Der Verdacht liegt deshalb nahe, weil sich die Täter ausnahmslos Autos der Marke Opel ausgesucht haben.

"Astra und Corsa", präzisiert Zanzinger. "Gerade Polen hat einen starken Anteil an Astra", erklärt der Filialleiter. Andererseits werden von Deutschland aus sehr viele Unfallautos in osteuropäische Länder verkauft. Diese seien nicht immer mit funktionstüchtigen Airbags ausgestattet. "Wenn ich dann die Wahl habe, einen teuren Airbag beim Händler zu kaufen oder einen gestohlenen, dann entscheiden sich eben viele für die billigere Variante", sagt Zanzinger. Das sei eben Ansichtssache.

Den Aufprallschutz aus einem Auto auszubauen, ist nach Ansicht des Filialleiters und des Dienstellenleiters der Neufahrner Polizei nur eine Sache der Übung. "Die haben das geeignete Werkzeug", sagt Vogtleitner. Ob dann so ein nachträglich eingebauter Airbag im Zweifelsfall auch funktionstüchtig ist? Vogtleitner und Zanzinger haben daran keine Zweifel. Die Leute seien sehr versiert, glaubt der Neufahrner Dienststellenleiter. Und auch der Filialleiter meint, dass es möglich sei, Airbag und Fahrzeug aufeinander abzustimmen.

© SZ vom 02.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: