Dreiste Vögel:Die Krähen sind zurück

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Das Vergrämen der Tiere hat in Eching nicht wirklich geholfen

Anfang des Jahres hat der Echinger Gemeindebauhof Dutzende Krähennester in den Bäumen beim Bahnhof entfernt. Nun müsse man beobachten, wie die vertriebenen Tiere darauf reagierten, sagte Bürgermeister Josef Riemensberger damals. Einen Effekt kann er nun begutachten, ohne vom Schreibtisch aufzustehen: In einem Baumwipfel unmittelbar vor dem Rathaus ist eines der neuesten Krähennester entstanden, als Teil einer Brutkolonie entlang der Unteren Hauptstraße. Und die Bäume in der Hubergasse am Bahnhof sind auch längst wieder besiedelt.

Echings Krähenproblem hat sich vor Beginn der neuen Brutperiode vervielfacht. Speziell vor dem Ladenzentrum Alter Wirt an der Hauptstraße ist eine große neue Kolonie der gesellig brütenden Tiere entstanden, mit unangenehmen Folgen unter anderem für den Biergarten unter den besiedelten Bäumen. "Unzumutbar" nennt das der Bürgermeister. Allerdings sind dem Rathaus weiterhin die Hände gebunden. Die Saatkrähe steht seit 2002 unter besonderem Schutz durch das Bundesnaturschutzgesetz, da sie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts so gut wie ausgerottet war.

Im Sommer 2015 hat die Gemeinde alleine an der Hubergasse 64 Brutpaare gezählt. Mit einer Ausnahmegenehmigung der Naturschutzbehörde in der Bezirksregierung durften die Tiere heuer zum Winterende "vergrämt" werden, wie das in der Fachsprache heißt. Dafür wurden die Nester entfernt und stabile Äste, die sich für Neubauten eignen, einfach abgezwickt.

Da die Tiere nicht registriert sind, kann nun niemand beurteilen, ob die vergrämten Krähen des Vorjahres einfach den Platzverweis durch das Rathaus ignoriert haben oder ob neue Vögel hergezogen sind. "Die Population nimmt einfach stark zu", glaubt der Bürgermeister. Entlang der Hauptstraße etwa habe es in Eching noch nie Krähennester gegeben. Für die Hubergasse sieht er es nun "schon als kleinen Erfolg, dass es nicht mehr geworden sind".

Während der Brutphase 2016 sollen nun wieder alle Nester dokumentiert und dann nach ihrem Ende die neuerliche Vergrämung beantragt werden. Im Ortsnachrichtenblatt Echinger Forum laufen derweil Leserbriefdebatten zwischen Anliegern der Hubergasse, die sich vom Lärm und Dreck der Krähen massiv belästigt fühlen, und Nachbarn, die angesichts von Flug-, Bahn- und Verkehrslärm in der Gemeinde die Naturgeräusche als wohltuend empfinden.

© SZ vom 25.04.2016 / kbh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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