Diskussion in Kranzberg:"Es geht um die Kinder"

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Neuerliche Abstimmung über Anbau für Mittagsbetreuung

Von Petra Schnirch, Kranzberg

Die Kranzberger Gemeindepolitik ist um eine skurrile Note reicher. In der Gemeinderatssitzung am Dienstag, 10. Dezember, wird das Gremium noch einmal über einen Bauantrag abstimmen, den es im September mehrheitlich abgelehnt hat - obwohl ihn die Gemeinde selbst eingereicht hatte. Es geht um einen zweigeschossigen Anbau an der Ostseite der Schule für die Mittagsbetreuung. Das ist das Ergebnis der Diskussionen im Sozialausschuss am Montag, dem eine Besichtigung der Räume vorausgegangen war. Schulleiterin Heike Hartmann, die sieben Betreuerinnen und der Elternbeirat machten dabei deutlich, dass eine schnelle Lösung her muss.

Hartmann brachte es auf den Punkt: Entweder die Zahl der betreuten Schüler werde begrenzt oder aber die Mittagsbetreuung bekomme bald zusätzliche Räume. Mehr Kinder könnten nicht aufgenommen werden, das könne sie nicht verantworten, sagte sie. Insgesamt 69 Kinder werden derzeit bis maximal 15 Uhr betreut, in der Spitze sind 48 gleichzeitig anwesend. "Der Lärm ist definitiv eine Zumutung", schilderte Betreuerin Birgit Rottenfußer während des Rundgangs - nicht nur für das Team, sondern auch für die Kinder selbst. "Die einen brauchen Ruhe und kriegen sie nicht, die anderen brauchen Action." Für die Mittagsbetreuung stehen derzeit zwei feste Räume mit Küche zur Verfügung. Nach 13 Uhr können auch Turnhalle und Religionsraum genutzt werden.

Zwar waren die Geburtenzahlen in den vergangenen Jahren leicht rückläufig. Hartmann glaubt aber, dass die Nachfrage weiter steigen werde, weil viele Mütter mittlerweile berufstätig sind. Außerdem sind in der Gemeinde zwei neue Baugebiete mit je 28 Parzellen ausgewiesen worden.

In der Sitzung standen sich wieder einmal die Positionen von FWG auf der einen und KGL, CSU sowie SPD auf der anderen Seite gegenüber. Erstere sprechen sich für den Erhalt des Schulstandorts mit Neubau einer Turnhalle und abgetrenntem Trakt für die Mittagsbetreuung aus. Dafür sei Bürgermeister Hermann Hammerl (FWG) angetreten, sagte Ursula Enghofer (FWG). Die anderen Fraktionen befürworten langfristig einen Umzug an die Ringstraße samt Bau einer Mehrzweckhalle. Als Übergangslösung fordern sie den Anbau im Osten für die Mittagsbetreuung. Beide Seiten gaben sich erneut gegenseitig die Schuld, dass bisher nichts vorangegangen sei.

Birgit Rottenfußer platzte schließlich der Kragen. "Es ist uns egal, ob ihr einen Disput habt, es geht um die Kinder", sagte sie an die Adresse der Gemeinderäte gerichtet. Auch Sebastian Ströhl (KGL) warnte davor, die Kinder "in Geiselhaft zu nehmen". Schulleiterin Hartmann räumte auf Nachfrage von Zweitem Bürgermeister Anton Hierhager (SPD) ein, dass das Optimum vier Räume, Küche und Sanitäranlagen in einem eigenen Trakt wären. Mit dem vorgeschlagenen Anbau, in dem zwei Räume zusätzlich zu den bestehenden vorgesehen sind, könne sie aber gut leben, auch wenn die Kinder weiterhin durch das ganze Haus müssten, um in den anderen Bereich zu gelangen. Einen Umzug in Container lehnte sie ab.

Der Anbau im Osten sei die pragmatischste Lösung, sagte Hierhager, die bis Herbst 2020 fertig sein könne. Auf Wunsch von Monika Mühl (FWG) soll in der nächsten Sitzung auch ein mehrere Jahre altes Modell für eine Erweiterung im Norden vorgestellt werden. Die Ost-Erweiterung hat gute Chancen, denn die Mehrheitsverhältnisse dürften anders sein als im September, als mehrere Gemeinderäte fehlten.

© SZ vom 04.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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