Diskussion in Eching:Sauna statt Therme

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Am Hollerner See könnte eine Wellnesslandschaft nach dem Vorbild des Monte Mare entstehen, doch es gibt auch Kritik

Von Alexandra Vettori, Eching

Das Thermen-Hotel, das vor Jahren am Nordwestufer des Hollerner Sees entstehen sollte, hat damals erst zu einem öffentlichen Aufschrei und dann zu einem Bürgerentscheid in Unterschleißheim geführt. Jetzt könnte eine See-Sauna kommen, nach dem Vorbild des "Monte Mare" in Tegernsee. Der Echinger Gemeinderat war dort zu Besuch und dem Vernehmen nach recht angetan von der Wellnesslandschaft. Was fast noch wichtiger ist: Der Investor der Tegernseer See-Sauna wäre prinzipiell an einem Standort Hollerner See interessiert, wie Echings Bürgermeister Josef Riemensberger (CSU) bestätigt.

Noch sind es ungelegte Eier, noch immer steht man am Anfang des Planungsprozesses für die Gestaltung des größten Sees im Münchner Umland. Bürgerworkshops haben stattgefunden, viele Ideen gebracht, aber auch das alte Problem gespiegelt: Die einen möchten in Ruhe baden und Spazieren gehen, die anderen Unterhaltung und Einkünfte für die öffentliche Kasse. Echings Bürgermeister hat daraus nie einen Hehl gemacht. Im vergangenen Juli trug das Beratungsgremium aus Umwelt- und Planungsfachleuten, Echinger Verwaltung und Gemeinderäten sowie Vertretern aus dem Nachbarort Unterschleißheim bei einer Tagung die Eckpunkte zusammen, auf die sich alle einigen können: Der Hollerner See soll ein ganzjährig attraktives Erholungsgebiet werden, einen Rundweg bekommen, eine ganzjährige Gastronomie und Bereiche, in denen sich die Natur ausbreiten kann. Als Attraktionen wurden mit unterschiedlichen Präferenzen eine Sauna, ein Campingplatz, ein Restaurant und eine Wasserskianlage diskutiert, diese schied wegen des Lärms allerdings aus.

Einige Wochen zuvor war eine Delegation des Echinger Gemeinderats auf Exkursion gegangen. Die Stationen: Die Tegernseer See-Sauna Monte Mare mit Café und Restaurant, der Wohnmobilstellplatz Tennsee nahe Garmisch-Partenkirchen, der Wasserskipark in Aschheim und der Feringasee mit seiner ganzjährig geöffneten Wirtschaft. Im Moment sitzt das Beratungsgremium am Auslobungstext, mit dessen Zielen im nächsten Jahr ausgewählte Landschaftsplaner Entwürfe anfertigen. Drei bis fünf Büros wird der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum, der die Moderation bei dem Plangutachten übernommen hat, damit beauftragen. Riemensberger rechnet für Ende November mit einem ersten Rohentwurf, bis Anfang nächsten Jahres soll der Text fertig sein.

Wiewohl unter Ausschluss der Öffentlichkeit, läuft der Planungsprozess offenbar nicht reibungsfrei. Gremiumsmitglied Sylvia Jung, die für die Bürger für Eching im Gemeinderat sitzt, kritisiert, das Rathaus plane munter weiter, noch vor Abschluss des Plangutachtens. Sobald der letzte Bagger weg sei, solle der Kieswerkbereich am Nordufer abgetragen werden, einschließlich des Schilfgürtels. "Der Schilfbereich muss weichen, obwohl sich dort viele Wassertiere einquartiert haben. Im Frühjahr quakt und fiept es hinter jedem Grashalm, unzählige Karpfen haben dort ihren Laichplatz. Wir befürchten, dass man sich hier Entwicklungschancen unwiederbringlich vergibt", kritisiert Jung.

Den Planern bliebe so nur ein kleiner Bereich: "Dort, wo Riemensberger die See-Sauna installiert haben will", mutmaßt die Gemeinderätin. Tatsächlich gibt es rund um das Schilf Klärungsbedarf. Während Riemensberger bestätigt, dass es weg solle und sich auf den Erholungsflächenverein beruft, der ebenfalls der Meinung ist, dass dort der See zu niedrig, die Zahl der Seevögel zu hoch und deshalb die Wasserqualität zu schlecht ist, betont beim Planungsverband René Karnott: "Der Schilfgürtel liegt in einem Bereich, für den die Rekultivierungsplanung genehmigt wurde. Er wird so naturnah bestehen bleiben und als Insel der intensiven Badenutzung quasi entzogen."

© SZ vom 16.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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