Dietersheimer Umfahrung:In der Sackgasse

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Ohne eine Umgehungsstraße muss die Ortsdurchfahrt von Dietersheim unbedingt saniert werden. (Foto: Marco Einfeldt)

Die große Variante einer Dietersheimer Umfahrung hat zu viele Nachteile. Der Gemeinderat sucht nach kleinerer Lösung

Von Klaus Bachhuber, Eching

Zu teuer, zu viel Flächenverbrauch, schlecht für die Umwelt: Die geplante Umgehungsstraße für Dietersheim ist in einer Sackgasse gelandet. Nach einer aufwendigen Machbarkeitsstudie hat der Echinger Gemeinderat der großen Variante der Umgehung mit einer Neutrassierung der bisherigen B 11 im weiteren südlichen Verlauf eine Absage erteilt. Jetzt soll noch Mal "neu gedacht" - und eventuell eine ortsnähere Option ohne Kooperation mit Garching realisiert werden.

Nach jahrelangen Vorarbeiten hatten sich die Echinger auf eine Trasse eingeschossen, die Dietersheim in weitem Bogen westlich umfahren und im Süden nicht auf die bisherige Straße einbiegen, sondern - finanziert von Garching - auf einer neuen Route die Autobahnanschlussstelle Garching-Nord erreichen sollte. Die Stadt Garching wollte so Entwicklungsflächen für den Forschungscampus generieren und die eigene Umfahrung optimieren.

Die Machbarkeitsstudie ergab einen Flächenbedarf von über 180 000 Quadratmeter allein auf Echinger Flur. An Baukosten wurden 46 Millionen Euro ermittelt, dazu kämen Kosten für Grunderwerb, Lärmschutz und üppige Ausgleichsflächen, weil auf der über fünf Kilometer langen Strecke in ökologisch wertvolle Gebiete eingegriffen würde. Gut 32 Millionen Euro wären der Echinger Anteil an den Baukosten, wobei für die Staatsstraße etwa 75 Prozent staatliche Förderung avisiert waren.

Offenbar hatte der Gemeinderat bereits nichtöffentlich zu einem Ausstieg aus dieser Planung tendiert. Die Gemeindeverwaltung bilanzierte folglich, "aufgrund der hohen Kosten, des großen Grunderwerbsbedarfs sowie den erheblichen Auswirkungen auf die Umwelt" werde das Projekt eingestellt. In einer intensiven Debatte wurde allerdings modifiziert, nur diese Variante aufzugeben, nicht aber den Gedanken einer Ortsumfahrung. "Mit einer kleineren Lösung hätten wir vielleicht eine Realisierungschance", warb CSU-Sprecher Georg Bartl. FW-Sprecher Christoph Gürtner schlug vor, die Umgehung bei der Fortschreibung des Gemeindeentwicklungsprogramms in die allgemeine Perspektive für Dietersheim einzupassen. Die Erweiterung des Forschungscampus, die mit der großen Lösung erreicht werden könnte, sei für Dietersheim "sehr wichtig". Eine kürzere Trasse wäre daher auch "eine kürzer gedachte Variante", rügte er.

Leon Eckert (Grüne) regte ebenfalls an, das Thema "auf Null zu setzen und neu zu denken". Das im Gemeindeentwicklungsprogramm zu leisten, sei der richtige Weg. Für die neuerliche Debatte appellierte er, "pragmatisch zu sein und aufzuhören, von diesen Riesendingern zu träumen". Das sei nicht mehr zeitgemäß und umsetzbar. Die Fortschreibung des Entwicklungsprogramms war 2020 beschlossen worden, ist aber wegen des parallelen Starts in ein Städtebauförderprojekt noch nicht angelaufen. Manfred Wutz (Bürger für Eching) forderte, für die Verkehrsproblematik "endlich mal modernere Lösungen zu finden". Der aufgezeigte Flächenverbrauch sei nicht hinnehmbar, "die Natur, die wir noch haben, ist unser höchstes Gut".

Kartierungen hatten gezeigt, dass die Trassierung einen "großen Einschnitt in den Naturhaushalt und das Landschaftsbild" bedeute, weil "die Landschaftsschutzgebiete Echinger Gfild und Freisinger Moos beeinträchtigt und wertvolle Habitate der Feldlerche und Trittstein-Biotope zerstört werden". Aus dem Bauamt wurde darauf hingewiesen, dass der nötige Grund durchweg gekauft werden müsste. Bei mehr als 50 betroffenen Grundeigentümern berge das ein hohes Risiko.

Stefanie Malenke (SPD) als Sitzungsleiterin bilanzierte, es würden "die Bedürfnisse in Dietersheim gesehen", daher werde man die Pläne "nicht sterben lassen". Mit 16:2 Stimmen wurde von CSU, SPD, Grünen, FW, BfE, ÖDP und FDP gegen je eine Stimme aus CSU und BfE beschlossen, die große Variante "momentan nicht zu realisieren". Die Diskussion werde "eingebettet in die Entwicklungsziele für Dietersheim" neu geführt. Weil ohne Umgehungsstraße unbedingt die Ortsdurchfahrt von Dietersheim saniert werden müsste, drängte die Dietersheimerin Heike Krauß (CSU) auf Eile. Vereinbart wurde eine Debatte im Frühjahr.

© SZ vom 25.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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