Die Verwirrung ist groß:Zwischen den Welten

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Die Bewohner des Geflügelhofs gehören nirgends wirklich dazu

Da die Frage einer Umgemeindung des Echinger Gemeindeteils Geflügelhof nach Unterschleißheim noch einige Zeit offen bleiben wird, muss sich nun weiter das Echinger Rathaus mit den Nöten der rund 200 Bewohner befassen. Bei der ersten Bürgerversammlung in der Siedlung gab es von der Bordsteinbeschädigung durch die Fahrzeuge des Winterdienstes bis zur Vermüllung der Spazierwege die fast schon obligaten Sorgen - aber auch ein Problem schier babylonischer Sprachverwirrung.

Offenbar hat sich bislang ein amtlicher Adressname weder im Rathaus noch bei der Post durchgesetzt. Fast jeder im Saal trug individuelle Schwierigkeiten vor - und bizarrerweise hatte auch fast jeder eine individuelle Adresse. Vater und Sohn, die im gleichen Haus leben, haben in ihren Pässen unterschiedliche Anschriften stehen. Einer lebt in "85 716 Hollern", der andere in "85 716 Eching" - und beide wohnen am Geflügelhof.

Die Postleitzahl hat der Geflügelhof von Unterschleißheim. Aber unter "85 716 Unterschleißheim" gibt es keinen Stadtteil Geflügelhof. Wohl gibt es einen Stadtteil Hollern - aber der hat nichts mit dem Geflügelhof zu tun. Die Passstelle im Echinger Rathaus sei aus unerfindlichen Gründen dazu übergegangen, den Geflügelhof als Hollern in die Pässe zu prägen, das Bauamt der Gemeinde führe die Siedlung als Geflügelhof. "Auf jeder Etage im Rathaus haben wir andere Bezeichnungen", spottete ein Besucher.

Diverse amtliche Schreiben könnten so nicht zugestellt werden, die Anwohner berichteten von unverschuldeten Versäumniszuschlägen oder polizeilichen Identitätsfeststellungen wegen der abweichenden Adresse. Bürgermeister Sebastian Thaler sagte zu, eine Klärung anzustreben.

Verwundert wurde von den Geflügelhofern auch die historische Darstellung Thalers aufgenommen, wonach sich Unterschleißheim bei der Umgemeindung von Hollern in den Achtzigerjahren verpflichtet habe, die Bewohner des Geflügelhofes fortan wie Unterschleißheimer Bürger zu behandeln. Davon könne keine Rede sein, stellten die Bewohner der Siedlung klar. Den Wertstoffhof der Stadt dürfe man nicht benutzen, bei Wartelisten in den Kindertagesstätten stehe man nicht in der bevorzugten Reihe der Unterschleißheimer Bürger, sondern unter Gastanträgen. "Wir spielen immer nur die zweite Geige", sagte einer. Bürgermeister Thaler kündigte an, dieses Missverhältnis mit Unterschleißheim zu klären.

© SZ vom 07.11.2018 / kbh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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