Diamantenes Priesterjubiläum:Von Freising geprägt

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Eine Benedikts-Linde, soll an das Wirken und den Mensch Josef Ratzinger erinnern, der vor 60 Jahren auf dem Freisinger Domberg zum Priester geweiht wurde.

Peter Becker

Domrektor Rainer Boeck, Oberbürgermeister Dieter Thalhammer und Freisings Kulturreferent Hubert Hierl verteilten am Sonntag mit ihren Spaten den Mulch um eine frisch gepflanzte Linde. Es ist nicht irgendein Baum, den die Stadtgärtnerei auf einem Rasenstück unterhalb des Kardinal-Döpfnerhauses schon vorsorglich ins Erdreich versenkt hatte. Es ist die Benedikts-Linde, die an das Wirken und den Mensch Josef Ratzinger erinnern soll, der vor 60Jahren auf dem Freisinger Domberg zum Priester geweiht wurde. "Den hätten wir zu Dritt gar nicht einpflanzen können", sagt Boeck angesichts des übermannshohen Baumes. So blieb es beim symbolischen Akt. Die Idee dazu stammte vom Kulturreferenten Hierl.

Eine Linde zu Ehren von Papst Benedikt XVI. haben Domrektor Rainer Boeck, Freisings Oberbürgermeister Dieter Thalhammer und Kulturreferent Hubert Hierl gepflanzt. (Foto: Marco Einfeldt)

Zuvor hatte Boeck in seiner Predigt während eines knapp zweistündigen Festgottesdienst die Verdienste von Josef Ratzinger um die Stadt Freising gewürdigt, "die er weltberühmt gemacht hat". Erst in der vergangenen Woche hätten Tausende von Katholiken per Mausklick einen Blick in das Innere des Mariendoms werfen können, wie Boeck erklärte, nachdem im Internet das Vatikan-Portal freigeschaltet worden sei. Auf diesem sei als wichtige Lebensstation von Papst Benedikt XVI. auch der Freisinger Dom zu sehen. Welchen Stellenwert die Kirche bei den Gläubigen aus Nah und Fern habe, dokumentiere die Zahl von Führungen. Zu Spitzenzeiten seien es bis zu 20 am Tag, sagte Boeck. "Dafür sind wir dankbar.

Der Domrektor betonte, es gehe den Freisingern aber nicht darum, sich im Glanz des Lichtes, das der Papst verbreite, zu sonnen, sondern darum, "ihm dafür zu danken, was er uns gegeben hat". Josef Ratzinger habe auf dem Domberg Philosophie studiert", erinnerte Boeck. Dies sei in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts eines Zeit des Umbruchs gewesen. Vielleicht habe Josef Ratzinger damals schon das Heraufdämmern des Informations-Zeitalters geahnt, in der sich das Wissen der Menschheit innerhalb immer kürzerer Zeit verdopple. Leider trage dies nicht unbedingt zu einem tieferen Verständnis der Welt bei. "Wir sind Kinder der Unübersichtlichkeit", stellte Boeck fest. Vieles sei gleichgültig und der christliche Glaube ein Gefühl von vielen. Benedikt XVI. aber stehe für ein Miteinander von Vernunft und Glauben, sagte Boeck. Er bezeichnete den Papst als jemand, "der nach der Wahrheit schürft". Er habe mit seinem Intellekt eine Schneise in die Unübersichtlichkeit geschlagen.

Boeck und später auch Thalhammer zeichneten von Josef Ratzinger das Bild eines Menschen, der nicht nur vom Intellekt, sondern auch von seiner Heimatverbundenheit geprägt ist. Ihn habe das stille Gebet in der Hauskapelle des Dombergs ebenso geprägt wie die Liturgie der Festgottesdienste, stellte Boeck fest. Ratzinger habe aber auch das Theaterspiel und die feierliche Musik geliebt, die "ein Markenzeichen" des Dombergs seien. Josef Ratzinger habe diesem 60 Jahre lang die Treue gehalten. Hier sei das Fundament gelegt worden, dem er seinen Erfolg verdanke. Ratzinger sei offen für das Schöne, wie etwa die Musik. Diese zeige, dass Glaube nichts "Bitteres" sei.

OB Dieter Thalhammer drückte seine Freude darüber aus, dass Boeck die Stadt Freising in den Mittelpunkt seiner Predigt gestellt habe. Er erinnerte an die Privataudienz, die eine Delegation der Stadt beim Papst erhalten hatte, um ihm die Ehrenbürgerwürde zu verleihen. Josef Ratzinger erinnere sich gerne an die Zeit, die er mit seinen Eltern auf dem Lerchenfeldhof auf dem Domberg verbracht habe, versicherte Thalhammer. Der Freisinger Dom sei lange Zeit Mittelpunkt seines Lebens gewesen. Die Familie Ratzinger habe Freising zu ihrem Zuhause gemacht. Die Stadt sei ihm Heimat geworden und als solche habe der Papst sie in seinem Herzen behalten.

© SZ vom 04.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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