Dialogabend im Kraftwerk:Überlastete Straßen

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Mit Lastwagen soll der Klärschlamm nach Anglberg kommen. Die Anwohner fordern den Transport auf der Schiene

Von Katharina Aurich, Zolling

Im Kraftwerk Anglberg bei Zolling ist der Bau einer Klärschlammtrocknungsanlage für jährlich rund 100 000 Tonnen geplant, die mit Lastwagen angeliefert werden sollen. Anwohnern und den Bürgermeistern aus Zolling und Haag macht vor allem der zunehmende Verkehr auf den bereits jetzt überlasteten Straßen Sorgen. Sie verlangen vom Kraftwerksbetreiber Engie, den Transport auf die Schiene zu legen, denn das Kraftwerk verfügt über einen Gleisanschluss. Das sei jedoch aus wirtschaftlichen und logistischen Gründen nicht möglich, erklärten die Kraftwerksvertreter am Donnerstag bei einem "Dialogabend mit den Nachbarn".

Wenn die Anlage in Betrieb sei, würden täglich durchschnittlich 20 Lastwagen an fünf Tagen in der Woche den Schlamm nach Anglberg bringen, erläuterte Günter Ott, im Kraftwerk zuständig für das Stoffmanagement. Das erboste besonders Haags Bürgermeister Anton Geier. Er erwarte, dass nicht allein wirtschaftliche Gründe im Vordergrund stünden, wenn es um die weitere Entwicklung des Kraftwerkstandortes gehe. Denn die zusätzlichen Lastwagen würden überwiegend in Haag auf der bereits überlasteten Staatsstraße am Rathaus, dem Kindergarten und der Schule vorbei fahren. Er fordere das Unternehmen auf, seine Logistik mit dem Ziel zu überprüfen, möglichst viele Brenn- und Betriebsstoffe auf der Schiene zu transportieren, auch wenn dies nicht die billigste Lösung sei. Auch Zollings Bürgermeister Max Riegler unterstützt das. Der Verkehr habe spürbar zugenommen und die Lage des Kraftwerks sei verkehrsmäßig "nicht traumhaft", der Standort nur mit kleineren Straßen angebunden, die durch Ortschaften führen.

Rund eine Million Tonnen Brenn- und Betriebsstoffe werden jährlich in das Kraftwerk hinein- und heraus transportiert, erläuterte Stoffmanager Ott. 700 000 Tonnen Steinkohle kämen auf der Schiene nach Anglberg, die bisher jährlich 20 000 Tonnen Klärschlamm, die mit verbrannt würden, kämen in Lastwagen, genauso wie die 155 000 Tonnen Altholz für das Biomassekraftwerk. Auch Asche und Staub, die bei der Verbrennung anfiellen, würden fast ausschließlich auf der Straße ab- und antransportiert.

Beim Bau des Biomassekraftwerks im Jahr 2003 war den Anwohnern von der damaligen Kraftwerksleitung versprochen worden, dass das Altholz auf der Schiene angeliefert werde. Aus Kostengründen wurde dies dann aber verworfen. "Wir hätten ihnen sogar die passenden Waggons beschafft, aber das Kraftwerk wollte dies damals nicht", ärgerte sich Herbert Bernhardi von der Ifeuka (Interessensgemeinschaft für ein umweltfreundliches Kraftwerk Anglberg). Stoffmanager Ott sagte, man wolle versuchen, Leerfahrten in das Werk zu verhindern.

Ein weiteres Argument aus Sicht der Kraftwerksbetreiber für den Lastwagentransport nannte Robert Ulzhöfer von der Planungsgesellschaft Stadt, Land, Verkehr. 347 Lastwagen würden durchschnittlich am Tag auf der Staatsstraße von Haag nach Zolling fahren. Das gehe aus dem Verkehrsmengenatlas aus dem Jahr 2010 hervor. Nur 47 davon hätten das Kraftwerk Angelberg zum Ziel gehabt. Dennoch wird sich mit der neuen Trocknungsanlage die Zahl der anfahrenden Lastwagen auf über 60 pro Tag erhöhen.

Am geplanten Bau der Klärschlammtrocknungsanlage an sich gab es am Donnerstag kaum Kritik, lediglich Jochen Fischer aus Anglberg stellte Fragen zu den Betriebszeiten und der Lagerung des Schlamms. Die Anlage werde konstant laufen. Es gebe ein kleines Lager für den nassen Klärschlamm und ein Größeres für den getrockneten - und das geruchssicher, versicherte Projektverantwortlicher Maximilian Unterbuchner. Die Klärschlammtrocknung bedeute für den Kraftwerksstandort Zolling ein zusätzliches Standbein.

© SZ vom 22.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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