Häusliche Gewalt:Die Ferien sind nicht für alle schön

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Schutz vor ihrem gewalttätigen Partner finden Frauen im "Frauenhaus". (Foto: Maja Hitij/dpa)

In der Urlaubszeit steigt das Risiko für sexuelle Übergriffe oder häusliche Gewalt in Familien. Diese Erfahrung macht man auch in der Diakonie Freising. Sie bietet mit dem Frauenhaus und der Fachberatungsstelle "Hilda" Betroffenen eine Anlaufstelle.

Von Gudrun Regelein, Freising

Die Zahl der gemeldeten Fälle häuslicher Gewalt steigt deutschlandweit seit Jahren. Im Vergleich von 2021 zu 2022 ergab sich laut Bundesinnenministerin Nancy Faeser ein Plus von 8,5 Prozent. Häusliche Gewalt bedeutet alle Formen körperlicher, psychischer oder sexualisierter Gewalt, bei denen Täter und Opfer in einer partnerschaftlichen Beziehung zueinanderstehen. In vier von fünf Fällen ist das Opfer weiblich.

Auch im Landkreis steigen laut einer Pressemitteilung der Diakonie Freising die Zahlen. Das Frauenhaus der Diakonie meldet mehr Anfragen: Im ersten Halbjahr 2023 waren es etwa 90, 2022 waren es im selben Zeitraum noch etwa ein Drittel weniger gewesen. "Auch wenn alle Plätze im Frauenhaus belegt sind, können wir rund um die Uhr Unterstützung anbieten. Falls notwendig, vermitteln wir eine Frau in ein anderes Frauenhaus weiter", erklärt Veronika Kimmelmann, Leiterin des Frauenhauses. Sie rate grundsätzlich jeder betroffenen Frau, sich Hilfe zu suchen. Dafür gebe es spezielle Beratungsstellen - beispielsweise die Freisinger Fachberatungsstelle "Hilda". Diese biete den betroffenen Frauen eine Anlaufstelle.

Die Fachberatungsstelle in Freising bietet daneben auch Unterstützung und Beratung rund um das Thema sexualisierte Gewalt. "In letzter Zeit verzeichnen wir vermehrt Anfragen von Eltern, deren Kinder Opfer von sexualisierter Gewalt wurden. Außerdem melden sich bei uns Lehrkräfte und Schulleitungen, die mit uns über Vorfälle in der Schule sprechen möchten oder sich Rat suchen, wenn ein Kind oder ein Jugendlicher ihnen etwas anvertraut hat", berichtet Christina Mayer, Leiterin von "Hilda". Sensibilität bei diesem Thema sei sehr wichtig, gerade auch bei den Betreuenden und Lehrkräften, betont sie. Wenn ein Kind oder ein junger Mensch starke Verhaltensänderungen zeige, sei das oftmals ein Alarmsignal. Man müsse dann genau hinschauen.

Christina Mayer. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Anzeichen für sexuellen Missbrauch seien bei Kindern und Jugendlichen unspezifisch und deshalb nicht leicht zu erkennen. Manche Kinder zeigen Essens- oder Spielverweigerung, andere Kinder dagegen leiden unter Schlafstörungen oder reagieren mit aggressivem Verhalten. "Grundsätzlich lässt sich sagen, dass eine gute Präventionsarbeit dabei hilft, Vorfälle zu verhindern", sagt Christina Mayer. Auch hier unterstützt die Fachberatungsstelle, sie erstellt beispielsweise gemeinsam mit Schulen individuelle Konzepte zur Prävention.

Gerade jetzt in der Sommerzeit, zu Beginn der Schulferien mit vielen Zeltlagern, Festivals, Schwimmbadbesuchen oder Abenden an der Isar, rechnet die Hilda-Leiterin mit deutlich mehr Fällen sexualisierter Gewalt. In der Urlaubszeit steige zudem das Risiko für sexuelle Übergriffe oder häusliche Gewalt in Familien. Betroffene sollten sich in diesen Fällen professionellen Fachkräften anvertrauen: "Wir sind für betroffene Frauen, Kinder und Jugendliche da - bei uns gibt es Hilfe."

Hilda - Hilfe ist da!: Telefon: 08161 / 494 740, E-Mail: hilda@diakonie-freising.de ; Frauenhaus Freising: Telefon: 08161 / 91212, E-Mail: frauenhaus@diakonie-freising.de

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