Demenzkranke:Nachsicht hilft im Alltag

Lesezeit: 1 min

Im Alter und bei Krankheit geht alles ein bisschen langsamer

Von Gudrun Regelein

Die Menschen werden immer älter. Bereits im Jahr 2060 wird in Deutschland jeder Dritte mindestens 65 Jahre alt und jeder Siebte sogar 80 Jahre oder älter sein. Auf den ersten Blick ist das vielleicht eine gute Nachricht. Aber: Je älter ein Mensch wird, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er an Demenz erkrankt - diese Krankheit zählt zu den häufigsten im Alter.

Alltägliches, wie Essen, Anziehen, Gehen oder die Toilettennutzung wird für die Betroffenen immer schwieriger und im fortgeschrittenem Stadium nicht mehr alleine zu bewältigen. Oft können sie auch nicht mehr ihre Wünsche und Anliegen äußern oder haben Orientierungsprobleme. Was die Pflege - und die wird überwiegenden von Angehörigen geleistet - aber so besonders schwierig macht, sind die Verhaltensveränderungen beim geliebten Menschen. Vor allem bei Aggressionen bedeutet diese für pflegende Angehörige eine große Herausforderung.

Die Politik hat reagiert, seit Januar gibt es mehr Geld für die Pflege Demenzerkrankter. Daneben gibt es aber noch ein ganz anderes Problem: Nämlich die Stigmatisierung und Ausgrenzung von Menschen mit Demenz. Laut dem Alzheimer-Bericht von 2012 fühlen sich 40 Prozent der Betroffenen ausgegrenzt, häufig sogar von ihren eigenen Freunden und Verwandten. Edith Wesel von der Caritas sieht auch die Gesellschaft in der Pflicht. Es müsse ein anderer Umgang erlernt werden, fordert sie. Alter und Langsamkeit als Teil des Lebens akzeptiert werden. Spezielle Schulungen, beispielsweise für Polizisten und Mitarbeiter bei Banken und Ämtern, werden bereits von der Alzheimer Gesellschaft angeboten. Und es gibt eine Reihe von Hilfsmitteln für die Betroffenen - so auch eine kleine Karte, auf der steht: "Ich habe Demenz, Bitte haben Sie etwas Geduld. Danke." Man sollte sich darauf einlassen, falls diese einem entgegengehalten wird. Ein Ausklammern von Demenz aus dem Alltag wird langfristig zumindest nicht mehr funktionieren.

© SZ vom 13.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: