Das große Schweigen:Rückwirkend glasklar

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Otmar Dallinger möchte sechs Jahre lang Echinger Bürgermeister werden, bis er es schließlich nicht mehr will

Von Klaus Bachhuber, Eching

Nachdem die Meldefrist für Bewerbungen um das Echinger Bürgermeisteramt abgelaufen ist, erschließt sich rückwirkend nun auch, dass Otmar Dallinger (FWG) nicht als Bürgermeister kandidieren wird. Kein anderer hatte seit über sechs Jahren so klar und dauerhaft wiederholt wie Dallinger, dass er 2016 unbedingt antreten und sich für das Amt bewerben möchte. Seinen Rückzug von diesen Ambitionen hat er schweigend vollzogen, eventuelle Unterstützer oder politisch Interessierte werden dann schon sehen, dass er nicht auf der Liste steht.

2010 hatte Dallinger eher aussichtslos als Bürgermeister kandidiert, um mal seinen Fuß in die Tür zu bekommen. Alle Plattformen zur Profilierung in seiner Gruppierung hat er seither besetzt: Ortsvorsitzender, Fraktionsvorsitzender, Spitzenkandidat für den Gemeinderat. Als nach der Kommunalwahl 2014 die Mehrheitsverhältnisse zur Wahl eines Zweiten Bürgermeisters lange Zeit unübersichtlich waren, hat er konstant postuliert, er strebe dieses Amt an, um seine Chancen für die Bürgermeisterwahl zu verbessern.

Dann wurde er Zweiter Bürgermeister. Doch die Umstände der Wahl und Dallingers Umgang mit seinen Führungspositionen haben offenkundig für massive Verwerfungen in der FWG gesorgt. Simon Wankner, langjähriger Vorsitzender, 14 Jahre Gemeinderat und allzeit Vordenker und Seele des Vereins, ist aus der FWG ausgetreten. Hatten unter seiner Ägide die Freien Wähler die politische Debatte am Ort mit Einlassungen von praktischen Anträgen bis hin zu philosophischen Thesen befeuert, jedenfalls aber immer Positionen bezogen, so kann mittlerweile das politische Verhalten der Gruppierung nur mehr erahnt werden. So gibt es auch zur Bürgermeisterwahl, der wahrscheinlich folgenreichsten kommunalpolitischen Entscheidung für die nächsten Jahre, keinen Hauch eines Beitrags durch die FWG, drittstärkste Kraft im Gemeinderat.

Zur Schriftform als Erklärung von Stimmverhalten oder zur Positionierung von Meinungen greift die FWG nur im äußersten Notfall, Anträge im Gemeinderat wären nicht erinnerlich. Festzuhalten ist außerdem, dass es seit der Konstituierung 2014 keine einzige Abstimmung nach Fraktionen gab, bei der die FWG nicht mit der CSU gestimmt hätte. Bei der Streitfrage des Rathausumbaus hatte FWG-Rat Hans Grassl in der Ausschussvorberatung eine Alternativplanung für einen Neubau gefordert, FWG-Rat Christoph Gürtner massiv gegen den Umbau argumentiert - um dann geschlossen mit der CSU den Umbau durchzusetzen. Das immerhin hat Gürtner, der einzige, der sich ansatzweise um Öffentlichkeit bemüht, gerade im ersten Schriftbeitrag der FWG im Ortsnachrichtenblatt seit Juni 2015 zu erläutern versucht.

Übrigens war Dallinger damals mit den Stimmen der CSU zum Zweiten Bürgermeister gewählt worden, während die FWG Thomas Kellerbauer (CSU) zum Dritten Bürgermeister wählte; nachdem Dallinger bis zum Tag vor der Wahl die Position eines Dritten Bürgermeisters als komplett überflüssig bezeichnet und versprochen hatte, nie einen derartigen Handel einzugehen. Als Zweiter Bürgermeister ist er nun in den knapp zwei Jahren so gut wie nie in Erscheinung getreten. Auf entsprechende Sottisen entgegnete er stets, er erfülle sein Mandat vorwiegend im Verborgenen; die öffentliche Repräsentation der Gemeinde jedenfalls obliegt seither ausgiebig Kellerbauer.

In Tonfall und Körpersprache ist es zudem unverkennbar, dass sich FWG-Nestor Hans Grassl und Dallinger auseinandergelebt haben. Grassl soll Dallinger unverblümt angesagt haben, ihn im Fall einer Bürgermeisterkandidatur nicht zu unterstützen. Dallinger wiederum hat vor Monaten den bizarren Beschluss herbeigeführt, die FWG würden, wenn sie denn einen Kandidaten nominierten, nur ihn nominieren, ließen es aber vorerst offen, ob sie einen nominieren würden.

Seither streut Dallinger bereitwillig, dass ein Bürgermeisteramt für ihn als Kaminkehrer ein hohes berufliches Risiko wäre, da er im Fall einer Kandidatur und im Fall einer erfolgreichen Wahl und im Fall, in sechs Jahren nicht wiedergewählt zu werden, beruflich vor dem Nichts stünde. Jüngst wurde auch noch ein Augenleiden diagnostiziert, dass ihn zu einer Operation zwang.

© SZ vom 18.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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