Corona an den Schulen im Landkreis:So schlimm wie nie zuvor

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Die Omikron-Variante lässt die Zahl der Corona-Infizierten an den Landkreis-Schulen rapide in die Höhe schnellen

Von Gudrun Regelein, Freising

Die Corona-Inzidenz bei Kindern und Jugendlichen in Bayern steigt rasant an. In dieser Woche lag sie bereits bei über 2000. Für die Schulen in Bayern, an denen die Präsenzpflicht gilt, bedeutet das eine große Belastung. "Aktuell ist es so, dass wir nicht mehr wirklich hinterherkommen", sagt etwa Wolfgang Korn, Leiter der Moosburger Kastulus-Realschule. Alleine an diesem Freitag gab es dort sechs neue positive Fälle. "Die Zahl der infizierten Schüler ist ganz extrem, so haben wir das in den vergangenen zwei Jahren noch nie erlebt", schildert Korn. Vieles andere, auch Wichtige, müsse liegen bleiben. Trotzdem laufe der Unterricht an seiner Schule einigermaßen. Da aber viele Schülerinnen und Schüler in Quarantäne sind, müsse es in den meisten Klassen ein doppeltes Angebot geben: Präsenzunterricht und zusätzlich Digitalunterricht. Vor einigen Tagen war er in einer Klasse, in der nur noch acht Schüler waren, erzählt Korn. "Der Unterricht wurde dann gestreamt." Wie es weitergehen soll, weiß er nicht wirklich. "Das ist alles nur noch sehr schwer zu organisieren."

Auch am Camerloher-Gymnasium gibt es täglich neue Omikron-Infektionsfälle, teilweise sogar im zweistelligen Bereich, berichtet Leiterin Andrea Bliese. Zuletzt waren etwa 50 Schülerinnen und Schüler von insgesamt etwa 800 wegen eines positiven Tests oder als Kontaktperson in Quarantäne. Zumindest habe man genügend Tests, "aber auch nur, weil wir noch welche auf Lager haben." Derzeit bekommt die Schule alle zwei Wochen 3500 Tests geliefert, bei täglichen Tests in vielen Klassen seien das aber zu wenige.

Die jüngste, wieder mit starker Verspätung eingetroffene Quarantäneverordnung aber sei nicht umzusetzen, schildert die Schulleiterin. "Wir kommen nicht mehr nach." Die an die Schulen delegierte Kontaktnachverfolgung sei extrem aufwendig. Der linke und rechte Banknachbar und alle anderen engen Kontaktpersonen eines an Corona erkrankten Schülers müssen nämlich dem Gesundheitsamt gemeldet werden, dieses müsste dann einen PCR-Test veranlassen.

Bis dahin bleiben die Kontaktpersonen in der Schule, denn: "Wir sind nicht befugt, Schülerinnen oder Schüler nach Hause zu schicken. Wir haben diesen Handlungsspielraum nicht." Bis das überlastete Gesundheitsamt reagiere, seien die vorgeschriebenen fünf Tage Quarantäne zumeist schon vorbei. "Das ist eine hochgefährliche Situation", warnt Bliese. Auch unter den Lehrern gebe es - obwohl die allermeisten geboostert sind - inzwischen Infektionen. Derzeit sind es zwei. Viele Lehrer seien nach zwei Jahren Corona am Ende, schildert Bliese. "Das alles ist unglaublich belastend, nicht nur wegen der Mehrarbeit, die es alleine durch den digitalen Unterricht für die Schüler zu Hause gibt."

Im Sonderpädagogischen Förderzentrum Freising werden in den Klassen eins bis vier Pool-Tests gemacht, ab der fünften Klasse dreimal die Woche ein Schnelltest. Momentan sei man mit Tests noch gut ausgestattet, berichtet Leiterin Daniela Höhn. "Aber falls die Infektionszahlen weiterhin so extrem ansteigen, brauchen wir deutlich mehr." Denn in den Klassen mit einem an Covid-erkrankten Schüler müssen täglich alle anderen getestet werden.

In dieser Woche habe die Schule den bisherigen Höchststand erreicht: Knapp 50 Schülerinnen und Schüler von insgesamt 390 waren positiv getestet. "Dazu kommen noch viele, die in Quarantäne sind", sagt Höhn. Viele Klassen seien derzeit sehr dünn besetzt - was es erleichtere, Abstand zu halten. Die Schüler im Förderzentrum würden grundsätzlich an Einzeltischen sitzen, "das macht für uns die Situation ein bisschen leichter". Dafür gebe es andere Probleme, so sei etwa für hyperaktive Kinder die Maske zumeist sehr störend, die dann immer wieder heruntergerissen wird. Das Lehrerkollegium sei sehr diszipliniert, alle zeigten ein großes Verantwortungsgefühl. Die meisten seien geimpft oder geboostert, sagt Höhn. Dennoch gibt es auch hier einige an Corona erkrankte Lehrer, wenn es derzeit auch nur wenige Fälle sind. "Das Risiko einer Ansteckung ist bei uns durch den engen Kontakt hoch", sagt Höhn. Daneben fehlten einige, da sie in Quarantäne sind oder sich um ihre erkrankten Kinder kümmern müssen. Den Pflichtunterricht könne man dennoch abdecken. "Wir haben uns aber schon Gedanken über einen Notfallplan gemacht", sagt Höhn. So sei im schlimmsten Fall ein Gruppenunterricht mit Abstand für sehr viele Schüler in der Turnhalle denkbar. "Aber das ginge auch nur für einige Tage."

Die Anzahl der Corona-Fälle geht auch an der Grund- und Mittelschule Neustift nach oben. In der Grundschule werden Pooltests durchgeführt, berichtet Leiterin Sabine Jackermaier. "Bei positiven Fällen testen wir zusätzlich intensiv mit Schnelltests." Einige Lehrkräfte seien selbst erkrankt und in Quarantäne. "Da sie Symptome haben, ist auch kein Homeoffice möglich. Sofern man bei Lehrkräften überhaupt von einem Homeoffice sprechen kann." Selbst wenn die betreffende Klasse im Distanzunterricht wäre, müsste diese also ein anderer Lehrer übernehmen. Auch Jackermaier selbst ist derzeit an Corona erkrankt.

© SZ vom 29.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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