Nachhaltigkeit:Schenken , tauschen, teilen und das Klima schützen

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Im Umsonstladen findet sich Hausrat, Kinderbücher, Spiele und Puzzles, CDs, DVDs und eine Kleiderkammer, dort kann jeder einkaufen - bezahlt werden muss nichts. Spenden darf man (Foto: Johannes Simon)

Das "Café Übrig" rettet Lebensmittel, die sonst im Abfall landen würden. Im Umsonstladen "Freischenk" kann man sich allerlei nützlichen Hausrat abholen, den andere nicht mehr brauchen. Beide Einrichtungen feiern eine kleine Erfolgsgeschichte.

Von Gudrun Regelein, Freising

Nachhaltigkeit liegt im Trend: Immer mehr Menschen entscheiden sich für einen bewussteren Lebensstil. Statt etwas wegzuwerfen, wird es repariert, beim Einkauf wird keine Plastiktüte mehr verwendet, beim Kaffee-to-go der Recup-Becher gewählt und die Kleidertauschparty besucht.

Von November bietet nun auch der Landkreis seinen Bürgerinnen und Bürgern einen neuen Service an. Gut erhaltene, sperrige Haushaltsgegenstände werden kostenlos abgeholt, gesäubert und repariert, um dann im Gebrauchtwarenkaufhaus "Rentabel" in Freising wieder verkauft zu werden. Mit dem neuen Angebot will man die Sperrmüllmenge im Landkreis reduzieren, heißt es aus dem Landratsamt.

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"Das Thema Nachhaltigkeit findet auch bei uns ein immer größeres Interesse", sagt Freisings Pressesprecherin Christl Steinhart. Die noch bis zum 5. November laufende Nachhaltigkeitsausstellung "Wege in die Zukunft für Dich und die Welt" und ihr Begleitprogramm (weitere Infos unter: www.freising.de > leben-wohnen > nachhaltigkeitsausstellung) stieß auf eine erfreulich hohe Resonanz. Auch viele Freisinger Akteure nehmen daran teil und stellen sich und ihre Arbeit vor.

Carolin Stanzl (links) und Cora Huhn-Kücükakyüz hinter der Theke im Cafe Übrig. (Foto: Marco Einfeldt)

Das "Café Übrig" beispielsweise. "Es läuft gut", sagt Carolin Stanzl, Mitbegründerin des Vereins Übrig, der sich gegen die Lebensmittelverschwendung stark macht. "Wir können uns nicht beschweren, es gibt Tage, da ist das Café proppenvoll." Anfang des Jahres feierte das Café Übrig an der General-von-Nagel-Straße seine Neueröffnung. Dort werden nicht nur gespendete Lebensmittel zu Gerichten verarbeitet oder Kuchen daraus gebacken, sondern es finden auch immer wieder Veranstaltungen zum Thema Lebensmittelverschwendung und Nachhaltigkeit statt. Für dieses Jahr sei noch eine Vortragsreihe zum Thema nachhaltiges Reisen geplant, berichtet Stanzl.

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Das Publikum sei sehr divers, sagt sie. Alle Altersklassen seien zu finden, Studierende genauso wie Senioren. Seit der Wiedereröffnung kämen auch immer wieder neue Leute. Das Café ziehe nicht nur die "Bubble" von Menschen, die sich eh schon für einen bewussten, einen nachhaltigen Lebensstil entschieden haben, an. "Genau das war eines unserer Ziele", erklärt Stanzl. Menschen, die man zuvor nur sehr schwer erreicht habe, die Themen Lebensmittelverschwendung und Nachhaltigkeit bei einem angenehmen Caféhausbesuch nahezubringen. Das klappe auch schon ganz gut. Immer wieder kämen nun auch Besucher, die Nachfragen haben, sich näher informieren wollen. Mittlerweile sei die Zahl der Mitglieder im Verein auf etwa 170 angewachsen, zu Jahresbeginn waren es noch etwa 100 gewesen.

In Freising sei man aber nicht der einzige Verein, der sich beim Thema Nachhaltigkeit engagiere, es gebe mehr Initiativen - und deren Zahl wachse, betont Stanzl. "Es tut sich etwas." Beim Freisinger Verein "Freischenk" beispielsweise geht es ums Schenken, Tauschen und Teilen. Den ökologischen Umsonstladen an der Landshuter Straße gibt es nun bereits seit knapp zweieinhalb Jahren. "Der Freischenk ist ein Erfolgsmodell", sagt Vorstandsmitglied Peter Berger.

Peter Berger, Vorstandsmitglied vom Verein Freischenk. (Foto: Johannes Simon)

Im Umsonstladen findet sich unter anderem Hausrat, Kinderbücher, Spiele und Puzzles, CDs, DVDs und eine Kleiderkammer, dort kann jeder einkaufen - bezahlt werden muss nichts, dafür gibt es eine Spendenbox. Die Sachen im Laden sind auch Spenden. "Beim Café Übrig werden Lebensmittel gerettet, wir retten Produkte", erklärt Berger. Das reduziere die Abfallmenge und sei gut für das Klima. Viele der "Käufer" kämen irgendwann wieder und brächten eine Kiste voller Sachen, die bei ihnen zu Hause nicht mehr gebraucht werden. "So entsteht ein Kreislauf des Gebens und Nehmens", sagt Berger.

Das ist aber nicht alles: Jeden zweiten Samstag im Monat veranstaltet der Verein, der mittlerweile etwa 120 Mitglieder zählt, ein Repaircafé, zweimal im Jahr dann eine Kleidertauschparty. Als zweites Standbein wird demnächst in Vötting der "Freileih" eröffnet, berichtet Berger. Dort kann man sich verschiedene Werkzeuge oder Küchenutensilien und -geräte, die man nur selten braucht - wie eine Eismaschine - ausleihen. Dort wird es auch einen Hol- und Bringdienst geben.

Mit dem Umsonstladen und dem Repaircafé erreiche man Menschen, die sich zuvor mit Themen wie dem Klimawandel oder den ökologischen Kreisläufen noch nicht befasst haben, sagt Berger. Dabei entstünden Ideen, Gemeinsamkeiten würden entdeckt. "Wir binden Leute, die nicht schon in der Blase sind."

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