Bürgermeisterin in Wolfersdorf:Zeit nehmen und zuhören

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Anita Wölfle ist seit gut 100 Tagen im Amt - wichtig ist ihr, Probleme zu besprechen

Von Katharina Aurich, Wolfersdorf

Anita Wölfle kennt Wolfersdorf und viele der Bürger sehr gut, war ihr Vater doch langjähriger Gemeindechef und sie selbst viele Jahre im Gemeinderat und seit 2014 Zweite Bürgermeisterin. Seit Mai steht sie nun selbst an der Spitze der knapp 3000 Einwohner zählenden Gemeinde und das sei doch etwas anderes, als Stellvertreterin zu sein, sagt die 58-Jährige. Denn nun kämen die Bürger mit allen großen und kleinen Anliegen zu ihr und erwarteten Unterstützung.

Obwohl sie schon viele Gemeinderatssitzungen erlebt hat, habe sie doch in ihrer neuen Rolle vor den ersten beiden Sitzungen Lampenfieber gehabt, bekennt sie. Aber das Wolfersdorfer Gremium handle seit jeher sachorientiert, parteipolitische Querelen gebe es nicht, sagt die Bürgermeisterin. Ganz besondere, feierliche Momente seien die Vereidigungen der neuen Gemeinderäte und auch ihre eigene gewesen.

Ihr Amtsantritt im Mai war ganz anders, als sie sich das vorgestellt hatte. Es gab keine Maifeiern oder Dorffeste, dafür täglich mehrmals E-Mails aus den Ministerien mit neuen, teils sich widersprechenden Informationen in Sachen Corona-Pandemie. Ständig änderten sich die Einschätzungen, letztendlich sollte dann aber jede Kommune selbst entscheiden und dies umsetzen, ärgert sich Wölfle. Sie habe klare Ansagen vermisst, das hätte für sie weniger Stress bedeutet. Sehr froh ist die Bürgermeisterin über ihr drei Amtskollegen in der Verwaltungsgemeinschaft Zolling, die Zusammenarbeit sei "sehr schön, es herrscht eine tolle Kollegialität".

In den ersten hundert Tagen ihrer Amtszeit habe sie sich gründlich eingearbeitet, die wenigen Termine aufgrund der Corona-Pandemie seien dafür natürlich von Vorteil gewesen, denn sie hatte dadurch ausreichend Zeit. Besonders froh ist die Bürgermeisterin über ihren guten Kontakt zu den Einrichtungen der Gemeinde. Im Kindergarten hätten Erzieher und Eltern die Anforderungen der Corona-Pandemie zum Beispiel mit der Erstellung eines Hygienekonzepts sehr gut gemeistert. Als Anerkennung für die Kooperationsbereitschaft der Eltern bleibe die Einrichtung jetzt während der gesamten Ferien geöffnet, so Wölfle.

Ganz wichtig sei ihr, Probleme zu besprechen und sich Zeit für Bürger und Mitarbeiter zu nehmen, denn vieles könne man einfach lösen, wenn man zuhöre. Im Gegensatz zu ihren Vorgängern hat Wölfle kein Büro bei sich zu Hause, sie wolle Arbeit und Privates trennen. Daher ist sie jeden Tag in ihrem Büro in der Verwaltungsgemeinschaft in Zolling anzutreffen. Normalerweise gibt es in Wolfersdorf in der Gemeindekanzlei jeden Dienstagnachmittag eine Bürgersprechstunde, diese fällt aber bisher wegen Corona aus. Ihr neuer Job gefalle ihr sehr gut, sagt Anita Wölfle - und schließlich lebe man in Wolfersdorf "fast noch auf der Insel der Glückseligen", findet sie.

© SZ vom 22.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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