BRK-Rettungshunde:Menschenfreunde auf vier Beinen

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Ob Trümmer oder Lawine - die Hunde des Bayerischen Rotes Kreuzes retten Menschenleben. Eine Eigenschaft ist dabei besonders wichtig.

Kerstin Vogel

Die heimlichen Stars der Veranstaltung sind an diesem Nachmittag im ASZ natürlich die Vierbeiner. Während Birgit und Hubert Wurzacher in einem Vortrag die Arbeit der Rettungshundestaffel des Bayerischen Roten Kreuzes erklären, streichen die "Mitarbeiter" Ascan und Whoopy durch den Raum und lassen sich von den Besuchern ausgiebig kraulen. Damit haben sie auch schon eine der Eigenschaften unter Beweis gestellt, die Bedingung für die Arbeit als Rettungshund sind: Die Rasse ist nicht so wichtig, aber menschenfreundlich müssen die Tiere sein - und auch mit anderen Hunden dürfen sie keine Probleme haben. Ausdauernd sollten sie außerdem sein, gesund natürlich, gehorsam und nicht zu groß oder zu schwer, wie Hubert Wurzacher den rund 20 - überwiegend älteren - Zuhörern erklärt.

Im ASZ Eching zeigen die Rettungshunde des Bayerischen Roten Kreuzes ihr Können. (Foto: Marco Einfeldt)

Gerade für Senioren kann die Arbeit der Rettungshundestaffeln sehr wichtig werden, wie Wurzacher schilderte: Wenn sich etwa ein älterer Spaziergänger im Wald verirrt oder irgendwo stürzt und sich verletzt, ist es für einen Hund, der in der Flächensuche ausgebildet ist, sehr viel leichter, diesen Menschen zu finden, als etwa für Suchketten der Polizei. Die Flächensuche, oft in großen Waldgebieten, mache den Hauptteil der Arbeit in den Staffeln aus, erzählte der Hundeführer weiter: Häufig werde man auch gerufen, wenn ein Kind vermisst werde oder ein Mensch verschwunden sei und einen Abschiedsbrief hinterlassen habe.

Neben der Suche im Gelände gebe es dann noch die Trümmersuche, etwa nach Erdbeben oder größeren Gasexplosionen. Hier könne der Hund viel gefahrloser und genauer die Trümmer absuchen als ein Mensch. In den Bergen unverzichtbar seien die Lawinensuchhunde, so Wurzacher weiter - diese Ausbildung werde bei seiner Organisation, dem Fachdienst Rettungshunde vom BRK München, jedoch nicht absolviert: Der Anfahrtsweg wäre im Fall eine Lawinenabgangs einfach zu lang. Hier entscheiden oft Minuten über das Überleben der Opfer.

Ob Fläche, Trümmer oder Lawine - die Hunde sind in allen Fällen für die Suche nach lebenden Menschen ausgebildet. Wurzachers Ascan kann trotzdem aber auch Verstorbene aufspüren: Er ist auch für die Wassersuche ausgebildet, bei der die Hunde mit ihren feinen Nasen vom Boot aus Wasserflächen absuchen und dabei Ertrunkene aufspüren können.

Der Weg zum Rettungshund gleich welcher Sparte ist lang und zeitaufwendig, wie die Besucher des Vortrags lernten. Schon mit sechs Monaten absolvieren die Hunde in der BRK-Staffel eine Eignungsprüfung. Die Ausbildung dauert anschließend zwei bis drei Jahre und erfolgt ausschließlich spielerisch und ohne Zwang, darauf legt Wurzacher Wert: Einen "Lassie-Drang" gebe es aber nicht, stellte er mit Blick auf den berühmten Fernseh-Collie klar: "Die Hunde lernen einfach, dass Menschen finden schön ist, weil diese Menschen Futter als Belohnung dabei haben."

Großes Erstaunen ernteten die Rettungshundeführer, als sie erzählten, dass sie ihre Arbeit ausschließlich ehrenamtlich leisten. Ob Einsätze nachts um drei, Ausbildung zum Sanitäter, in Trümmerkunde und Einsatztaktik oder stundenlanges wöchentliches Training und zu absolvierende Prüfungen: Bezahlt wird den Hundeführern und ihren Helfern nichts. "Wofür zahlen wir denn unsere BRK-Beiträge?", wunderte sich eine Besucherin leicht empört, konnte von Wurzacher aber beruhigt werden: Die Organisation stelle der Rettungshundestaffel schon einen Bus, die Bekleidung und die Technik für die Einsätze zur Verfügung.

© SZ vom 22.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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