Breite Zustimmung:Neue Heimat für Bienen und Rinder

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Der Neufahrner Gemeinderat segnet das Konzept für das Gelände der ehemaligen Radarstation ab. Zunächst wird dort Fleckvieh weiden, mittelfristig wird es womöglich durch eine seltene Rasse ersetzt

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Radarstation-Honig oder Radarstation-Fleisch - im besten Fall wird so etwas zum Geheimtipp unter Feinschmeckern. In der jüngsten Neufahrner Gemeinderatssitzung war es noch eine augenzwinkernd formulierte Vision, aber ein erster Schritt in diese Richtung ist gemacht: Bei nur einer Gegenstimme von Stephanie Pflügler (Freie Wähler) beschloss das Gremium für die ehemalige Radarstation zwischen Giggenhausen und Massenhausen ein Konzept, das auf dem 6,5 Hektar großen Gelände unter anderem eine Viehhaltung und Bienenzucht vorsieht.

Die Bienen ziehen schon diese Woche ein. Bei den Rindern soll Mitte oder Ende dieses Monats "Almauftrieb" sein, wie Landschaftsplanerin Elisabeth Fisel ankündigte. Derzeit werden ein Weidezaun und ein Unterstand für die Tiere aufgebaut.

Damit das Areal im Landratsamt wirklich als Ausgleichsfläche für das Neubaugebiet Neufahrn-Ost durchgeht, ist noch ein weiterer "Kniff" nötig: Ein Teil der Rinder wird immer wieder mal vorübergehend ins Freisinger Moos gebracht und dort ebenfalls weiden. Dadurch würden im Moos Bedingungen entstehen, unter denen sich Kleintierarten besser entwickeln könnten, erklärte Fisel. So eine Aufwertung einer Landschaft ist Voraussetzung für Ausgleichsflächen. Doch das Gelände der ehemaligen Radarstation kann man eigentlich gar nicht mehr "ernsthaft aufwerten", wie die Landschaftsplanerin sagte. Die Weideflächen werden für zunächst zehn Jahre an einen Landwirt verpachtet, der dort mittelfristig womöglich auch eine seltene Rinderrasse weiden lassen möchte.

Zunächst werde er aber mit Fleckvieh arbeiten, mit dem er bereits vertraut ist, so Fisel. Dass es jetzt eine "Haus- und Hofrasse" sein wird, irritierte Hans Mayer (CSU), und auch Burghard Rübenthal (CSU) wunderte sich. Unter zwei Konzepten habe man sich bewusst für die Idee mit der seltenen Rinderrasse des einen Anbieters entschieden, "jetzt weichen wir davon ab". Dann, so Rübenthal, hätte man auch "alles wie früher lassen können".

In der Vergangenheit hatte ein Landwirt aus Sickenhausen das Areal für seine Bisons gepachtet. Bei einer so intensiven Beweidung würde allerdings die Grasnarbe zerstört, hielt Fisel dagegen, dann gäbe es "keinerlei Anerkennung" als Ausgleichsfläche. Bei den Rindern sei das anders. Die seltene Rasse sei dabei immer nur eine Option gewesen, betonte Fisel. Sie wäre ein "Zuckerl", aber nicht zwingende Voraussetzung.

Ein weiterer Landwirt möchte ehemalige Splitterschutzbunker als Unterstand und Lager nutzen. Mit ihm soll nun ebenfalls ein Pachtvertrag abgeschlossen werden, außerdem mit dem Bienenzuchtverein Massenhausen. Er wird die ehemalige Betriebszentrale und Splitterschutzboxen für die Arbeit mit den Bienen nutzen. Mittelfristig will er dort auch Möglichkeiten schaffen, um Honig zu schleudern. Zudem ist an Schulungen auf dem Gelände gedacht.

Auch eine Kleinwindkraftanlage der TU München sowie Möglichkeiten für Fledermäuse und Greifvogel-Nistplätze auf dem Areal sind im Gespräch. Für Insekten und Kleintiere könnte sich Elisabeth Fisel einen "blütenreichen Hochstaudenzaun" rund um das Gelände vorstellen. Ein Teil des Areals wird für Erholungssuchende zugänglich sein. Für Fisel wären zum Beispiel auch ein Bolzplatz und ein Platz für Vereinsfeste vorstellbar.

Zunächst investiert die Gemeinde insgesamt rund 50 000 Euro. Die Ausgaben würden durch Einnahmen aus dem Baugebiet Neufahrn-Ost refinanziert, so geschäftsleitender Beamter Eduard Sczudlek. Schon bald sollen die Bürger von Giggenhausen und Massenhausen bei einer Veranstaltung über die aktuellen Vorhaben informiert werden.

Josef Eschlwech (Freie Wähler) berichtete von Befürchtungen, dass es trotz der Beseitigung von Altlasten auf dem Gelände der ehemaligen Radarstation noch eine Asbestbelastung geben könnte. Allenfalls der Anstrich von Wänden enthalte noch kritische Stoffe, die dadurch aber gebunden seien, versicherte Fisel. Da müsste man die Wände schon "abschlecken", um ein Problem zu bekommen, sagte die Landschaftsplanerin.

© SZ vom 04.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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