Bis zu 5400 Neubürger im Jahr 2030:Schluss mit Idylle

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Hallertau muss sich auf deutlich mehr Einwohner einstellen

Von peter becker, Au

Mit der Idylle in der Hallertau könnte es bis zum Jahr 2030 vorbei sein. Diese düstere Perspektive drängt sich aufgrund der Zahlen auf, die Kreisbaumeisterin Antonia Seubert im Auer Marktgemeinderat vorstellte. Vorsichtig hochgerechnet, könnten bis zu diesem Zeitpunkt zwischen 4000 und 5400 Personen neu in die Hallertau zwischen Au und Mainburg ziehen. Antonia Seubert zitierte dabei aus einem Zahlenwerk, das bislang noch nicht veröffentlicht ist. Es stammt aus einer Untersuchung zur Entwicklung der Landkreise und Gemeinden rund um den Flughafen. Das Landkreisentwicklungsprogramm, das der Kreistag im Jahr 2012 auf den Weg gebracht hat, soll helfen, die schlimmsten Auswüchse von Zersiedelung abzuwenden. "Wachstum ist gut, aber nur mit Maß und Ziel", sagte die Kreisbaumeisterin. Die Marktgemeinde Au war die erste im Landkreis, in der sie das Zahlenwerk vorstellte.

4000 bis 5400 Personen bis zum Jahr 2030. Diese Zahlen bilden die unterste und die oberste Grenze der Entwicklung, die Seubert aufzeigte. Die niedrigere bedeutet dabei, dass die dritte Startbahn am Flughafen im Erdinger Moos nicht gebaut wird, die höhere den Zuzug im Falle der Flughafenerweiterung. Was den Wohnbedarf angeht, ist die Lage klar. Die vorhandenen Quadratmeter reichen nicht aus, um all die Leute aufzunehmen, die in die Hallertau ziehen werden. "Wohnraum wird knapp werden", prophezeit die Kreisbaumeisterin. Vor allem bezahlbarer. Seubert riet dem Marktgemeinderat, sich auf die Verdichtung von Wohnraum in Au selbst zu konzentrieren. Die Ortsteile sollten von Zersiedelung verschont bleiben. Ähnlich sieht es beim Flächenpotenzial für Gewerbe aus, in dem die Neuankömmlinge ortsnah eine Arbeitsstelle finden könnten.

Seubert sieht als Folge dieser Entwicklung eine Zersiedelung der Landschaft. Deren Erscheinungsbild werde durch neue Wohngebiete und Straßen beeinträchtigt. Der Erholungswert, den in der Gegenwart die Tourismusbranche noch zu vermarkten sucht, wird sinken. Seubert bietet den Gemeinden nun das Landkreisentwicklungsprogramm als Konzept an, um für die Herausforderungen der Region gewappnet zu sein.

Angesichts dieser Prognose warnt Barbara Prügl (GOL), "auf unsere Natur und unsere Landschaft aufzupassen". Ebenso sieht es Zweiter Bürgermeister Hans Sailer (FWG). Er verwies aber auch auf die Möglichkeiten des Marktgemeinderats. "Entscheidend wird sein, was wir zulassen oder nicht zulassen." Wegen des starken Drucks von außen ist er aber pessimistisch, dass dies gelingen wird. Schon jetzt ist der Zuzug aus dem Landkreis München und dem südlichen Landkreis Freising in die Hallertau hoch. "Die Zahlen sind gewaltig", bemerkte Franz Asbeck (FWG) beeindruckt. Dennoch sollt die Marktgemeinde Au versuchen, dieser Entwicklung engagiert zusammen mit dem Landkreis gegenzusteuern.

Stefan Baur (CSU/PfW) wünscht sich ein Konzept für Au, "ohne in der Vergangenheit zu schwelgen oder den Teufel an die Wand zu malen". Bea Seibold (FWG) wies darauf hin, dass der Marktgemeinderat für Au zuständig sei. Entwicklungen außerhalb seiner Zuständigkeit könne er nicht steuern. Bürgermeister Karl Ecker (FWG) betrachtet schnelles Wachstum mit Argwohn. Dabei verwies er auf die Gemeinde Hallbergmoos, die zu Beginn der Achtzigerjahre in etwa so viele Einwohner hatte wie die Marktgemeinde. Mittlerweile hat sie doppelt so viele. Ecker bezweifelt aber, dass dort der Zusammenhalt genauso groß sei wie in Au.

© SZ vom 16.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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