Bienen retten:Hallbergmoos blüht auf

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Die Gemeinde lässt Blumenstreifen anlegen - wo und was genau wird noch festgelegt

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Hallbergmoos will etwas für Biene & Co tun und hat dafür sogar ein Konzept erstellen lassen. Blühstreifen haben die Grünen und der parteilose Gemeinderat Karl-Heinz Zenker schon 2017 beantragt. Bei der jüngsten Sitzung stellte Landschaftsarchitekt Alfons Neumair von der Freisinger Firma Grünplan ein Konzept dafür vor. Die Planer hatten sich zuvor sämtliche Gemeindegrundstücke und Grünstreifen angesehen, insgesamt 34 Hektar, und eruiert, wo Blühstreifen Sinn ergeben. Eines machte Neumair aber gleich klar, ganz einfach und von heute auf morgen geht es nicht.

"Wenn es blütenreich sein soll, braucht man magere Böden, die nicht vollkommen von Gräsern beherrscht sind", erklärte er. Zwei bis drei Jahre dauere es, bis die Blumen kräftig und schön würden. Auch auf Straßenbegleitgrün und Grüninseln seien Blumenwiesen möglich, allerdings dürften sie dann nur noch zweimal im Jahr gemäht werden. Wo Wiesen mit den Interessen benachbarter Landwirte kollidieren, zum Beispiel durch Samenflug, solle man gleich auf Blühstreifen verzichten. "Es soll ja miteinander gehen, nicht gegeneinander", so Neumair. Das Konzept befürworteten die Gemeinderäte schließlich.

Ein Aspekt im Antrag wurde jedoch mehrheitlich abgelehnt. Die angeregten Pachtvergünstigungen für Landwirte, die Felder der Gemeinde bewirtschaften und künftig Blühstreifen anlegen wollen, wird es nicht geben, das haben CSU sowie Teile von Freien Wählern und SPD abgelehnt. Vor allem CSU-Gemeinderat Christian Krätschmer wehrte sich gegen den Absatz in dem Antrag, der zehn Prozent Blühstreifen auf von der Gemeinde verpachteten Feldern verlangte. "Es gibt so viele Gemeindeflächen, wo man Blühstreifen anlegen kann, das muss absolut ausreichen", betonte er. Auch den Vorschlag der Grünen, eine Kann-Regelung einzuführen, wonach die Landwirte, die freiwillig Blühstreifen pflanzen, mit Vergünstigungen belohnt werden, lehnte er ab: "Alles, was da draußen ist und nicht Gemeindegrund, ist absolut überzogen", so Krätschmer.

Er führte dagegen auch den Verwaltungsaufwand ins Feld. Stattdessen stellte er den Antrag, eine Art "Challenge" auszurufen, bei der Privatleute in ihren Gärten Blühstreifen anlegen, und die Gemeinde dann die jeweils doppelte Fläche auf öffentlichem Grund in gleicher Weise gestalte. Den Einwand von Grünen-Gemeinderätin Sabina Brosch, wie es sich denn da mit dem Verwaltungsaufwand verhalte, beantwortete er nicht. Das wird die Verwaltung heraus finden, wenn sie nun prüfen wird, ob Krätschmers Antrag umgesetzt werden kann.

Umsonst versuchte Robert Wäger von den Grünen, die Gegner davon zu überzeugen, dass es nicht darum gehe, Landwirte zu bevormunden. "Es geht darum, zusammenhängende Blühflächen zu schaffen." Heinrich Lemer (Freie Wähler) fand die "Fronten, die sich bei dem Thema sofort auftun, befremdlich". Da in Deutschland nur noch ein Viertel der Insekten existiere, "ist es doch mit der Hand zu greifen, dass etwas passieren muss."

Das, und dieser Beschluss fiel einstimmig, soll nun auf öffentlichen Flächen im Hallbergmooser Sportpark, an Straßen im Gewerbegebiet, im Goldachpark und auch im Süden der Gemeinde passieren. Wo und was, das überlegen die Grünplaner mit den Referenten für Landwirtschaft und Umwelt.

© SZ vom 24.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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