Bezahlbarer Wohnraum  in Kranzberg:Den Druck rausnehmen

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So groß wie die Villa Kranich könnte auch das kommunale Wohnbauprojekt in Kranzberg ausfallen. Es soll in der Nachbarschaft entstehen. (Foto: Lukas Barth)

Auch in Kranzberg steigen die Mieten und Immobilienpreise. Die Gemeinde will darum in den kommunalen Wohnungsbau investieren - wie groß das Projekt wird, ist noch offen

Von Petra Schnirch, Kranzberg

Sehr lang und sehr emotional - so lässt sich die jüngste Sitzung des Kranzberger Gemeinderats zusammenfassen. Das Gremium verabschiedete am Dienstagabend bei vier Gegenstimmen den Haushalt 2017, nachdem der am Tag zuvor im Finanzausschuss noch einmal gründlich umgeworfen worden war. Vor allem die Planungskosten für den kommunalen Wohnungsbau wurden deutlich, von 10 000 auf 100 000 Euro, erhöht.

Die drei CSU-Gemeinderäte Andreas Adldinger, Johann Halbinger und Johanna Haslbeck beantragten, an der Unteren Dorfstraße, am Ortsausgang neben der Villa Kranich, ein größeres Wohnhaus zu errichten, das sich an den Dimensionen der Seniorenwohnanlage orientiert. Darin befinden sich 21 Wohnungen unterschiedlicher Größe. Ein neues Förderprogramm des Freistaats gewähre für solche Projekte einen Zuschuss von 30 Prozent sowie ein Kommunaldarlehen von bis zu 60 Prozent der Gesamtkosten, heißt es in dem Antrag weiter. Bezahlbaren Wohnraum in Kranzberg zu schaffen, steht bei allen Gemeinderäten ganz oben auf der Agenda. Umstritten ist aber die Größenordnung des Vorhabens. Der "dörfliche Charakter" der Ortschaft sollte sich nicht durch "so ein Riesengebäude verschlechtern", sagte etwa Georg Neumair (FWG). Etwa zehn Wohnungen hält er für angemessener.

Entschieden ist mit der Berücksichtigung der Planungskosten im Haushaltsplan noch nichts - wenn sich die Gemeinderäte mehrheitlich dafür aussprechen sollten, könnte aber in diesem Jahr mit der Planung begonnen werden. Über den Antrag soll in einer der nächsten Sitzungen beraten werden. Zuvor will Bürgermeister Hermann Hammerl (FWG) im Landratsamt klären, ob ein solches Gebäude in dieser Lage am Ortsrand überhaupt genehmigt würde.

Mehr Aufregung löste ein weiteres Papier mit der Überschrift "Zukunft Kranzbergs" mit zahlreichen Anträgen für den Haushalt 2017 und die Finanzplanung der kommenden Jahre aus, das neun Gemeinderäte quer durch alle Fraktionen kurzfristig eingereicht hatten. Es war laut Stempel am Freitag, 31. März, im Rathaus eingegangen, am Montag fand bereits die Etat-Beratung im Finanzausschuss statt.

In dem Schreiben kommt eine gewisse Unzufriedenheit zum Ausdruck, dass seit der Klausurtagung des Gremiums bei großen Projekten wie der Baulandausweisung oder dem Turnhallenbau wenig vorangekommen ist. Unterzeichnet haben es Andreas Adldinger, Johann Halbinger, Johanna Haslbeck (CSU), Anton Hierhager (SPD), Sebastian Ströhl (FWG) sowie Martin Oberprieler, Anton Westermeier, Florian Vierthaler und Wolfgang Badhorn (KGL). Weil die Anträge zu kurzfristig eingereicht worden waren, setzte Silvia Tüllmann (FWG) durch, dass darüber nicht abgestimmt wurde. Über die Punkte wird nun voraussichtlich in der nächsten Sitzung diskutiert. In Haushalt und Finanzplanung aber wurde Spielraum für mögliche Investitionen geschaffen: Der Ansatz für die Gewerbeförderung wurde um 10 000 Euro erhöht, der für die Planung einer neuen Sporthalle um 30 000 auf 60 000 Euro.

Zwischendurch kam immer wieder eine ungewohnte Schärfe in die Diskussion. Bürgermeister Hammerl empfand die Stimmung als "etwas aufgewühlt", wie er im Gespräch mit der SZ sagte. Anton Hierhager betonte aber, dass es nicht darum gehe, Unfrieden zu stiften, sondern vielmehr die großen Themen in den Fokus zu rücken, um wieder "mehr Dynamik" in die Diskussion zu bringen. Johann Halbinger plädierte dafür, dass sich die Gemeinderäte im Sommer oder Herbst zu einer Klausurtagung treffen sollten.

Sollte der kommunale Wohnungsbau so verfolgt werden, wie von der CSU vorgeschlagen, würde die Gemeinde 2018 einen Kredit über 2,5 Millionen Euro aufnehmen. Die Pro-Kopf-Verschuldung würde von null Euro Anfang 2017 auf 649,90 Euro bis Ende 2019 steigen. Sonja Kieslinger (FWG) kritisierte, dass "mit den Tausendern nur so rumgeschmissen wird". Sie stimmte ebenso gegen den Haushalt wie Martin Oberprieler, Silvia Tüllmann und Sebastian Ströhl.

© SZ vom 06.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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