Besuch aus dem Landtag:Ortstermin in der Einflugschneise

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Mitten im Moos, am Feldkreuz auf dem Grundstück des Bundes Naturschutz, informieren sich die SPD-Landtagsabgeordneten Isabell Zacharias (3. v. l.) und Florian von Brunn (l.) über die Lage der geplanten dritten Startbahn. (Foto: Marco Einfeldt)

Lärm, verlassene Ortschaften, Kerosingestank: "Aufgemuckt" führt Vertreter der bayerischen SPD durch Gemeinden am Airport. Die Politiker versprechen, eine dritte Startbahn nicht zu unterstützen

Von Regina Bluhme, Freising/Erding

Besuch aus München hatte sich am Mittwoch beim Aktionsbündnis "Aufgemuckt" angesagt. Die beiden SPD-Landtagsabgeordneten Isabell Zacharias und Florian von Brunn sowie der Münchner SPD-Bundestagskandidat Sebastian Roloff besuchten Berglern, Schwaigermoos und Attaching und zeigten sich sehr betroffen von der Situation vor Ort. Zacharias und von Brunn betonten, dass die gesamte bayerische SPD hinter den Startbahngegnern stehe. Einem von Ministerpräsident Horst Seehofer ins Spiel gebrachten Ratsbegehren erteilten sie eine klare Absage.

"Es gibt keinen Bedarf für eine dritte Startbahn", das betonten beide SPD-Landtagsabgeordneten immer wieder. "Da sprechen wir auch im Namen der gesamten SPD", erklärte Florian von Brunn. Ein Teil der Mitglieder sehe derzeit einfach keinen Bedarf, ein Teil lehne das Großprojekt grundsätzlich ab. Seine Partei werde daher auch ein mögliches Ratsbegehren der CSU zur dritten Startbahn auf keinen Fall unterstützen. Das hörten die Mitglieder von "Aufgemuckt" gerne. Sie kämpfen seit Jahren gegen den Bau und hatten sich eine eindrucksvolle Reiseroute für die Besucher aus München ausgesucht.

Am Dorfplatz von Berglern ging es los. "Es war uns wichtig zu zeigen, wie stark auch diese Gemeinde von der Bahn betroffen sein wird", erklärte Helga Stieglmeier, Aufgemuckt-Sprecherin und Grünen-Kreisrätin aus Erding. Die zwei neuen Kindergärten, der Kinderhort und die Grundschule lägen dann direkt in der Einflugschneise, betonte ihr Sprecherkollege aus Berglern, Martin Falkenberg. Bereits jetzt sei der Ort zu Stoßzeiten extrem stark von Lärm betroffen. Davon konnten sich die Besucher gegen 17 Uhr selbst überzeugen. Komme die dritte Bahn, dann werde Berglern sogar über gleich zwei Bahnen angeflogen, fügte Falkenberg hinzu.

Schwer beeindruckt zeigte sich Isabell Zacharias von der inzwischen abgesiedelten Ortschaft Schwaigermoos. Der Anblick der "verlassenen, entseelten Häuser" zeige, dass hier ein Stück Heimat verloren gegangen sei, sagte die SPD-Politikerin. "Das finde ich menschlich so grauselig." Weiter ging es zu einem Feldkreuz.

Dort besitzt der Bund Naturschutz ein schmales Grundstück auf dem Areal der künftigen dritten Bahn. Auch die Erzdiözese München und Freising besitzt dort Grundstücke. Florian von Brunn erkundigte sich nach der Haltung der Kirche. "Beim Statthalter in Freising ist die Haltung ganz klar gegen den Bau", erklärte der Geschäftsführer des Bundes Naturschutz von Freising und Erding, Grünen-Stadtrat Manfred Drobny aus Freising. Kardinal Reinhard Marx allerdings habe immer "ein bisserl herumgeredet", fügte er hinzu. "Aber wir haben Hoffnung."

Als nächstes ging es nach Schwaig zum Flughafenzaun am Ende der Nordbahn. "Das, was Sie hier riechen ist Kerosin", informierte Franz Spitzenberger aus Attaching die Besucher. "Es riecht nicht, es stinkt wie Hölle", lautete der Kommentar von Isabell Zacharias, während ein Flugzeug nach dem anderen in beeindruckender Tiefe über die Delegation hinwegdröhnte. "So wird es dann in Attaching sein", fügte Spitzenberger hinzu.

Vor der 2012 gesegneten Franziskuskapelle in Attaching entrollte Drobny einen Plan von der Gemeinde. In gelben Zickzacklinien war das Gebiet eingezeichnet, das nach dem Bau der dritten Startbahn abgesiedelt werden müsste und in dem Grundstücksbesitzer eine sogenannte "Anspruchsübernahme" haben. 270 Euro pro Quadratmeter werde fürs Grundstück als Entschädigung bezahlt, eineinhalb Kilometer weiter in Freising koste der Grund schon 600 Euro pro Quadratmeter, so Spitzenberger. "Da können Sie sich in der Nähe nichts Adäquates dafür kaufen", sagte von Brunn offensichtlich beeindruckt.

Letzte Station war das Sportheim Attaching. Die SPD-Delegation aus München betonte, wie sehr die Region schon jetzt durch den Flughafenbetrieb belastet sei. Isabell Zacharias sparte auch nicht mit einem Seitenhieb auf die örtlichen CSU-Politiker. Der Freisinger Landtagsabgeordnete Florian Herrmann und Umweltministerin Ulrike Scharf aus Erding zeigten ihrer Meinung nach zu wenig Flagge. Namentlich Herrmann winde sich "wie ein Aal". Mit von der Partie waren auch Freisings 3. Bürgermeisterin Eva Bönig (Grüne) und Ulla Dieckmann, die Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion in Erding.

Isabell Zacharias und Florian von Brunn wollen jetzt in München den Kollegen der insgesamt 42-köpfigen SPD-Landtagsfraktion Bericht erstatten. Womöglich komme er bald wieder in die beiden Landkreise und bringe noch weitere Fraktionskollegen mit, sagte Florian von Brunn.

© SZ vom 04.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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