Besuch aus China in Kirchdorf:Gute Ratschläge für Tianjin

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Der Hochwasserschutz war eines der Schwerpunktthemen, über das sich eine chinesische Delegation in Kirchdorf informierte. (Foto: Marco Einfeldt)

Eine chinesische Delegation informiert sich im Ampertal über den Hochwasserschutz und alternative Energiekonzepte

Von Petra Schnirch, Kirchdorf

Paris, Frankfurt, Freiburg und Kirchdorf - die 3100-Einwohner-Gemeinde im Ampertal braucht den Vergleich mit bekannteren Städten Europas nicht zu scheuen. Trotz der knapp bemessenen Zeit plante eine fünfköpfige chinesische Delegation beim mehrtägigen Europabesuch auch einen Stopp im Landkreis Freising ein. Hier interessierten sie vor allem der Hochwasserschutz und alternative Energiekonzepte.

Nun ist die fruchtbare Zusammenarbeit mehrerer Landkreis-Gemeinden in der Ile Ampertal auch Europakennern im Fernen Osten nicht unbedingt ein Begriff. Zustande gekommen war der Kontakt über Ile-Geschäftsführer Konrad Springer. Delegationsleiter Xiaohu Zhao, Vizepräsident des Tianjin Administrative Institut, kennt ihn persönlich - er ist der Schwiegervater seiner Tochter. Verwandtschaftsbesuch war es dennoch keiner. Bei ihrer Auslandsreise informierten sich die drei Professoren und zwei Vertreter der Stadt Tianjin vor allem über den Katastrophenschutz. Das auf vier Stunden angesetzte Programm im Ampertal mit einigen Ortsterminen stieß bei ihnen auf besonderen Widerhall - dies zumindest signalisierten die Gäste Konrad Springer beim Abschied am Flughafen.

In vielerlei Hinsicht spielt Tianjin, eine Hafenstadt etwa 120 Kilometer südöstlich von Peking gelegen, in einer anderen Liga. Die Provinz hat etwa 14 Millionen Einwohner - zum Vergleich: in ganz Bayern sind es 12,8 Millionen. In der Kernstadt Tianjin leben 3,8 Millionen Menschen, das sind 22 619 pro Quadratkilometer, München kommt auf gerade mal 4598. Mit Hochwasser aber haben beide Regionen zu kämpfen und der Klimawandel verstärkt die Probleme.

Der Bau von Dämmen und Regenrückhaltebecken hat die Situation in der Gemeinde Kirchdorf mittlerweile verbessert. Aufgrund der Topografie im tertiären Hügelland und der großflächigen Äcker lief das Wasser im Einzugsgebiet des Hirschbachs bei starkem Regen sehr schnell ab. Eine Änderung der Bewirtschaftung, etwa durch eine neue Feldeinteilung und einen Anbau quer zum Hang, trägt ebenfalls zum Wasserrückhalt bei. Auch das beschleunigte Zusammenlegungsverfahren in Hirschbach mit einem groß angelegten Flächentausch, das 1998 eingeleitet wurde, stellte die Ile der Delegation aus Tianjin vor. Interesse zeigten die Besucher an den technischen Maßnahmen, die sich am schnellsten umsetzen lassen. Auch kleinere Projekte zeigten Wirkung, sagt Springer, man müsse nicht immer Staudämme bauen.

Im Ampertal sei bereits einiges geschehen, das habe die Präsentation für die Delegation aus China wieder einmal deutlich gemacht, beispielsweise mit dem Gewässerentwicklungskonzept und der Initiative "bodenständig", die sich in Projektgemeinden wie Kranzberg darum bemüht, Verbesserungen gemeinsam mit den Landwirten umzusetzen. Dass es Professoren sind, die nach Kirchdorf gekommen sind, freut Springer ganz besonders, weil sie junge Leute ausbilden - "und wenn es nur Kleinigkeiten sind, die sie mitnehmen."

© SZ vom 23.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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