Bestechende Idee:Badefreuden mitten in der Stadt

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Die Landschaftsarchitektin Susanne Kurfer hat einen Vorschlag für eine Freizeitlandschaft am Fuß des Dombergs entwickelt, der auch eine Jugendherberge vorsieht.

Von Petra Schnirch, Freising

Es ist eine bestechende Idee, die Freisings Innenstadt weiter aufwerten würde: Die Moosach könnte nicht nur in der Oberen Hauptstraße von dem Deckel befreit werden, unter dem sie seit Langem verschwunden ist. Auch am Fuß des Dombergs könnte der Fluss zu einem neuen Blickfang werden - zu einer grünen Oase mit Naturschwimmbad. Ersteres soll bereits 2019/20 umgesetzt werden, letzteres ist eine Überlegung der jungen Landschaftsarchitektin Susanne Kurfer in ihrer Bachelorarbeit an der TU München (TUM).

Überzeugt hat sie damit schon mal den Bund Deutscher Landschaftsarchitekten (BDLA). Die 25-Jährige erhielt den Nachwuchspreis des Landesverbands Bayern. Es sei ihr sehr überzeugend gelungen, "am Fuße des südlichen Dombergs einen Vorschlag für die Entwicklung einer sorgfältig durchdachten Freizeitlandschaft am Ufer der Moosach zu entwickeln", heißt es in der Würdigung der Jury. Neben einem "sensibel eingefügten Flussbad" habe Kurfer "längst fällige Wegeverbindungen und Aufenthaltsräume" geplant.

Unzugänglich und wenig einladend zeigt sich der Südhang des Freisinger Dombergs seit Jahren. Dabei wäre hier eine zusätzliche Wegeverbindung wünschenswert und auch der Freizeitwert des Areals könnte höher sein. (Foto: Marco Einfeldt)

Kurfers Konzept sieht vor, die Moosach am Fürstendamm, kurz vor der Münchner Straße, aufzuweiten. Bisher sind die Grünflächen südlich des Dombergs hier nicht öffentlich zugänglich. Ähnlich wie in der neu gestalteten Ortsmitte von Allershausen sieht die Landschaftsarchitektin am Ufer Sitzstufen vor, dahinter eine kleine Liegewiese. Zwei Brücken verbinden auf Höhe des Naturbads Nord- und Südufer. Der Zulauf der Wasserfläche ist mit Steinen ausgestattet, welche die Flussdynamik erhöhen und Lebensraum für verschiedene Tier- und Pflanzenarten bieten. Die Wassertiefe ist gering, sodass man zu der neu entstandenen Insel mit altem Baumbestand waten kann. Der bestehende Spielplatz am südlichen Moosachufer könnte vergrößert und um Wasserspielgeräte ergänzt werden.

In dem bestehenden Renovabis-Gebäude am Sondermüllerweg könnte sich Susanne Kurfer als Bereicherung ein Café vorstellen, in der ehemaligen Brey-Mühle wäre eine Jugendherberge, die in Freising ja noch immer fehlt, gut aufgehoben. Über die neuen Stege wäre es zum Bahnhof nicht weit. In ihrer Arbeit, die am Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur und öffentlichen Raum bei Professorin Regine Keller entstanden ist, ermöglicht Susanne Kurfer von dieser Seite aus auch den Zugang zum Domberg: über einen Aufzug, von dem man dort über einen Steg auf das Dach der Tiefgarage gelangt.

Mit Sitzstufen und einer kleinen Liegewiese würde die Landschaftsarchitektin Susanne Kurfer den Fuß des Dombergs aufwerten. Für ein Naturbad in diesem Bereich gibt es sogar ein historisches Vorbild. (Foto: Marco Einfeldt)

Während des Studiums hat Susanne Kurfer vier Jahre lang in Freising gewohnt, sie kennt den Domberg also gut. Ihre persönlichen Beobachtungen hätten die Arbeit maßgeblich beeinflusst, erzählt sie. Die Themenstellung lautete "Domberg Freising XXL - unten + oben". Für die Studentin war schnell klar, dass sie sich auf das "Unten" konzentrieren will, da sie dort großes Potenzial sieht. "Aus eigener Erfahrung aus dem ersten Semester wusste ich, dass der Sondermüllerweg in einer Sackgasse mündet, da ich damals versucht hatte, den Domberg zu umrunden."

Sie bedauert, dass es zwischen der Brunnhausgasse und dem Sondermüllerweg keinen öffentlich zugänglichen Weg gibt. Bei den Recherchen für ihre Arbeit stieß sie außerdem auf historische Karten und Texte, aus denen hervorging, "dass früher am Domfuß Gärten, zum Teil zur Nahrungsmittelproduktion, ein Weiher mit einem Zu-und Ablauf in die Moosach, eine Verbindung über die Moosach und sogar zeitweise ein Schwimmbad vorhanden waren", schildert sie. Ein neues Naturschwimmbad in unmittelbarer Innenstadtnähe wäre eine Bereicherung für alle Bürger, findet Kurfer.

Ob ihr Vorschlag eine Chance hat, irgendwann realisiert zu werden, kann Kurfer nicht beurteilen. Es könnte schwierig sein, "die Interessen der Kirche und der Stadt unter einen Hut zu bekommen", glaubt sie. Die betreffenden Grundstücke sind im Besitz der Kirche. Angekommen ist die Idee in der Kommunalpolitik jedenfalls: Bei der Abschlusspräsentation an der TUM war auch Franz Bernack (Freisinger Mitte), Referent für Stadtplanung im Freisinger Stadtrat, anwesend. Außerdem waren die Arbeiten bei einer Ausstellung im Lindenkeller zu sehen. Kurfer arbeitet mittlerweile in einem Landschaftsarchitektur-Büro in Regensburg. Im Juli 2017 schloss sie ihr Studium an der TU München mit dem Bachelor of Science ab, zuvor hatte sie eine zweijährige Ausbildung zur Staudengärtnerin absolviert.

© SZ vom 28.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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