Bestandsaufnahme gestartet:Blockaden beseitigen

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Die Hallbergmooser VdK-Ortsgruppe möchte die Gemeinde barrierefreier gestalten

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

"Weg mit den Barrieren!" Auch Menschen mit Gehbehinderungen, sonstigen Handicaps oder Kinderwagen sollen sich frei bewegen können. Das ist das Ziel einer Kampagne, die der Sozialverband VdK gestartet hat. In Hallbergmoos nimmt die Ortsgruppe jetzt die Gemeinde unter die Lupe und startete die Bestandsaufnahme an diesem Dienstag im Rathaus.

Dort kann Bürgermeister Harald Reents (CSU) zwar einiges an Barrierefreiheit vorweisen, es besteht aber trotzdem Handlungsbedarf. Ein Manko gibt es an der Eingangspforte. Die Tür lässt sich wunderbar leicht öffnen, rasch ist man hindurch und sie gleitet sofort lautlos zurück. Konrad Weinzierl dagegen, im Rollstuhl sitzender Behindertenbeauftragter des Landkreises, verdankt es nur seinem Geschick und seiner Körperkraft, dass er die Pforte ohne Hilfe bewältigen kann. Ein kräftiger Ruck mit dem Arm stößt die Tür auf, dann muss Weinzierl schnell an die Räder greifen, den Rollstuhl fast nach vorne werfen, um zwischen Türrahmen und Tür zu stecken, wenn die Tür zurückkommt. Erst dann kann er, nach einem zweiten Ruck gegen die Tür, nach außen fahren. Nicht nur der Bürgermeister schaute verdutzt. "Da müssen wir nachbessern", sagte er und betonte, immerhin in das Bürgerbüro komme man schon elektrisch.

"Es kann schnell gehen, dass es um die eigene Mobilität nicht mehr gut bestellt ist, ein gebrochener Fuß oder ein Kinderwagen genügen", sagte Barbara Brenner, Ortsvorsitzende des Hallbergmooser VdK. Barrierefreiheit sei nicht nur wichtig für Menschen mit Behinderungen, sondern bedeute mehr Komfort für alle. Deshalb solle die Aktion für das Thema sensibilisieren. Einen Leitfaden hat der VdK für einen Erst-Check entwickelt, abgefragt werden Stufen, Schwellen, Türbreiten mit weniger als 80 Zentimetern, Steckdosen, die unter 40 und über 120 Zentimetern Höhe angebracht sind, kleine Flächen vor Türen, die keine Rollstuhldrehung zulassen. Elemente wie die schicke, in den Raum frei hinein schwebende Treppe im Rathausfoyer können ein Problem sein. "Da stößt sich ein Mensch mit Sehbehinderungen sehr leicht", betonte Konrad Friedrich, SPD-Gemeinderat und Seniorenreferent.

Die Foyertreppe ist ein Beispiel, dass es nicht immer leicht ist mit der Barrierefreiheit. Eine räumliche Abtrennung etwa, sagte Reents, kollidiere mit dem Brandschutz. Zwar sei das Rathaus ein moderner Bau, doch einige Schwächen hätten sich offenbart. Viele davon, wünscht Reents, werde man mit der geplanten Erweiterung tilgen. Weil die Verwaltung mehr Platz braucht, soll der bislang nicht genutzte Westtrakt integriert werden. "Das ist eine gute Gelegenheit, um solche Sachen anzupacken", so Reents, versprach aber keine dritte Behindertentoilette. Immerhin gibt es schon zwei im Rathaus, und die, bestätigte Weinzierl, sind tadellos.

© SZ vom 06.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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