Besonderes Angebot:Abtauchen in virtuelle Welten

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Ganz im Zeichen von Sonic the Hedgehog steht am Dienstag der Gaming-Tag in der Neufahrner Gemeindebücherei. Der Igel, Titelheld einer Computerspielserie, feiert in diesem Jahr seinen 28. Geburtstag (Foto: Marco Einfeldt)

Jeden vierten Dienstag im Monat treffen sich Kinder in der Neufahrner Gemeindebibliothek, um mit altersgerechten Computerspielen zu zocken. Wichtig ist den Buben das Gemeinschaftserlebnis

Von Alexandra Vettori, Neufahrn

Die Sonne brennt vom Himmel, es ist Spätnachmittag, eigentlich Badewetter. Den fünf Burschen, alle sind zehn Jahre alt, ist das total egal. Sie stehen vor der Neufahrner Bücherei und warten, bis ihnen aufgeschlossen wird. Einmal im Monat ist Gaming-Nachmittag, jeden vierten Dienstag, dann wird in der Bücherei nicht gelesen, sondern gezockt - selbstverständlich mit kindgerechten Computerspielen.

Michaela Reidel, die Leiterin der Neufahrner Bücherei, zuckt nur mit den Schultern bei der Frage, wie es sich denn mit dem Bildungsauftrag vertrage, hier Computerspiele zu veranstalten. "Die Bibliotheksaufgaben haben sich total verändert. Büchereien sind Kommunikationszonen, ein dritter Aufenthaltsort neben Arbeit oder Schule und Wohnen." Und sie fügt auch gleich hinzu: "Deshalb kämpfe ich ja um neue Räume, weil es sehr viele Leute gibt, die hier die unterschiedlichsten Sachen machen, zum Beispiel auch viele, die hier lernen und über Referaten sitzen." In vielen Bibliotheken gebe es zum Beispiel so genannte Maker Spaces, Experimentierecken rund um naturwissenschaftliche Themen. So etwas hätte Michaela Reidel für Neufahrn auch gerne, "aber den Platz haben wir nicht".

An diesem Dienstag kommt den Buben keiner in die Quere. Eigentlich nämlich ist da geschlossen. "Dienstag ist unser Event-Tag geworden", sagt Reidel, da gibt es oft Kindertheater, Klassenführungen oder eben die "Bib-Games", wie der Computerspielnachmittag auch heißt. Man dürfe auch keineswegs annehmen, betont sie, dass beim gemeinsamen Spielen keine Kompetenzen gefragt sind. Was sie am liebsten beim Bib-Game mögen, da müssen die Buben nicht lange überlegen: "Dass man sich mit anderen trifft, daheim kann man immer nur alleine spielen", sagt Tim, die anderen nicken. Und Levin fügt hinzu, sonst leihe er sich aber auch Bücher hier aus. Welche Spiele er mag? Pokémon und das Bauspiel Minecraft. Kyrill hat beim vergangenen Mal gewonnen, er bekommt heute ein Stofftier.

Neun Spieler sind es schließlich geworden, als Jana Hupfer, die im Bücherei-Team für die Game-Nachmittage zuständig ist, die Glastüre öffnet. Alle zahlen ihre zwei Euro, erhalten einen Stempel, "beim siebten Mal ist es umsonst", erklärt Kyrill. Gemeinsam geht man in den Keller, wo sich die Jugendbibliothek befindet. Es ist herrlich kühl und dunkel hier. Die Atmosphäre ist gespannt und konzentriert, als die drei Spielstationen angestöpselt und die Spieler ausgelost werden. Nur am Tisch in einer Ecke werden leise Worte gewechselt, dort backen zwei Burschen mit Natalie Berndl von der Mobilen Jugendarbeit giftgrün gefärbte Muffins. "Sonic hat heute Geburtstag, das feiern wir", sagt Jana Hupfer und erklärt auf den verständnislosen Blick der Besucherin hin: "Sonic ist eine Computer-Spielfigur, die heute 28 Jahre alt wird." Dass sie sich selbst so gut mit Computerspielen auskennt, erklärt die junge Frau mit ihrem älteren Bruder, "da bin ich so hineingewachsen". Mittlerweile gibt es viele unterschiedliche Sonic-Spiele, an diesem Nachmittag werden nur sie gespielt, Sonic zu Ehren. Und die Buben stimmen tatsächlich nach kurzem Zögern ein Geburtstagslied für Sonic an, bevor sie die Controller in die Hände nehmen und in virtuelle Welten abtauchen.

© SZ vom 29.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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